RTC-Gesellschafter Bänex setzt im Reifenhandel auf mobile Dienstleistungen
Immer mehr Flotten und Fuhrparks ziehen es heute vor, dass ihre Reifen nicht mehr beim Händler vor Ort ummontiert werden, sondern dass dieser stattdessen den Service dort erbringt, wo die Fahrzeuge sind: beim Kunden. Der Grund für diese sich ändernden Kundenansprüche sind prozessuale und betriebswirtschaftliche Erwägungen. Ein Unternehmen, das sich in den vergangenen Jahren diesbezüglich ganz gezielt einen Namen in der Branche gemacht hat, ist die Bänex Reifen- und Fahrzeughandel und Service GmbH. Das Unternehmen mit Sitz in Königsborn bei Magdeburg unterhält sechs Standorte mit 35 Mitarbeitern und sieht sich auch hier ganz klar als qualitätsorientierter Dienstleister mit Sachkompetenz. Die Königsdisziplin im Dienstleistungsgewerbe Reifenhandel sei es aber, die eigenen Angebote nahtlos in die Bedürfnisse des Kunden zu integrieren. Mit anderen Worten: Der Dienstleister ist erst dann wirklich erfolgreich, wenn der Kunde nicht nur angebotene Produkte und Dienstleistungen erhält, sondern wenn Angebote und Dienstleistungen nach den Wünschen des Kunden weiterentwickelt werden.
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Für Erich Bänecke und seinen Sohn Erik – heute beide Geschäftsführer von Bänex Reifen & Autoservice (so die übliche Firmierung im Markt) – sind die Reifen, die das Unternehmen seit seiner Gründung 1992 verkauft „Beiwerk“. Hatte sich Bänex nach der Wende zunächst stark auf den Landmaschinenhandel konzentriert, so setzte man ab Anfang des neuen Jahrtausends vorrangig auf Reifen. Folglich wirkt die entsprechende „Beiwerk“-Aussage etwas irritierend.
Im Gespräch mit der NEUE REIFENZEITUNG erläutern Erich und Erik Bänecke indes, dass sich darin auch nicht der Wandel des Unternehmens und seiner sechs Filialen zu einem Kfz-Betrieb bzw. zum maximal auf Autoservice ausgerichteten Reifenfachhändler widerspiegelt. Was die beiden Geschäftsführer damit indes ausdrücken wollen, ist der Kern ihres Erfolgsrezeptes: Service.
Auch wenn es nach Hochglanzbroschüre klingt, hat Bänex dem Motto „Service ist unsere Stärke“ in den vergangenen Jahren doch auch deutliche Taten folgen lassen und will damit nicht zuletzt auch das eigene Unternehmen und dessen Angebot wandeln. Erich Bänecke (66) erinnert sich dabei zurück an die Zeit nach der Wende, als man mit dem dann neugegründeten Betrieb bei der sprichwörtlichen Null anfing. Während viele vom Erfolg verwöhnte Reifenhändler im Laufe der Zeit Genügsamkeit zum Geschäftsmodell erklärt haben und mit der Nicht-Anpassung an sich schrittweise ändernde Anforderungen des Marktes fast immer gut fuhren, konstatiert Erich Bänecke, nehme er heute eher schon einen „Mechanismus der Angst“ im Markt wahr, zu groß seien die vermeintlichen Herausforderungen heute. Die Reaktion vieler im Markt scheine dabei dieselbe: Tatenlosigkeit. Der Bänex-Seniorchef habe hingegen zeitlebens mit seinem Unternehmen immer darauf geachtet, auch den sich wandelnden Bedürfnissen seiner Kunden auf Schritt und Tritt zu folgen.
Dass die Bänex-Verantwortlichen Reifen als „Beiwerk“ klassifizieren, liegt aber nicht nur daran, dass sich mit ihm heute kaum mehr eine erkleckliche Marge machen lässt, wenn man mal von den hohen zweistelligen EBIT-Margen vieler Hersteller absieht. Diese Klassifizierung liege vielmehr daran, da Bänex sich in den 24 Jahren seit der Unternehmensgründung auf eine Kundschaft ausgerichtet hat, die großen Wert auf die Qualität der Dienstleistung legt und eben nicht ausschließlich auf den billigsten Preis schielt.
Diese Ausrichtung des Unternehmens zeigt sich dabei am beeindruckendsten im Vor-Ort-Service. Während es im Markt etliche Unternehmen gibt, die ausschließlich einen mobilen Pannenservice anbieten und damit für Nutzfahrzeugflotten ein Vertragspartner bzw. Dienstleister sind, setzt Bänex ganz gezielt auch auf die Vor-Ort-Montage direkt beim Kunden. Eine entsprechende Ausrichtung des Unternehmens sei nicht nur eine Antwort auf die sich ändernden Bedürfnisse vieler Kunden. Vielmehr sehen Erich und Erik Bänecke darin auch das Gebot betriebswirtschaftlicher Notwendigkeit. Während sich kleine Betriebe im Reifenfachhandel mit einem Standort trotz der schwierigen Marktverhältnisse noch vergleichsweise leicht über Wasser halten könnten, seien mittelständische Betriebe wie Bänex mit seinen sechs Filialen darauf angewiesen, sich organisatorisch so aufzustellen, dass effiziente und effektive Prozesse etabliert werden. Eine entsprechende Organisationsform zur Selbstverwaltung zu finden, die sich auch trägt und rechnet, kostet indes Geld. Folglich seien ertragsstarke Dienstleistungen zu forcieren. Darüber hinaus müsse man auch auf der Einkaufsseite durch wachsende und RTC-gebündelte Umsätze – Bänex ist Mitglied der RTC-Kooperation –, wettbewerbsfähige Einkaufspreise generieren. Dennoch haben sich die Bedürfnisse der Großkunden in den vergangenen Jahren – auch mit dem sich analog dazu entwickelnden Dienstleistungsangebot – neu ausgerichtet. Das klassische Endkundengeschäft mit Pkw-Reifen findet immer noch zu 100 Prozent in den Bänex-Filialen statt, daran habe sich nichts geändert. Und daran soll sich nach dem Willen der Geschäftsführer auch nichts ändern. Jedoch werden bis zu 20 Prozent der Pkw-Flottenfahrzeuge (Tendenz steigend) von Bänex aber bereits beim Kunden vor Ort montiert, während es bei Nutzfahrzeugen, Erdbewegungsmaschinen und Ackerschleppern bereits bis zu 75 Prozent Vor-Ort-Montagen sind.
In den kommenden Wochen, wenn das Umrüstgeschäft wieder auf vollen Touren läuft, wenn Pkws mit Winterreifen und Nutzfahrzeuge wenigstens mit neuen Traktionsreifen ausgestattet werden, dann ist wieder die Zeit der mobilen Bänex-Montageeinheiten gekommen. Aktuell im Einsatz befinden sich sechs voll ausgestattete Werkstattwagen zur Montage von Reifen; die Servicefahrzeuge – fünf 7,5-Tonner und ein Zwölftonner – sind dabei außerdem das Jahr über stark im Pannenservice eingebunden und werden freilich auch außerhalb der Saison zum Umrüsten genutzt. Um gerade auch den Pannenservice bei Nutzfahrzeugreifen schnell erbringen zu können, muss der Dienstleister nicht nur eine entsprechende ‚Werkstatt auf Rädern’ haben. Vielmehr ist auch ein nahezu lückenloser Lagerbestand an Lkw-Reifen vonnöten. Laut Erik Bänecke könne man jederzeit rund 99 Prozent der Bedürfnisse decken.
Neben den Werkstattwagen sind bei Bänex noch die sogenannten Modulträger im Einsatz. Mit diesen abstellbaren und ausklappbaren Werkstätten für den Einsatz beim Kunden vor Ort können einerseits EM- und Landwirtschaftsreifen – allgemein Großreifen, also auch Landwirtschaftsreifen jeder Größe – sowie andererseits auch Pkw-Reifen montiert werden. Neben diesen beiden Absetzcontainern hat Bänex noch eine mobile Industriereifenpresse für Reifen bis 20 Zoll (eine 25-Zoll-Presse ist für 2017 in Planung) sowie die sogenannte „Tire Hand“, durch deren Einsatz die Montage in Steinbrüchen und Tagebaue von Radgrößen mit bis zu 4,05 Metern Durchmesser und einem Radgewicht von bis zu 6,6 Tonnen erleichtert wird.
Während allein der Einsatz in der Werkstatt bei Bänex eine regelmäßige Schulung der Mitarbeiter vonnöten mache, so Erik Bänecke, und denkt dabei auch an die vielfach angebotene serviceorientierte Reifenreparatur, die für viele Kunden ein wichtiges Angebot sei, so sei dies durch die Ausrichtung auf den mobilen Dienst noch mehr vonnöten. „Wir verkaufen eine technische Dienstleistung“, so der Geschäftsführer weiter und sieht die Monteure beim Kunden vor Ort natürlich auch als Repräsentanten des Unternehmens, die mit Kompetenz überzeugen sollen. Ein Dienstleister müsse sich „um die Probleme seine Kunden kümmern“ können, so Erik Bänecke. Da diese mitunter überaus komplex sind, machen sie eine regelmäßige Schulung des Werkstatt- und Verkaufspersonals nur noch wichtiger.
Schulungen stehen immer auch in enger Verbindung mit Zertifizierungen durch Hersteller oder nach bestimmten Normen und Standards. So ist Bänex Michelin-Exelagri-Partner für Landwirtschaftsreifen und durch Michelin und Rema Tip Top für die EM- und AS-Reifenreparatur zertifiziert. Ebenfalls ist das Unternehmen Bridgestone-OTR-Elite-Partner; natürlich ist man auch für die Montage von Pkw- und Lkw- und EM- Reifen (von Michelin) zertifiziert. Bänex Reifen & Autoservice ist außerdem als Mitglied der Kooperation RTC nach ISO 9001:2008 zertifiziert, „was auch eine hohe Qualität unserer Produkte und Dienstleistungen garantiert“, so die Kooperation dazu auf ihrer Internetseite. Die RTC bietet dabei in ihrem eigenen Schulungszentrum in Ludwigsfelde-Genshagen bei Berlin in regelmäßigen Abständen Trainings- und Weiterbildungsmaßnamen an. Dadurch soll „ein hohes Produkt- und Fachwissen der RTC-Betriebe erreicht“ werden.
Dass sich die bedingungslose Ausrichtung auf serviceorientierte Angebote auszahlt, kann man zumindest an den Umsatzkennzahlen sehen. Wie Erich Bänecke berichtet, wachse das Unternehmen kontinuierlich. Inklusive der per Ende des vergangenen Jahres übernommenen neuen, jetzt sechsten Bänex-Filiale (in Stendal) habe das Unternehmen seinen Umsatz immerhin um 30 Prozent steigern können. In Königsborn bei Magdeburg rechnet man folglich für das laufende Jahr daher erstmals mit einem Umsatz von über sechs Millionen Euro. arno.borchers@reifenpresse.de
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