Runderneuerer starten PR- und Imagekampagne „Pro Runderneuerung“
Dass die Runderneuerungsbranche in Deutschland zuletzt zunehmend in Bedrängnis geraten ist, hat die NEUE REIFENZEITUNG des Öfteren berichtet. Gerade der zunehmende Anteil an billigen Neureifen aus China macht es den Marktteilnehmern hierzulande überaus schwer, im Wettbewerb – auch und gerade mit einer qualitativen hochwertigen Produktion – zu bestehen, von einem insgesamt eher rückläufigen Ersatzmarkt ganz zu schweigen. Nun rückt die Branche offenbar eng zusammen und will sich in einer konzertierten Aktion aus Runderneuerern, Materiallieferanten und dem BRV aus dem „Einzelkämpferdasein“ lösen, wie RuLa-Geschäftsführer Detlef Biermann in der aktuellen Ausgabe der BRV-Zeitschrift „Trends & Facts“ die Onlineumfrage der NEUE REIFENZEITUNG „Lkw-Reifenrunderneuerer ohne Zukunft?“ kommentiert. Gemeinsam wurden nun mehrere Maßnahmen beschlossen, wie BRV-Geschäftsführer Hans-Jürgen Drechsler anlässlich des „Kraiburg-Gipfeltreffens“ am 20. Juni am Wolfangsee erläuterte. Was ist geplant?
Bei einem ersten „Brainstorming“ zur aktuellen Situation der deutschen Runderneuerungsbranche Anfang Mai in Frankfurt, an dem Vertreter der Branche auf Einladung des BRV teilgenommen hatten, waren drei Maßnahmen konkret beschlossen worden, die nun nacheinander durchgeführt werden sollen. Diese Maßnahmen sind dem BRV zufolge:
- Als mögliche, dringend notwendige und kurzfristig umsetzbare Maßnahme zur Stabilisierung der Lkw-Runderneuerung in Deutschland wurde nach eingehender Diskussion und Erörterung die Initiierung einer bundesweiten PR- und Imagekampange pro runderneuerte Lkw-Reifen verabschiedet. Die Zielsetzung der Kampagne ist es, grundsätzlich das Image runderneuerter Lkw-Reifen insbesondere unter Umweltgesichtspunkten zu verbessern bzw. wieder in Erinnerung zu rufen.
- Als mittelfristige Maßnahme zur Förderung runderneuerter Lkw-Reifen im Sinne der Umwelt (Ressourcenschonung, etc.) sollen auf nationaler Ebene (und möglichst gemeinsam mit dem WdK) alle Möglichkeiten einer staatlichen Förderung von Speditionsunternehmen etc. bei der Verwendung runderneuerter Lkw-Reifen (Stichwort: „Deminimis für runderneuerte Lkw-Reifen“) geprüft und möglichst durchgesetzt werden.
- Die bis dato vom BRV im Rahmen des Bipaver eingeleiteten europäischen und nationalen Aktivitäten in Richtung eines Antidumpingverfahrens gegen chinesische Billigreifen sollen weiter verfolgt werden, auch vor dem Hintergrund der aktuell neuen Strafzölle in den USA für chinesische Lkw-Reifen und den damit verbundenen möglichen weiteren negativen Auswirkungen – verstärkte China-Exporte dafür nach Europa – auch für den deutschen Markt.
Während die beiden letztgenannten Maßnahmen nicht kurzfristig umzusetzen sind, wie man auch beim BRV weiß, sind die Planungen für eine Kampagne mit dem Arbeitstitel „Pro Runderneuerung“ bereits recht weit gediehen. Mitte Juni trafen sich die Branchenvertreter erneut in Frankfurt und haben die Münchener Agentur Teamwork One (betreut mehrere Unternehmen aus der Branche) zur kurzfristigen Umsetzung der bundesweiten PR- und Imagekampagne instruiert und entsprechende Prämissen festgelegt.
Inhaltlich soll es bei der Kampagne zu allererst darum gehen, die „hohe Qualität runderneuerter Lkw-Reifen“, die Runderneuerung selber als Hightech-Technologie sowie deren Umweltrelevanz – Stichwort: Ressourcenschonung, Abfallvermeidung – darzustellen. Auch soll es in der Kampagne darum gehen, die betriebswirtschaftlichen Vorteile des Gebrauchs runderneuerter Reifen (Kosten pro Kilometer) darzustellen. Angesprochen werden sollen mit einer entsprechenden Kampagne private wie öffentliche Flottenbetreiber und deren Verbände sowie die Wiederverkäufer im Reifenfachhandel.
Dabei wollen die Runderneuerer, Materiallieferanten und der BRV mehrere Kanäle nutzen, wie BRV-Geschäftsführer Drechsler gegenüber der NEUE REIFENZEITUNG erläutert. Neben Anzeigenkampagnen, Flyern und der üblichen Pressearbeit soll es eine neue Internetseite geben, die unter www.deutschland-runderneuert.de zu finden sein wird und als Informationsplattform der Branche dienen soll. Parallel dazu wolle man auch die bekannten sozialen Netzwerke für die Kampagne nutzen und darüber hinaus mit Onlinebannern in verschiedenen Medien für die Ziele der Kampagne „Pro Runderneuerung“ werben. Auch hat die Kampagne bereits ein Signet. Im Mittelpunkt des bereits registrierten und damit geschützten Logos steht die Aussage: „Runderneuerte mit Qualität“.
Eine solche PR- und Imagekampagne kostet Geld und macht „ein nicht unbeträchtliches Budget“ erforderlich. „In Anbetracht der derzeitigen Situation am Markt und unter Berücksichtigung, dass es hier auch um substanzielle und existenzielle Fragen für die Runderneuerungsbetriebe geht, war man sich einig, dass hier jeder Betreib auch einen anteiligen Eigenbetrag leisten muss“, bilanziert der BRV-Geschäftsführer das Treffen Mitte Juni in Frankfurt. „Wir kalkulieren derzeit mit einem Budget von größer 100.000 Euro, wobei sich in etwa 85 Prozent der Lkw-Runderneuerer in Deutschland daran beteiligen“, so Drechsler weiter. Der anteilige Beitrag sei mit 1.500 Euro pro Betrieb in Deutschland festgelegt worden. Auch die Materiallieferanten seien mit im Boot. Während Kraiburg, Marangoni und Recamic, also Michelin, eine Beteiligung fest zugesagt haben, stehe diese Zusage von Bandag noch aus, werde aber fest erwartet.
„Ob der WdK bzw. dessen ‚Runderneuerungsmitglieder’ auf Reifenherstellerseite nachträglich sich dann der Kampagne noch anschließen werden, steht zur Zeit nicht zur Debatte – wir wären dafür aber offen“, unterstreicht der BRV-Geschäftsführer weiter. Derzeit handele es sich „um eine ausschließlich nationale Kampagne des BRV und seiner Mitglieder“. Der zeitliche Rahmen der PR- und Imagekampagne ist „im ersten Anlauf“ auf zwölf Monate angelegt, sei „bei Erfolg sicherlich erweiterbar“, betont Drechsler.
Im Moment ist die beauftragte Agentur Teamwork One damit beschäftigt, an den konkreten Inhalten der Kampagne und an deren Umsetzung zu arbeiten. Darüber wolle der Bundesverband Reifenhandel und Vulkaniseur-Handwerk demnächst informieren.
Mittelfristige Maßnahmen
Neben der kurzfristig umzusetzenden PR- und Imagekampagne „Pro Runderneuerung“, von der Drechsler anlässlich des „Kraiburg-Gipfeltreffens“ am 20. Juni am Wolfgangsee berichtete, standen bei den Treffen der Branchenvertreter im Mai und im Juni in Frankfurt zwei weitere Maßnahmen zur Diskussion: Einerseits die „mögliche Förderung runderneuerter Lkw-Reifen in Deutschland“ analog zur Förderung von Neureifen nach dem Deminimis-Programm. Dabei wolle man – also der BRV und seine Mitglieder – „hoffentlich sehr eng mit dem WdK zusammenarbeiten“, wie Drechsler gegenüber der NEUE REIFENZEITUNG erklärt. Weiter: „Eine endgültige Bestätigung von dort liegt zur Zeit noch nicht vor, ist aber avisiert.“ Mögliche Ansprechpartner für die Umsetzung einer solchen finanziellen Förderung seien die zuständigen Bundesministerien für Wirtschaft, für Umwelt sowie für Verkehr. „Da die diesbezüglichen Gespräche erst im zweiten Halbjahr beginnen werden, kann man heute noch nicht einschätzen, wie realistisch die Einführung einer solchen Förderung 2016 ist. Wir sehen aber durchaus Chancen auf Realisierbarkeit, auch unter Berücksichtigung der Vielzahl der bereits existenten Umweltfördermaßnahmen. Und dass dazu unter anderem auch die Runderneuerung zählen kann, hat ja in unmittelbarer Vergangenheit das Beispiel Continental in Hannover gezeigt“, so der BRV-Geschäftsführer weiter.
Ebenfalls ging es bei den Treffen in Frankfurt um „europäische und nationale Aktivitäten in Richtung eines Antidumpingverfahrens gegen chinesische Billigreifen“. Auch wenn die Erfolgsaussichten „insgesamt nicht besonders groß“ seien, wie Drechsler am Wolfgangsee einräumen musste, wolle man auf europäischer Ebene an geeigneter Stelle über den Bipaver Einfluss üben. Es habe sogar bereits im März dazu „ein Informationsgespräch bei der DG Trade [Generaldirektion Handel der Europäischen Kommission, Brüssel; d.Red.] stattgefunden, wo wir zumindest nicht auf generelle Ablehnung gestoßen sind“, insofern wolle man „selbstverständlich weiter daran arbeiten“, heißt es dazu vom BRV. Einen möglichen Zeithorizont für die Einführung entsprechender EU-weiter Maßnahmen sehe man, „wenn überhaupt, erst Ende 2016/Anfang 2017“. Dass die Welthandelsorganisation WHO ein entsprechendes Antidumpingverfahren gegenüber China bestätigen müsse, wirke als zusätzliche Hürde.
Parallel zu den Gesprächen in Deutschland habe aber ein britischer EU-Abgeordneter auf Initiative des britischen Runderneuerungsverbands RMA eine formelle Anfrage an die EU-Kommission zum Thema „Dumpingpreise chinesischer Lkw-Reifenhersteller“ gestellt, so dass die Brüsseler EU-Behörde nun „diesen Tatbestand prüfen“ und entsprechend antworten müsse. arno.borchers@reifenpresse.de
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