First Stop und Pneuhage starten ihren „Weg in die Zukunft“
Partnertagungen sind der richtige Ort, um die Beziehungen zu stärken und Dinge voranzutreiben, um gemeinsame Ziele festzulegen und den Weg dorthin. Und sie sind der Ort um zu beweisen, dass man sich auch vor öffentlich geäußerter Kritik nicht scheuen muss, zeigt dies doch, dass Hersteller und Händler die Zusammenarbeit und den Gegenüber ernst nehmen und keine nur für die Öffentlichkeitsarbeit aufgehübschte Beziehung pflegen. Wer erstmals auf einer First-Stop-Partnertagung zu Gast ist, mag sich wundern, wie offen und mitunter lautstark hier um die Sache gestritten wird. Aber auf den zweiten Blick zeigt sich, dass die Beteiligten – also der Hersteller Bridgestone, die First-Stop-Zentrale und die Partner in Deutschland und Österreich – allesamt sehr von dieser Auseinandersetzung profitieren. Anlässlich der Anfang Februar in Neuss tagenden First-Stop-Konferenz zeigte sich einmal mehr: Die Partnerorganisation ist eigentlich gesund bis ins Mark, gerade weil sie den Diskurs offen pflegt. Entsprechend sind auch die Erwartungen an das (voraussichtlich) Anfang Juni startende Joint Venture zwischen der Pneuhage-Gruppe und dem Bridgestone-Konzern – die First Stop’ler blicken folglich mit großer Zuversicht nach vorn. Einen nennenswerten Beitrag dazu konnte Peter Schütterle leisten, Inhaber der Pneuhage-Gruppe, der gleich zweimal vor die versammelten First-Stop-Partner trat und sprach.
Dieser Beitrag ist in der März-Ausgabe der NEUE REIFENZEITUNG erschienen, die Abonnenten hier auch als E-Paper lesen können. Sie sind noch kein NRZ-Abonnent? Das können Sie hier ändern.
Während das Programm der zweitägigen Zusammenkunft in Neuss natürlich viele Punkte enthielt, die man so auch von Zusammenkünften anderer Reifenhandelsorganisationen kennt – etwa die obligatorische Ausstellung der Industriepartner, die bei First Stop in diesem Jahr mit 34 Ständen voll ausgebucht und damit ein großer Erfolg war –, ließ ein Blick in die Tagesordnung bereits im Vorfeld große Erwartungen aufkommen. Danach war Pneuhage-/Interpneu-Inhaber Peter Schütterle, dessen Organisation ab Juni dieses Jahres im Rahmen des mit Bridgestone gegründeten Joint Ventures Pneuhage Partners Group die Geschicke der First-Stop-Organisation leiten wird, gleich zweimal mit Redebeiträgen vorgesehen. Ihm fiel dabei nicht nur die Ehre zu, die Zusammenkunft mit einem Schlusswort zu beenden und die First-Stop-Partner damit ins Wochenende zu verabschieden. Deutlich wichtiger und von allen anwesenden First-Stop-Partnern erwartet, waren seine angekündigten Ausführungen zum Stand der Planungen unter dem Dach der Pneuhage Partners Group. Folgerichtig stand die Tagung auch unter dem Motto „Road to the Future“ („Weg in die Zukunft“).
Nachdem im vergangenen Sommer erstmals über die Gründung des Joint Ventures zwischen der Pneuhage-Unternehmensgruppe und Bridgestone berichtet wurde, ‚litt‘ der Markt unter einer Informationsknappheit. Der Grund dafür war aber nicht eine selektive Form des Mitteilungswesens, sondern dass es eben erst ab der Genehmigung des Joint Ventures durch die europäischen Wettberbshüter im vergangenen August offizielle Gespräche zwischen den Beteiligten geben durfte. Auch wenn – so ist bekannt und steht natürlich auch zu erwarten – seither regelmäßige Treffen zwischen den beiden Unternehmen stattfinden und über den Stand derselben auch den First-Stop-Partnern und deren Händlerbeirat berichtet wird, so kursieren konkrete Informationen zu den Plänen der Verantwortlichen in der Pneuhage Partners Group bisher offensichtlich kaum. Peter Schütterle warb in Neuss dafür entsprechend um Verständnis. Offiziell dürfe sich die Pneuhage-Gruppe noch gar nicht in die Führung der First-Stop-Organisation einbringen und dort schon gar keine Entscheidungen treffen bzw. mitgestalten. „Das geht rechtlich erst nach der Übertragung und macht vieles etwas schwieriger“, so der Unternehmer – Jahrgang 1952 –, der sich den First-Stop-Partnern mit seinem Auftritt in Neuss als zugänglicher Vollblutreifenhändler mit fast 40-jähriger Branchenerfahrung im Handel und „in der Führung eines Partnersystems“ präsentierte. Erst dann, wenn das Pneuhage-Bridgestone-Joint-Venture zum 1. Juni wie geplant auch offiziell an den Start geht, werde sich dies entsprechend ändern können, so Schütterle weiter.
Der Inhaber der Pneuhage-Unternehmensgruppe könne natürlich „nachvollziehen, dass Sie sich fragen: Wie geht es denn jetzt alles weiter?“, rief er den in Neuss anwesenden Händlern zu, und hatte dafür immerhin und durchaus Beruhigendes in petto. Auch wenn er noch keine Detailplanungen bekannt geben könne, so betonte er doch, was sich unter seiner Regie und der von Erwin Schwab (Geschäftsführer Pneuhage Partners Group) und Rolf Hosefelder (Vertrieb und Marketing Pneuhage Partners Group) ab dem Sommer jedenfalls nicht ändern werde. Schütterle machte klar, es werde weiterhin zentrale Ansprechpartner und eine persönliche Betreuung geben. Auch werde es weiterhin „eine besondere Unterstützung seitens Bridgestone in der Vermarktung geben“ genauso wie auch Betreuungen zum Werkstattablauf und Schulungen. Auch soll das Thema Autoservice – bei First Stop traditionell ein besondere Stärke – weiterhin ein wichtiger Bestandteil des Angebotes der Zentrale bleiben, wo auch immer diese dann genau angesiedelt sein wird. Außerdem will Schütterle bzw. die Pneuhage Partners Group weiter in das First-Stop-Partnersystem und die Marke investieren und weitere Partner werben. Und: „Bleiben Sie selbstständig und frei? Aber natürlich!“ Auch dürften die First-Stop-Partner ihre Betriebszahlen weiterhin für sich behalten, schmunzelte Schütterle und reagierte damit auf eine der Forderungen des First-Stop-Beiratsvorsitzenden Peter Deubzer, die dieser kurz zuvor in seinem „Bericht des Händlerbeirats“ angemahnt hatte.
Es sei gerade das vom Reifenhändler aus Speichersdorf bei Bayreuth seit sechs Jahren geführte Gremium, das Schütterle als „starkes Sprachrohr“ bezeichnete, von dem er gleichzeitig aber auch „wichtige Impulse“ für die zukünftige Zusammenarbeit erwarte. In einer Partnerschaft sei „es immer wichtig, dass beide Seiten zum Gelingen des Alltags beitragen“ müssten, mahnte Schütterle eine sach- und zielorientiere Diskussionskultur unter dem Dach der neuen Pneuhage Partners Group an; man wolle „Ideen und Vorhaben sehr gerne gemeinsam besprechen“, das Ziel sei „Stabilität und Kontinuität“ in der Zusammenarbeit.
Auch wenn Peter Schütterle mit seiner 20-minütigen Rede am ersten Tag der First-Stop-Tagung wirklich nur wenig Konkretes zur Zukunft der First-Stop-Organisation sagen konnte, wie er betont bedauerte, so zeigten sich die anwesenden Händler doch alles andere als enttäuscht. Gegenüber der NEUE REIFENZEITUNG äußerten vor Ort nahezu ausnahmslos alle angesprochenen Partner, wie sehr ihnen die Rede des Pneuhage-/Interpneu-Inhabers im Ton und in der Sache gefallen habe. Vielen First-Stop-Partnern war Peter Schütterle bis dahin nicht persönlich bekannt. Es sei daher nur folgerichtig gewesen, sich umfassend privat und beruflich vorzustellen und dabei den First-Stop-Partnern die Hand zur Zusammenarbeit und auf eine erfolgreiche Zukunft zu reichen. Die Präsenz der Verantwortlichen aus Karlsruhe – auch im Rahmen der Ausstellung der Industriepartner – kann dabei als erfolgreiche vertrauenbildende Maßnahme verbucht werden, so jedenfalls der Eindruck in Neuss. Wenn die First-Stop-Partner sich der Pneuhage Partners Group in Zukunft anvertrauten, wolle Schütterle „im Gegenzug versprechen, mein Möglichstes für eine erfolgreiche, gemeinsame Weiterentwicklung zu tun“.
Erste Schritte: Personal
Zu den ersten Entscheidungen, die das Joint Venture ab Juni sicherlich offiziell fällen muss, gehört eine ganz wichtige Personalentscheidung. Bekanntlich wechselt der bisherige Leiter Partnerbetriebe Thies A. Völke demnächst komplett als Retail Procurement Manager Europe in die Bridgestone-Europazentrale. Der in den Reihen der First-Stop-Händler allseits geschätzte Manager verabschiedete sich zwar in Neuss bereits von den Partnern, die aktuell in Deutschland 161 und in Österreich 20 Betriebe hätten, ließ aber auch wissen, dass er während der Übergangsphase bis zum Juni der Organisation schon noch zur Verfügung stehe.
Schütterle machte in Neuss klar, es werde auch in Zukunft jemanden geben, „der sich zu 100 Prozent verantwortlich um die Leitung des Partnersystems kümmern wird“. Das Bewerbungsverfahren für die Völke-Nachfolge laufe bereits, erste Bewerbungsgespräche hätten bereits stattgefunden. Auch andere Personalentscheidungen stehen an. So teilte in Neuss First-Stop-Marketingmanager Christian Blazekovic mit, er werde zukünftig bei Bridgestone Deutschland Verantwortung tragen; auch er bleibe der Bridgestone-Handelsorganisation aber bis zum Sommer weitestgehend erhalten.
Stärke der Organisation
Wie eingangs erwähnt, kommt ein Großteil der Stärke der First-Stop-Organisation nicht unbedingt aus der vermeintlichen Stärke des Industriepartnerns Bridgestone, dem größten Reifen- und Gummiartikelhersteller der Welt, sondern eben aus der Auseinandersetzung um die Sache, die die Beteiligten auch in der Öffentlichkeit nicht zu führen scheuen. Ein entsprechender Diskurs baut gegenseitigen Druck auf, sicher. Aber er schafft vor allen Dingen auch Vertrauen ineinander und darin, dass die Partner sich zu gemeinsamen Zielen bekennen und diese auch gemeinsam erreichen wollen; in dieser Entwicklungsfähigkeit liegt eine der großen Stärken und Anziehungskräfte der First-Stop-Organisation.
Üblicherweise fällt es dem Vorsitzenden des Beirates zu, im Rahmen seiner Rede vor den Partnern die soeben beschriebene Stärke der First-Stop-Organisation zu beweisen, und zwar indem er auch vermeintliche Missstände öffentlich anspricht. Es entspricht bekanntlich nicht dem Naturell von Peter Deubzer, der in Neuss im Übrigen für eine dritte dreijährige Amtszeit in den Beirat (und von den sechs Mitgliedern dort zu deren Vorsitzenden) gewählt wurde, Kritik nur im stillen Kämmerlein vorzutragen; wenn der Beiratsvorsitzende spricht, sind ‚Neulinge‘ in den Reihen der First Stop oder erstmalige Gäste der jährlich stattfindenden Tagung in der Regel staunend-sprachlos. Deubzer gilt aber nicht nur als Freund klarer Worte, sondern eben auch als durchaus treffsicher, wenn er etwas oder jemanden im Namen der First-Stop-Partner aufs Korn nimmt.
Zwei Beispiele: Unter den First-Stop-Partnern gibt es im Grunde genommen seit Jahres bereits Klagen über die Modalitäten, wie direkt beim Hersteller Bridgestone (etwa über die zuletzt stark wachsende First-Stop-Plattform „Partnereinkauf“, über die 2016 ein Einkaufsvolumen von 23,5 Millionen Euro abgewickelt wurde) eingekaufte Ware abgerechnet wird. Das Abrechnungssystem sei dermaßen kompliziert und schwerfällig und vermutlich auch fehlerbehaftet, dass Deubzer kurzerhand Schulungen für alle bei Bridgestone kaufenden First-Stop-Partner von Bridgestone-Deutschland-Geschäftsführer Andreas Niegsch forderte. Außerdem seien in Zukunft alle Rabatte, Boni usw. auf der Rechnung auszuweisen und sofort vom KB- bzw. Nettopreis in Abzug zu bringen, so die von Deubzer anlässlich seiner Rede vorgetragene „Forderung der Partner“. Bereits im Vorfeld zur Tagung in Neuss, insbesondere aber während der Zusammenkunft selber zeigten sich die Beteiligten allesamt zuversichtlich, bald schon eine Lösung für das Abrechnungsproblem zu haben.
Das zweite Beispiel: die Betreuung der First-Stop-Partner durch Bridgestone, sofern es um die Vermarktung von Lkw-Reifen geht. Deubzer – selber kein Lkw-Reifenvermarkter – kritisierte die Mannschaft um Christophe Poméon und den neuen Director Commercial Products selber gleich mit, die Betreuung der Händler lasse sehr zu wünschen übrig, mit anderen Worten: sie finde fast nicht mehr statt. Während sich der Hersteller ganz bewusst auf die Betreuung von Großkunden unter den Flotten konzentrieren wolle und folglich keine Zeit mehr für die „kleinen“ First-Stop-Händler finde, machte Peter Deubzer deutlich, viele Lkw-Reifenhändler seien nur deshalb zu First Stop gekommen, um von Bridgestone – dann als den Stammlieferanten – direkt zu günstigen Konditionen beliefert zu werden. Auch dürfe es nicht sein, dass sich Bridgestone schlichtweg über die Konditionsgestaltung aus der eigenen Organisation ‚auspreise‘. Auch wenn Poméon vor den Händlern bereits betonte, Bridgestone werde sein Vermarktungskonzept nicht grundsätzlich ändern, so versprach der gebürtige Franzose doch, er wolle in Zukunft die Partner stärker integrieren und vor allem sollen kurzfristig Besuche durch den Bridgestone-Außendienst bei den Lkw-Reifenvermarktern unter den First-Stop-Partner stattfinden. Poméon und sein Lkw-Reifenvertriebsteam sollten erfahren, „wie die Stimmung und die Lage bei den Partnern bezüglich der Vermarktung von Bridgestone-Lkw-Reifen derzeit ist“, begründete Deubzer seinen Druck im Nachgang auf die Tagung in einem Schreiben. arno.borchers@reifenpresse.de
Schreiben Sie einen Kommentar
An Diskussionen teilnehmenHinterlassen Sie uns einen Kommentar!