Continental Mobilitätsstudie 2015: Autobesitz hat Konjunktur
Der Verzicht auf das eigene Auto kommt für die Mehrheit der Autofahrerinnen und -fahrer in Deutschland nicht in Frage. Laut „Continental Mobilitätsstudie 2015“ befinden sich Fahrzeuge zu großer Mehrheit (83 Prozent) in persönlichem Besitz. Auf Car-Sharing-Angebote greift nur ein Prozent der Befragten zurück. Hiesige Autofahrer nutzen im Alltag gerne das eigene Auto – trotz eines erhöhten Verkehrsaufkommens. So erachten 97 Prozent das Autofahren für komfortabel, 93 Prozent macht es Spaß. Ein schlechtes Gewissen haben deshalb nur wenige, lediglich sieben Prozent finden es unvernünftig.
Dabei ist die Präferenz für den Autobesitz oder die Fahrfreude keine Frage des Alters oder Wohnorts. Für 85 Prozent der 18- bis 30-Jährigen ist das eigene Auto immer noch die erste Wahl. Darüber hinaus legt rund jeder zweite Städter (46 Prozent) Wert auf das eigene Fahrzeug und die Mehrheit (69 Prozent) fährt genauso gerne mit dem Auto wie Landbewohner (66 Prozent). Die Entscheidung für einen Führerscheinerwerb als Eintrittskarte für individuelle Automobilität hängt letztlich ebenso vom Geldbeutel ab wie der Besitz eines eigenen Autos: Bei den unter 30-Jährigen ohne Führerschein (22 Prozent) sind für zwei von drei Befragten Kostengründe ausschlaggebend. Gleiches gilt für diejenigen mit gültiger Fahrerlaubnis, aber ohne eigenes Auto (27 Prozent der unter 30-Jährigen). Aus finanziellen Gründen verzichten 59 Prozent dieser Gruppe auf ein eigenes Fahrzeug.
„Autofahren ist und bleibt vor allem emotions- und weniger vernunftgetrieben. Die große Mehrheit ist gerne im Auto unterwegs und will darauf im Alltag nicht verzichten. Mittelfristig erwarten wir deshalb keine deutlich spürbare Abkehr vom eigenen Auto“, so der Continental-Vorstandsvorsitzende Dr. Elmar Degenhart anlässlich der Veröffentlichung der Studienergebnisse.
Für die Generation Smartphone fordert Degenhart die konsequente Vernetzung des Autos als Teil des Internets: „Entgegen der immer wieder zu hörenden gegenläufigen These wollen auch Jüngere immer noch ein eigenes Auto besitzen. Aber es muss intelligenter werden und Informationen auf digitalem Weg schneller senden, erhalten und verarbeiten. Es liegt also an der Automobilindustrie selbst, mit der Lebenswirklichkeit und den Wünschen junger Menschen Schritt zu halten und zum Beispiel das Angebot vernetzter Dienste im Fahrzeug auszubauen.“
Junge Generationen legen Wert auf Fahrdynamik, Image und Komfort
Klein- und Mittelklassewagen stehen auf der Einkaufsliste junger Menschen in Deutschland ganz oben: 51 Prozent der befragten 18- bis 30-Jährigen geben an, Klein- bzw. Mittelklassewagen zu bevorzugen. Würde es deren Portemonnaie allerdings erlauben, könnte der Absatz großer und leistungsstarker Autos zulegen. Denn bei den jungen Autofahrern stehen Limousinen (18- bis 25-Jährige: 21 Prozent/25- bis 30-Jährige: 26 Prozent), SUVs (18- bis 25-Jährige: 13 Prozent/25- bis 30-Jährige: 19 Prozent) und sportliche Autos (18- bis 25-Jährige: 21 Prozent/25- bis 30-Jährige: 16 Prozent) durchaus hoch im Kurs. Auch der Umweltschutzgedanke bremst eher wenig, denn selbst zu Gunsten geringerer Emissionswerte würden lediglich 35 Prozent der 18- bis 25-Jährigen und 36 Prozent der 25- bis 30-Jährigen ein kleineres Fahrzeugmodell wählen. So überrascht es nicht, dass für die Mehrheit das Fahrzeugimage einen großen Stellenwert hat: 59 Prozent beider Altersgruppen ist es wichtig, ein Fahrzeug zu besitzen, das auch anderen gefällt.
„Junge Menschen wollen kein Verzichtsauto, sondern legen Wert auf Fahrdynamik, Image und Komfort“, sagt Degenhart. Mit Blick auf die Zukunftsaussichten der Automobilindustrie schlussfolgert er: „Es besteht kein Grund zur Annahme, dass junge Autofahrer hierzulande in absehbarer Zeit dem Auto den Rücken kehren werden.“
Großes Interesse an Automatisierung und Vernetzung
Auch jenseits junger Menschen sind Autofahrer in Deutschland insgesamt offen für neue Technologien. Viele setzen auf automatisiertes Fahren als Unterstützung für den Verkehrsalltag. So wollen mehr als zwei Drittel aller Autofahrer (68 Prozent) gerade in stressigen oder monotonen Fahrsituationen automatisiert fahren. Und auch beim Thema intelligentes Fahrzeug und dessen Senden, Empfangen und Verarbeiten von Informationen zeigen viele Autofahrer großes Interesse. Vernetzte Dienste werden vor allem dann akzeptiert, wenn durch sie ein erkennbarer Mehrwert geschaffen wird.
Verbesserte Verkehrskontrolle durch Datenaustausch (72 Prozent), ein Unfalldatenspeicher
(69 Prozent) oder Wartungstermine basierend auf Echtzeitfahrzeugdaten (63 Prozent) werden von einer Mehrheit gewünscht. Dienste mit Überwachungscharakter werden jedoch abgelehnt. So würden aktuell lediglich 37 Prozent der Befragten ihren eigenen Fahrstil für einen günstigeren Versicherungstarif von den Systemen des Autos erfassen bzw. überwachen lassen.
„Das Thema Datenschutz ist und bleibt damit ein entscheidendes Kriterium bei der Einführung vernetzter Dienste“, sagt der Conti-VV und fügt hinzu: „Unsere Strategie für Automatisiertes Fahren 2025 berücksichtigt dieses Bedürfnis. Für null Unfälle reicht es aus, den Straßenverkehr anonymisiert zu beobachten. Das einzelne Nummernschild brauchen wir dafür nicht zu kennen. Anonyme Informationen wie Position, Zeit und Ereignis genügen vielfach vollkommen.“
Zur Zukunft des Autos meint er: „Damit das Auto weiter an Attraktivität gewinnt, werden sich nicht Besitzform oder Vermarktung, sondern vor allem seine Intelligenz weiterentwickeln müssen. Digitalisierung und Automatisierung bilden dabei die Basis für umfassendes Informationsmanagement rund um das Fahrzeug sowie die Entlastung der Autofahrer im zunehmenden Straßenverkehr. Darin steckt das entscheidende Potential, individuelle Mobilität neu und intelligent zu definieren.“
Zur Studie:
Im Auftrag des internationalen Automobilzulieferers Continental wurden in der zweiten Jahreshälfte 2014 von infas in Deutschland 1.800 und in den USA 2.300 (Nicht-)Autofahrer (repräsentativ) sowie jeweils 400 Fahrzeughalter (qualitativ) in Deutschland, den USA, Frankreich, Japan und China befragt. Interviews mit Experten aus der Automobilindustrie und Forschung ergänzen die Studienergebnisse um die fachliche Betrachtungsweise. dv
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