Philippsburg-Schließung: Aus Drohung seit gestern Abend Gewissheit
Bei seinem Vortrag gestern Abend anlässlich einer Gemeinderatssitzung in Philippsburg ließ Jürgen Titz keinerlei Zweifel daran, dass aus dem Plan Wirklichkeit werden könnte. Der für Goodyear Dunlop verantwortliche Group Managing Director im DACH-Markt unterstrich vor den rund 400 Besuchern der eigens in die Stadthalle verlegten Sondersitzung des Gremiums, dass an der Schließung des baden-württembergischen Pkw-Reifenwerks in Philippsburg kein Weg mehr vorbeiführe. Die Schließung sei alternativlos, argumentierte Titz. Das Werk in Philippsburg sei das kleinste der derzeit sechs Reifenwerke des US-Konzerns auf deutschem Boden; dort können jährlich rund fünf Millionen Reifen gefertigt werden, worunter sich vorwiegend Reifen kleinerer Durchmesser befinden. Die Entscheidung, das Werk zu schließen, sei aber keine wirtschaftliche Entscheidung gewesen, sondern „eine strategische Marktentscheidung der europäischen Geschäftsführung des Goodyear-Dunlop-Konzerns“, wird Titz in der Lokalpresse zitiert; diese Entscheidung sei erst Anfang Oktober gefallen.
Der Reifenhersteller bot unterdessen 450 der 890 von der Schließung bedrohten Arbeitern einen Arbeitsplatz in einem der anderen Goodyear-Dunlop-Reifenwerke an. Das nächstgelegene Reifenwerk ist in Hanau, 130 Kilometer von Philippsburg entfernt. Der Deutschland-Chef von Goodyear Dunlop wurde freilich von zahlreichen Besuchern der Gemeinderatssitzung für die Schließungspläne kritisiert. Bürgermeister Stefan Martus warf dem Konzernmanagement schwere Fehler während der vergangenen Jahre vor: „20 Prozent Marktanteil verlieren und keine Bewegung nach rechts oder links, also da muss man ganz klar sagen, hier hat irgendeiner richtig massiv geschlafen und ist jetzt aufgeweckt worden.“ Unterdessen setzt der Betriebsrat des Konzerns, der in Deutschland rund 7.600 Mitarbeiter hat, weiter auf Verhandlungen, um die drohende Schließung vielleicht doch noch abzuwenden. ab
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