MWSD expandiert nach Deutschland mit Schmiede-Lkw-Rädern und neuer Gesellschaft
Das Unternehmen Motor Wheel Service steht seit über 80 Jahren für Räderkompetenz. Dabei hat sich das britische Unternehmen als Motor Wheel Service Distribution (MWSD) vor 35 Jahren auf den Vertrieb von Nutzfahrzeugrädern konzentriert. Während die unternehmerischen Anfänge freilich dem Stahlrad gehörten, setzt der in Manchester ansässige Anbieter seit gut einem Jahrzehnt – in Kooperation mit dem Hersteller Wheels India – in seiner Ausrichtung stark auf das Schmiederadgeschäft und liefert die entsprechenden Marken Xlite und Xbrite+. Nun wollen die MWSD-Verantwortlichen zum Beginn des neuen Jahres auch in Deutschland mit einer eigenen Gesellschaft Fuß fassen, wie Operations Director Matthew Mardle in einem Gespräch mit der NEUE REIFENZEITUNG verriet. Ziel der Gründung: MWSD will seinen Aftermarket-Vertrieb deutlich ausbauen und sich damit mittelfristig auch für die ganz großen deutschen OE-Kunden unter den Trailerherstellern empfehlen.
Als sich Motor Wheel Service Distribution vor gut zehn Jahren dem Produkt des Schmiede-Lkw-Rades verschrieb, steckte der Markt noch in den Kinderschuhen; ausschließlich die Alcoa Corporation aus den USA hatte sich hier bereits Expertise und eine gewisse Marktbedeutung erarbeitet, später gefolgt noch von Speedline (gehört seit 2007 zur Ronal-Gruppe). Mittlerweile, so die Annahme, haben die Räder aber weltweit aufgrund ihrer Vorteile beim Gewicht, bei ihrer Stabilität und bei ihrem Aussehen nennenswerte Marktanteile erlangt, wobei man auch bei MWSD keine Prozentzahlen zu den Marktanteilen zu nennen vermag. Dass der britische Anbieter schon früh auf diesen Zug mit aufsprang, lag ursprünglich eher an einem Zufall, wie Kevin Ryan erläuterte. Der Technical Director steht seit fast 30 Jahren in den Diensten der von John Ellis geführten MWS Distribution Ltd. und kennt die Unternehmensgeschichte gut. Als man vor 35 Jahren in den Vertrieb von Nutzfahrzeugrädern einstieg, hatte man bereits seit Jahrzehnten mit dem Räderhersteller Wheels India Ltd. (WIL) geschäftlich zu tun, und zwar über den Vertrieb von Speichenrädern für klassische Fahrzeuge. Als WIL dann mit dem Vertrieb von Nutzfahrzeugrädern begann, sahen die Verantwortlichen in Großbritannien darin auch für ihren heimischen Markt großes Potenzial – und stiegen ein. Der indische Räderhersteller gehört zur weit verzweigten ebenfalls indischen TVS Group, gilt als einer der größten Stahlräderhersteller der Welt und konnte im vergangenen Jahr einen Umsatz von 272 Millionen Euro generieren. Folglich begann auch MWSD nach zehn Jahren im Lkw-Rädergeschäft ab Anfang der 1980 Jahre damit, Stahlräder von Wheels India in Großbritannien und in Europa zu vertreiben. 2005 dann begann der indische Hersteller die Produktion von geschmiedeten Lkw-Rädern, die weltweit vertrieben werden sollten – Kunde MWSD war einer der ersten Ansprechpartner für den europäischen Markt und sollte daraufhin auch die exklusiven Vertriebsrechte erhalten, die heute sogar Russland und die Türkei mit einschließen.
Nach einem guten Jahrzehnt im Geschäft mit Schmiede-Lkw-Rädern will MWSD nun die nächste Entwicklungsstufe seines Wachstums zünden und kann dabei auf große Erfahrungen mit dem britischen Markt vertrauen. Wie Matthew Mardle – kam im März von Giti Tire Europe, wo er European Supply Chain Director und General Manager für Deutschland war, zu MWSD – und Kevin Ryan im Gespräch mit der NEUE REIFENZEITUNG erläutern, sei man auf dem britischen Markt bereits fest etabliert. Dazu gehören Liefervereinbarungen mit nahezu allen britischen Trailerherstellern, aber auch feste Vertriebspartnerschaften mit großen Netzwerken des britischen Reifenhandels, wozu etwa auch die Michelin-Tochter ATS Euromaster zählt, oder mit den Servicestationen der Lkw-Hersteller. An die Produktionsbänder der Lkw-Hersteller selbst liefert MWSD hingegen keine Räder. Ein starkes Produkt, eine starke Marke sowie ein starkes Netzwerk im Reifenhandel, das den Ersatzbedarf der Endverbraucher – also der Flotten – sowie deren Servicebedarf decken kann, sei dabei die Bedingung für eine breite Akzeptanz in der Erstausrüstung. Diese wiederum bedingt ihrerseits stark den Ersatzbedarf im Markt. Unternehmen, die den Durchbruch an beiden ‚Fronten’ schaffen wollen, also in der Erstausrüstung wie auch auf dem Ersatzmarkt bzw. dem Aftermarket, müssen hier schrittweise vorgehen. Den nächsten Schritt will MWSD nun in Deutschland nehmen.
Während der britische Anbieter hierzulande bereits seit Längerem vertreten ist, die Marken Xlite und Xbrite+ über Wiederverkäufer im Aftermarket vertreibt, will man jetzt mit der Gründung einer eigenen Gesellschaft die Präsenz auf dem deutschen Aftermarket deutlich ausbauen und damit mittelfristig auch bei den großen Trailerherstellern Fuß fassen, zeichneten die beiden Marken sich doch „als Produkt mit Premiumqualität“ aus, so der Operations Director. „Wir haben großes Vertrauen in diese Produkte und bieten einen echten Mehrwert mit unserem Premiumprodukt“, befindet Mardle weiter.
Was ist geplant? Die neue GmbH soll zum 1. Januar 2017 gegründet werden und soll MWheels GmbH heißen; Sitz der Gesellschaft wird dann in der Region Köln sein; eine Entscheidung dazu falle alsbald. Wie Operations Director Matthew Mardle betont, sollen sich dort zu Beginn zwei bis drei Mitarbeiter um die Belange des Marktes und der (potenziellen) Kunden dort kümmern. Diese neuen Mitarbeiter sollen dabei vor allem den Kontakt zu Netzwerken und zu größeren Filialisten und entsprechend mit Lkw-Reifen und -Rädern professionell aufgestellten Einzelhändlern herstellen, „die das Geschäft gemeinsam strategisch entwickeln“ wollen, so Mardle weiter. MWSD wolle dabei nicht nur Räder absetzen. Vielmehr soll die langfristig angelegte Kooperation auf Gegenseitigkeit ausgelegt sein. Im Mittelpunkt der Firmengründung stehe dabei ganz klar das Geschäft mit geschmiedeten Leichtmetallrädern für Lkws. Der Vertrieb von Stahlrädern oder von Kompletträdern, die MWSD in Großbritannien für gleich mehrere Reifen- bzw. Trailerhersteller als Dienstleister produziert und mit denen das Unternehmen ein hohes Maß an technischer Kompetenz nachweist, sollen kurzfristig nicht Gegenstand des neuen Unternehmens sein. Die neue deutsche Gesellschaft wird eine 100-Prozent-Tochter der MWS Distribution Ltd. sein. Die Lagerlogistik und folglich die umfassende Lieferfähigkeit wiederum sollen durch einen externen Dienstleister in Deutschland gemanagt werden, wobei man sich diesbezüglich noch nicht auf einen Partner festgelegt habe.
Beim Geschäft mit Schmiede-Lkw-Rädern komme es auf allen Seiten auf das notwendige Know-how an, so der Operations Director weiter. Folglich will MWSD seinen neuen Vertriebspartnern in Deutschland auch umfassende technische Schulungen sowie die üblichen den Verkauf unterstützenden Materialien und Leistungen anbieten. Gemeinsam wolle man die Marken, die Markenbekanntheit und die Märkte entwickelt und – ganz allgemein gesprochen – „das Geschäft gemeinsam entwickeln“, und zwar „langsam, strategisch und nachhaltig“.
Gerade ein Blick auf die Basics von Schmiede-Lkw-Rädern offenbaren die Notwendigkeit einer engen Partnerschaft mit den Retailern und Serviceprovidern vor Ort. Ein Beispiel: Während eine durchschnittliche Stahlfelge etwa 41 Kilogramm auf die Waage bringt, kommen Xlite- und Xbrite-Felgen mit 40 Prozent weniger aus, also mit 24 Kilogramm; gegossene Lkw-Räder kämen in diesem Vergleich auf immer gut 30 Kilogramm Gewicht. Gleichzeitig sind die Schmiederäder durch ihr aufwendiges Produktionsverfahren mit hochfestem Aluminium, einer speziellen Wärmebehandlung und der Nachbearbeitung durch CNC-Fräsmaschinen aber auch deutlich stärker – von einem Faktor fünf im Vergleich zu konventionellen Stahlrädern ist hier die Rede. Und – das ist einer der zentralen Punkte, die Händler entsprechend verargumentieren und für die sie geschult werden müssen – sie sind leider auch rund vier Mal so teuer wie herkömmliche Stahlräder gleicher Größe. Dieser deutliche Mehrpreis zahle sich aber bei vielen Lkws schnell durch die Möglichkeit aus, zusätzliche bezahlte Ladung transportieren und Kraftstoff einsparen zu können, da der Zug pro Rad eben 15 bis Kilogramm Gewicht einspart. arno.borchers@reifenpresse.de
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