Michelin-Pläne: Wo im Konzern sollen Meyer Lissendorf und MLX stehen?

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Seit dem vergangenen Herbst gehört der Großhändler Meyer Lissendorf sowie dessen MLX-Systemzentrale dem Michelin-Konzern. Bisher wurden Veränderungen dort – wenn sie überhaupt stattgefunden haben – in der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen. Im Interview mit der NEUE REIFENZEITUNG erläutert Dieter von Aspern, seit Kurzem Geschäftsführer von Meyer Lissendorf und MLX (beide Andernach) und außerdem im Michelin-Konzern im neuen Geschäftsbereich Distribution Direktor Großhandel Europa, welche Pläne der französische Reifenhersteller durch die neuerliche Akquisition verfolgt und wie diese zum Vorteil für seine MLX-Partner werden sollen. „Nur ein sich insgesamt erfolgreich entwickelnder Partner trägt zu einer auch erfolgreich im Markt positionierten MLX-Kooperation bei“, so von Aspern.

button_nrz-schriftzug_12px-jpg Dieses Interview ist in der Februar-Ausgabe der NEUE REIFENZEITUNG erschienen, die Sie hier auch als E-Paper lesen können.

NEUE REIFENZEITUNG:

Sie haben im vergangenen Jahr den Großhändler Meyer Lissendorf zusammen mit der Systemzentrale MLX erworben. Was war dabei das strategische Ziel?

Dieter von Aspern:

Die Übernahme erfolgte Ende September 2015. Seit vielen Jahren gab es bereits eine sehr vertrauensvolle und erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Meyer Lissendorf und Michelin. Die Initiative zum Verkauf ging von den damaligen Eigentümern aus. Dies passte zu der Grundsatzstrategie mit der Übernahme der Ihle AG, sich im bedeutenden Absatzkanal Großhandel direkt zu engagieren. Meyer Lissendorf ist ein organisch gewachsener Großhändler, der einen sehr guten Zugang zu Kunden mit regionalen Schwerpunkten in Deutschland hat. Das Unternehmen hat über Jahre ein stabiles Partnerschaftsnetzwerk von unabhängigen Unternehmern aufgebaut und verfügt über ein beträchtliches Know-how im Komplettradgeschäft. Letztendlich eine gute Ergänzung zum internationalen Netzwerk der Ihle Baden-Baden AG.

NEUE REIFENZEITUNG:

Können Sie denn den Übernahmepreis nennen?

Dieter von Aspern:

An dieser Stelle keine Überraschung für Sie – zum Kaufpreis machen wir keine Angaben.

NEUE REIFENZEITUNG:

Inwiefern hat sich oder wird sich das Angebot an Produkten und Dienstleistungen der Zentrale an die MLX-Partner ändern, etwa in Bezug auf die angebotene Reifenmarken?

Dieter von Aspern:

Die angebotenen Reifenmarken richten sich in erster Linie an der Bedürfnislage unserer Kunden/Partnerschaftsbetriebe aus. Historisch hat sich über viele Jahre eine gute Position von Michelin bei Meyer Lissendorf entwickelt. Wir werden unseren Kunden ein breites Portfolio an Marken anbieten. Die Qualität des Angebotes in Service und Preis-Leistung ist entscheidend.

NEUE REIFENZEITUNG:

Konkret gefragt: Gibt es oder wird es eine verpflichtende Abnahmemenge an Michelin-Reifen geben?

Dieter von Aspern:

Verpflichtende Abnahmemengen im Sinne von Zwang machen in einer Partnerschaft keinen Sinn. Es ist für uns wichtiger, ein gemeinsames Verständnis über die generellen Ziele in unserer Zusammenarbeit zu entwickeln.

NEUE REIFENZEITUNG:

Und wie werden sich die angebotenen Systembausteine insgesamt weiterentwickeln?

Dieter von Aspern:

An einer Weiterentwicklung der Systembausteine arbeiten wir aktuell. Hierzu befragen wir zurzeit auch alle unsere MLX-Partner nach ihren Bedürfnissen und Vorstellungen. Im Sommer wird es eine nationale Tagung aller Partner geben. Dies ist der gegebene Anlass, über die Konzeptinhalte zu reden.

NEUE REIFENZEITUNG:

Und beim Einkauf, wie geht es dort weiter?

Dieter von Aspern:

Einkaufsvorteile sind aus einer Zusammenarbeit mit Ihle und Meyer Lissendorf zu schöpfen. Daraus können sich auch Vorteile für unsere Lieferanten ableiten.

NEUE REIFENZEITUNG:

Welche Pläne haben Sie in Bezug auf das Flottengeschäft? Aktuell rechnen die MLX-Partner über Servicequadrat ab.

Dieter von Aspern:

Das Flottengeschäft für die MLX-Partner ist in der Breite noch nicht von hoher Bedeutung. Daher sind Fragen zu diesem Dienstleistungskonzept nicht von hoher Priorität.

NEUE REIFENZEITUNG:

Wie sind die Pläne in Bezug auf das Personal der MLX-Systemzentrale und der Strukturen und Funktionen dort?

Dieter von Aspern:

Die MLX-Systemzentrale ist im Interesse unserer Partner von sehr schlanker Struktur. Vorrangig ist für uns, wie wir mit den Partnern das Dienstleistungskonzept weiterentwickeln. Die Organisation wird dieser Entwicklung folgen, wenn wir hierzu das Erfordernis sehen.

NEUE REIFENZEITUNG:

Will Michelin die MLX-Partner langfristig als Franchisepartner an sich direkt, an Euromaster oder an die EFR binden?

Dieter von Aspern:

Das MLX-Partnernetzwerk ist leistungsfähig und hat eine klare eigenständige Position im Markt. Daran wollen wir festhalten. Im Übrigen entscheiden maßgeblich die Unternehmer unserer Partnerbetriebe, wohin sie ihre Betriebe entwickeln wollen. Am Ende muss das MLX-Angebot einen Mehrwert für unsere Partner bringen und daran haben wir selbstverständlich zu arbeiten.

Aktuell gehören zum MLX-Netzwerk deutschlandweit rund 250 Partner mit insgesamt 270 Outlets

Aktuell gehören zum MLX-Netzwerk deutschlandweit rund 250 Partner mit insgesamt 270 Outlets

NEUE REIFENZEITUNG:

Wie sind die Wachstumsziele, die Sie für die Kooperation formuliert haben?

Dieter von Aspern:

Wir möchten in das Wachstum der Kooperation in den nächsten Jahren investieren. Heute haben wir ein Netzwerk von rund 250 Partnern mit insgesamt etwa 270 Outlets.

NEUE REIFENZEITUNG:

Welche Rolle spielen die MLX-Partner zukünftig in Bezug auf Ihre anderen Unternehmen im Retailbereich, also Euromaster und die Ihnen nahestehende EFR?

Dieter von Aspern:

MLX-Partner sind ein wichtiges Bindeglied zum Endkunden und ermöglichen – wie andere Netzwerke auch, die in Eigenregie oder Partnerschaften arbeiten – eine professionelle Entwicklung von Dienstleistungen zur Vermarktung von Qualitätsprodukten – auch aus dem Hause Michelin.

NEUE REIFENZEITUNG:

Welche Rolle spielt die Michelin-Tochter Meyer Lissendorf zukünftig für die Entwicklung der MLX-Kooperation? Wird es dort eine schrittweise Entflechtung beider Unternehmen geben?

Dieter von Aspern:

Meyer Lissendorf bringt insbesondere sein Know-how als Großhändler mit Fokus auf Reifen und Räder ein und hat ein fundamentales Interesse, einen sehr guten Service zu bieten.

NEUE REIFENZEITUNG:

Etliche MLX-Partner sind gleichzeitig Hankook-Masters-Partner. Sind solche Doppel-Mitgliedschaften im Sinne von Michelin?

Dieter von Aspern:

Wir unterstützen unsere MLX-Partner mit Marketing- und Vertriebskonzepten rund um das Thema Reifen, Räder und angrenzende Servicebereiche. Wir werden sicherlich verstärkt den Michelin-Konzernverbund nutzen, um Mehrwert für das Geschäft unserer Partner zu bieten. Dies gilt zum Beispiel für die vielfältigen Angebote aus dem Bereich der technischen bis hin zur betriebswirtschaftlichen Schulung. Angebote von anderen Lieferanten wie z. B. von Hankook stehen dazu in keinem Widerspruch. Am Ende gilt der Grundsatz: Nur ein sich insgesamt erfolgreich entwickelnder Partner trägt zu einer auch erfolgreich im Markt positionierten MLX-Kooperation bei. ab

 

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