„Dämpferskandal“: Toyo vertreibt Erdbebendämpfungssysteme ohne gültige Genehmigung

Toyo Tire könnte in Japan ein nicht unerhebliches Produkthaftungs- und Imageproblem ins Haus stehen. Wie mehrere Medien berichten, hat das Unternehmen über einen Zeitraum von gut zehn Jahren Gummidämpfer zur Erdbebenabsicherung von Gebäuden geliefert, die zwar von Bauministerium zugelassen waren, aber offenkundig nicht die dafür geltenden Standards einhielten. Von einem waschechten „Dämpferskandal“ ist dort bereits zu lesen.

Entsprechende Dämpfungssysteme – es geht dabei konkret um drei verschiedene Produkte – waren insbesondere nach dem großen Erdbeben vom März 2011 in Japan zum Standard bei der Errichtung größerer Gebäude geworden. Das für die Genehmigung zuständige Ministerium glaube zwar nicht, dass es „eine unmittelbare Gefahr gibt, Gebäude könnten einstürzen“. Das Erdbeben vor vier Jahren hatten drei Gebäude, die auf Toyo-Dämpfungssystemen stehen, nicht beschädigt. Dennoch habe das Ministerium den Hersteller angehalten, „die Stabilität der Erdbebenabsicherungen so schnell wie möglich“ zu überprüfen. Der Hersteller habe dafür jetzt einen Monat Zeit, heißt es.

Den Medienberichten zufolge stünden in Japan insgesamt 55 Gebäude auf den betreffenden Toyo-Dämpfungssystemen, darunter 25 Wohnanlagen, zwölf Regierungsgebäude und sogar sechs Krankenhäuser. Welche Gebäude konkret betroffen sind, wurde nicht bekannt. Toyo Tire & Rubber hatte die Produktion der Dämpfungssysteme im Juli 2004 begonnen und in diesem Februar eingestellt, nachdem bekannt wurde, dass sie die Standards der notwendigen Zulassung offenkundig nicht einhalten. Der Hersteller betonte dazu, es sei „sehr wahrscheinlich, dass ein Mitarbeiter Testdaten vor dem Zertifizierungsprozess gefälscht“ haben könnte.

Toyo Tire & Rubber hat angekündigt, bei der Aufklärung umfassend mit dem zuständigen Ministerium zusammenarbeiten zu wollen. Unterdessen hat der Hersteller eine Anwaltskanzlei mit einer eigenen Untersuchung beauftragt.

Toyo Tire & Rubber generiert etwas mehr als 20 Prozent seiner Umsätze in Höhe von 2,56 Milliarden Euro (2013) mit Produkten außerhalb des Reifenmarktes; lediglich ein Prozent der Gesamtumsätze stammt dabei aus dem Geschäft mit Gummidämpfern. Während das Reifensegment in den vergangenen drei Jahren um weit über 40 Prozent anwuchs, stieg das Geschäft mit Gummidämpfern lediglich um rund fünf Prozent.

Analysten zufolge sei es überaus schwierig, die jetzt anstehenden Kosten für Aufarbeitung und gegebenenfalls Behebung des „Dämpferskandals“ – wie japanische Medien bereits schreiben – zu kalkulieren.

Unterdessen entschuldigte sich Takuji Yamamoto, President von Toyo Tire & Rubber, im Rahmen einer Pressekonferenz öffentlich für die Fälschung der Daten, die zur Erlangung der Genehmigung führten. ab

 

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