Goodyear trägt „Digitalisierung des Reifenhandels“ Rechnung
Ohne großes Aufhebens davon zu machen, hat Goodyear Ende Juli – gewissermaßen heimlich, still und leise – seine frisch renovierte Webpräsenz ins Netz gestellt. Damit will der Hersteller eigenen Worten zufolge der „Digitalisierung des Reifenhandels“ Rechnung tragen. Zumal eine engere Verzahnung von klassischem mit digitalem Geschäft als in verstärktem Maße entscheidend für den Erfolg in der Reifenbranche gesehen wird. „Die zunehmende Informationssuche im Internet und die gleichzeitig anhaltend hohe Bedeutung der fundierten Beratung durch einen Experten als wichtigster Entscheidungsfaktor von Endverbrauchern machen veränderte Ansätze in der Kundenansprache erforderlich“, erklärt Michael Kohl, Director Marketing Consumer für die DACH-Region (Deutschland, Österreich, Schweiz) bei Goodyear Dunlop Tires Germany.
Der Fokus bei den Internetauftritten der Marken Goodyear und Dunlop – eine entsprechend überarbeitete Website Letzterer wird derzeitigen Planungen zufolge Ende des Jahres an den Start gehen – soll zukünftig auf der Produkt- und Händlersuche liegen. Was das bedeutet, kann man beim Besuch der neuen Goodyear-Seiten sofort erkennen: Schon auf der Homepage wird der User quasi an die Hand genommen bei seinen Recherchen nach dem für ihn „richtigen Reifen“. Gleich an prominenter Stelle kann er sich entscheiden, ob er das Ganze über eine Reifen- oder Händlersuche angehen will. „Wir möchten Reifenkunden noch besser bei ihrer Suche unterstützen und ihnen gleichzeitig eine Abkürzung auf dem Weg zum Händler bieten“, erklärt Kohl diesen Ansatz. Schließlich würden sich die meisten Reifenkunden mittlerweile vor einem Kauf online informieren.
In diesem Zusammenhang wird auf die Ergebnisse einer vergangenes Jahr von dem Unternehmen beim Marktforschungsinstitut IPSOS in Auftrag gegebenen repräsentativen Befragung verwiesen. Demnach hat sich dabei nämlich herausgestellt, dass sich von den rund 67 Prozent der Reifenkunden in Deutschland, die sich vor dem Kauf informieren, rund 90 Prozent für das Internet mit seinen unterschiedlichen Kontaktpunkten – von der Suchmaschine bis hin zur Herstellerwebseite – als Informationsquelle entscheiden. Zudem folgen laut IPSOS derzeit rund 69 Prozent aller Kunden bei der Kaufentscheidung der Händlerempfehlung. Vor diesem Hintergrund geht man bei Goodyear Dunlop davon aus, dass der klassische Verkauf durch den Händler auch im Jahr 2020 noch rund drei Viertel des Marktvolumens in Deutschland betragen wird.
Das sei im Umkehrschluss jedoch nicht gleichzusetzen damit, dass die Onlinethematik eine unwichtige wäre. Vielmehr ist man bei dem Reifenhersteller überzeugt, dass sogenannte Multichannel-Anbieter, die etablierte Kommunikations- und Vertriebswege um digitale ergänzen, vom Onlinemarktvolumen, das rund 25 Prozent betragen werde, zusätzlich profitieren können. Und genau deshalb hat man sich bei Goodyear Dunlop angesichts dieser Entwicklung die Verstärkung seiner Onlineaktivitäten in Deutschland auf die Fahnen geschrieben, um – wie es weiter heißt – „mit einem umfassenden Maßnahmenpaket zusätzliche Mehrwerte für Reifenkunden und Händler gleichermaßen“ zu schaffen und beide Seiten näher zusammenzubringen.
Was damit gemeint ist, wird bei einem Besuch der neuen Goodyear-Website schnell ersichtlich. Denn mithilfe einer einfachen und klar strukturierten Suche nach Reifen (über die Fahrzeugmarke, die Reifengröße oder die Angaben im Fahrzeugschein) oder einem Händler in der Nähe (über die Eingabe der Postleitzahl oder mittels einer Lokalisierungsfunktion) wird der Weg geebnet zur Produkt- respektive Betriebsauswahl. Ein kleines Manko ist momentan allerdings noch, dass nach der Auswahl eines bestimmten Reifens auf der Goodyear-Site und einem sich daran anschließenden Wechsel auf die Homepage eines der gelisteten Händlers dort die Suche nach dem Produkt erneut angestoßen werden muss. „Das wird allerdings bald behoben sein, sodass auch beim Händler dann das vorher schon ausgewählte Modell angezeigt wird“, erklärt Susanne Knickel, Managerin Brand Marketing DACH bei Goodyear Dunlop Tires Germany, im Gespräch mit der NEUE REIFENZEITUNG.
Dinge wie diese seien zudem der Grund, warum die Welt vom Start der neuen Internetpräsenz des Reifenherstellers zunächst nicht viel mitbekommen habe. Denn nach einem solch umfangreichen Projekt wie der grundlegenden Überarbeitung einer Webpräsenz sind solche „Kinderkrankheiten“ in der Regel. Um all so etwas in Ruhe ausmerzen zu können, habe man sich folglich für einen Start des Ganzen im Sommer und damit in der eher ruhigen Zeit vor der nächsten Umrüstsaison im Herbst entschlossen. Laut Knickel wurde immerhin rund ein halbes Jahr an den erneuerten Goodyear-Webseiten gearbeitet, wobei man sich bei deren Gestaltung bzw. Funktionalität vor allem an den Bedürfnissen der Endverbraucher bzw. entsprechenden Marktforschungsergebnissen orientiert, aber den Reifenhandel natürlich ebenso eingebunden habe.
Ihren Worten zufolge hat ein Großteil des Reifenfachhandels inzwischen schließlich erkannt, dass sich die Onlinethematik nicht mehr wegdiskutieren bzw. das Internet nicht mehr abschalten lässt. „Die Bereitschaft des Handels, sich damit zu beschäftigen, ist zwar nach wie vor unterschiedlich stark ausgeprägt, und man muss teilweise einiges an Unterstützung anbieten, aber rund 80 Prozent haben verstanden, dass es ohne Internet auch im Reifengeschäft heute nicht mehr geht“, sagt Knickel. Um auf der anderen Seite den geänderten Realitäten bzw. den Erwartungen der Verbraucher Rechnung zu tragen, hat Goodyear abgesehen von einer erhöhten Nutzerfreundlichkeit über den „Suchansatz“ freilich noch weitere Neuerungen in seine überarbeite Website einfließen lassen.
Dabei hat man sich vor allem eine „Verbesserung der Informationsgrundlage der Kunden“ als Ziel gesetzt und will ihnen in diesem Bereich nunmehr einiges mehr als andere bieten. Neben Zusatzinformationen wie unverbindliche Preisempfehlungen, Testergebnisse oder Reifenlabelklassifizierungen wird dabei vor allem auf die Möglichkeit verwiesen, Bewertungen von anderen Kunden einzusehen und selbst welche abzugeben. Laut Knickel funktioniert das Ganze analog zu dem, was man von Plattformen wie beispielsweise Amazon her kennt. „Onlineaffine Käufer legen großen Wert auf Bewertungen und Rezensionen von anderen Kunden. Diese Informationen haben sich in vielen Bereichen bereits als wichtige Orientierungshilfen etabliert“, sagt sie.
„Daher werden Kundenerfahrungen ein zentrales Element der neuen Webseiten sein“, fügt die Managerin Brand Marketing DACH bei Goodyear Dunlop Tires Germany hinzu. Außerdem ist eine Live-Chat-Funktion in die erneuerte Internetpräsenz der Marke Goodyear integriert, um Kunden schnellstmöglich Antworten auf Fragen liefern zu können. In der Zeit zwischen 10 und 23 stehen Knickel zufolge hier sogenannte Chat-Agents den Websitebesucher Rede und Antwort. „Mit diesem insgesamt äußerst breiten digitalen Informationsangebot sind wir klarer Vorreiter in der Reifenbranche“, sagt sie. christian.marx@reifenpresse.de
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