Hämmerling Group kritisiert Zollverfahren und Rolle des BRV dabei
Seit Sommer 2017 läuft es nun schon, das Verfahren der Europäischen Union zur Einführung von Zöllen auf Lkw-Reifen aus China. Initiiert durch das sogenannte „Bündnis gegen unfaire Reifeneinfuhren“ steht die abschließende Entscheidung der EU – für spätestens Anfang November erwartet – nun unmittelbar bevor und sollte damit einen Zeitraum großer Unsicherheiten und Unplanbarkeiten für viele Unternehmen des Reifenmarktes beenden. Auch wenn weiterhin unklar ist, ob Antidumping- und/oder Antisubventionszölle überhaupt kommen und, wenn ja, in welcher Art und Höhe, so scheint für einige Beobachter im Markt bereits jetzt klar zu sein: Es profitieren im Moment lediglich die großen Hersteller mit ihren Zweit- und Drittmarken. Die hiesige Runderneuerungsbranche aber, die über den internationalen BIPAVER und den deutschen BRV Mitbetreiber des Verfahrens ist und sich als größtes Opfer von „unfairen Reifeneinfuhren“ präsentiert, tritt trotz hoher vorläufiger Antidumpingzölle weiterhin auf der Stelle und scheint nicht von den Verschiebungen im Markt profitieren zu können. Bei der Hämmerling Group fragt man sich nun, da die vorher erwarteten Marktentwicklungen belegt seien, warum die Verbände sich so einseitig für die Neureifenhersteller stark machten, während sich Vorteile für den Reifenhandel und die Runderneuerer durch Zölle offenbar nicht ergeben? arno.borchers@reifenpresse.de
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Stellungnahme des BRV zur Kritik der Hämmerling Group
Selbstverständlich kann man zu einem Sachverhalt – hier das Anti-Dumping und Anti-Subventionsverfahren der EU bezüglich Lkw-Reifen aus der Volksrepublik China und die Rolle des BRV in diesem Kontext – unterschiedlicher Meinung sein und auch Kritik üben, sollte sich dabei aber bitte auf dem Boden der Tatsachen bewegen:
Schon lange vor 2017 hatten die Mehrzahl der im BRV organisierten unabhängigen Runderneuerer vor dem Hintergrund permanent rückläufiger Runderneuerungszahlen den BRV als ihren Fachverband im Ergebnis durchgeführter Runderneuerungskonferenzen beauftragt, Maßnahmen zur Stabilisierung der insbesondere Lkw-Runderneuerung vorzubereiten und einzuleiten. Diese waren und sind a) die Initiative “Deutschland runderneuert” zur Verbesserung des Images der Runderneuerung, in dessen Ergebnis beispielsweise die Förderung runderneuerter Lkw-Reifen per se als Umweltprodukte im Rahmen von De-minimis erreicht werden konnte. Und b) den Schutz der Runderneuerung vor insbesondere chinesischen Billigimporten, die zu bestimmten Teilen auch nicht runderneuerungsfähig sind, zu organisieren. Im Übrigen wurden diese Maßnahmen in den genannten Runderneuerungskonferenzen, zu der alle Runderneuerer eingeladen waren, einstimmig gefasst und es wurde darüber auch permanent in Trends & Facts berichtet. Gegenteilige Auffassungen wurden bis dato definitiv keine gegenüber dem BRV artikuliert, im Gegenteil.
Was das Anti-Dumping- und das Anti-Subventionsverfahren betrifft, sind diese rechtsstaatlich eindeutig geregelt und von der Welthandelsorganisation bestätigt. Dazu kann sich jeder sachkundig machen und wird dabei feststellen, dass dazu umfangreiche Marktuntersuchungen, Analysen etc. vorzulegen sind, die beweisen, dass die Antragsteller, hier u.a. der europäische Runderneuerungsverband BIPAVER (in dem der BRV maßgebliches Mitglied ist), tatsächlich als Branche betroffen sind. An dieser Stelle sei nachdrücklich daran erinnert, dass die Lkw-Runderneuerung in der EU bis 2014 und darüber hinaus um 25% und die in Deutschland um 20% zurück gegangen war und insgesamt über 80 Runderneuerer in der EU ihre Produktion einstellen mussten. Dies wird in den Verfahren dann aber nicht als gegeben hingenommen, sondern unabhängig von der Europäischen Kommission vor Ort in mehreren betroffenen Unternehmen tatsächlich untersucht. Die Ergebnisse wurden jeweils veröffentlicht und in bestimmten Fristen konnten auch Einsprüche etc. eingereicht werden. Also für alle Beteiligten ein völlig transparentes Verfahren.
Nachweislich haben sich seit der Eröffnung der Anti-Dumping- und Anti-Suventionsverfahren, der zollrechtlichen Erfassung der Importe aus China und der Veröffentlichung der vorläufigen Anti-Dumpingzölle die Zahlen der Lkw-Runderneuerungen in Deutschland und der EU wieder stabilisiert und sind z.T. auch wieder gestiegen. Wenn das bei der Firma Hämmerling augenscheinlich nicht zutrifft, tut uns das leid, aber marktrelevant ist es nicht. Gerne kann der BRV hierzu das entsprechende Zahlenmaterial zur Verfügung stellen.
Insofern dem BRV zu unterstellen, er würde eher einseitig die maßgeblichen Neureifenhersteller und deren Zweit- und Drittmarken unterstützen, als die unabhängigen Runderneuerer, entspricht schlicht und einfach nicht den Tatsachen.
Bonn, den 04. Oktober 2018
Mit freundlichen Grüßen
Bundesverband Reifenhandel
und Vulkaniseur-Handwerk e.V.
Hans-Jürgen Drechsler
Geschäftsfürer