Kraiburg Austria feiert 50-jähriges Jubiläum am Standort Geretsberg
Vor genau 50 Jahren wurde Kraiburg Austria mit Sitz im oberösterreichischen Geretsberg gegründet. Das Unternehmen zählt zu den führenden Anbietern von Materialien für die Runderneuerung und bietet mittlerweile darüber hinaus noch vieles andere mehr. Die Kraiburger können dabei auf „eine bewegte und wechselvolle Geschichte“ zurückblicken, wie sich am vergangenen Wochenende anlässlich des 50. Geburtstags bei den Jubiläumsfestlichkeiten am Sitz der Gesellschaft zeigte. Diese Geschichte hätte das Unternehmen in Geretsberg nicht dermaßen erfolgreich erlebt, hätte es sich nicht immer der uneingeschränkten Unterstützung der Gründer- und Inhaberfamilie Schmidt, der gesamten Belegschaft am Standort und all der anderen Nachbarn und Freunde aus dem Umfeld sicher sein können. 50 Jahre Kraiburg Austria – das ist vor allem auch eine Erfolgsgeschichte mit Zukunft, wie sich den rund 100 geladenen Gästen aus Politik, Wirtschaft, Verbänden und Fachpresse am Freitag etwa im Rahmen des Festaktes in Geretsberg zeigte.
Dass das Unternehmen Kraiburg Austria im oberösterreichischen Geretsberg überhaupt im Sommer 1964 gegründet wurde, lag vor allem an den politischen Verwerfungen nach dem Zweiten Weltkrieg. Während die Familie Schmidt bereits seit 1947 am 60 Kilometer entfernten deutschen Standort in Waldkraiburg unternehmerisch aktiv war, gehörte das benachbarte Österreich nicht der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) – dem Vorläufer der EU – an, sondern war Teil der Europäische Freihandelsassoziation (EFTA), die auch als politisches und vor allem wirtschaftliches Gegengewicht zur EWG angelegt war. Folglich gab es zwischen beiden Wirtschaftsräumen hohe Zollschranken, wie sich Fritz Schmidt sen., Aufsichtsratsvorsitzender und Kraiburg-Gesellschafter, anlässlich der Feierstunde am Freitag erinnerte.
Dies war freilich nicht gut für das Geschäft im Grenzgebiet. Die Zölle konnte man allerdings umgehen, wenn man in dem entsprechenden Land produzierte – Kraiburg Austria wurde daraufhin in Geretsberg gegründet; das deutsche Familienunternehmen wurde international und das Geschäft konnte weiter wachsen und florieren.
Auf dem Gelände eines ehemaligen Sägewerkes in Geretsberg begann dann am 3. August 1964 die Gummifertigung, und zwar mit zunächst lediglich neun Mitarbeitern. Die Vorgabe: 60 Tonnen Material sollten das Werk jeden Monat verlassen; heute sind dies über 2.000 Tonnen. Wesentlich für diesen Geschäftserfolg war unter anderem ein Vertrag mit dem Runderneuerungskonzern Bandag. Man hatte zwar in den 1960er Jahren mit der Firma Schelkmann (damals Witten/Ruhr) bereits geschäftliche Beziehungen gepflegt. Doch erst mit Bandags Eintritt auf dem europäischen Runderneuerungsmarkt – damals übrigens Schelkmann-Lizenznehmer – begann auch für Kraiburg Austria der Einstieg in die Kaltrunderneuerung. Ab 1970 fertigten die Geretsberger Laufstreifen für den US-amerikanischen Bandag-Konzern, damals unter der Leitung von Steve Keller. Dieses neue Geschäft mit Kaltlaufstreifen entwickelte sich dermaßen rasant, dass Kraiburg Austria ab 1982 mit eigenen Produkten auf dem europäischen Markt antreten wollte – der Bandag-Vertrag wurde gekündigt, das sogenannte „Original“ daraufhin etabliert.
Mitte der 1970er Jahre stand dann diese Erfolgsgeschichte von Kraiburg Austria fast vor ihrem Ende. Am 11. August 1976 legte ein Großfeuer – ausgebrochen während der sommerlichen Betriebsferien – den Betrieb für mehrere Monate lahm. Wie Fritz Schmidt sen. sich während des Festaktes zum Firmenjubiläum erinnerte, hätten er und sein Bruder Peter Schmidt sich natürlich damals überlegen müssen, ob die Produktion am selben Standort wieder aufzubauen wäre. Etwaige Erwägungen, so Schmidt weiter, wären aber ausschließlich theoretischer Natur gewesen. Denn eines habe die Inhaberfamilie nicht zögern lassen, den Standort in Geretsberg auch nach dem verheerenden Großfeuer 1976 wieder aufzubauen: die Belegschaft.
Auf ihre Mitarbeiter könne Kraiburg Austria am Standort in Geretsberg immer noch zählen, bescheinigte auch Geschäftsführer Thorsten Schmidt anlässlich seiner Rede vor dem Festpublikum. Er unterstrich dies, indem selbst „Richard Wagner, Mitarbeiter der ersten Stunde in Geretsberg“ und dort erster Geschäftsführer, unter den Gästen weilte und es sich nicht nehmen lies, gemeinsam mit Fritz Schmidt sen., Peter Schmidt und anderen Wegbegleitern auf dem Podium zu einer lockeren Talkrunde über „eine bewegte und wechselvolle Geschichte“ zusammenzukommen, moderiert von Uschi Ahlborn, die sich mit ihrer Münchener Agentur Uschi Vogg PR seit Jahren um die Öffentlichkeitsarbeit von Kraiburg Austria kümmert. Auch Festredner aus Politik und Wirtschaft sowie andere Talkrundengäste lobten das Unternehmen als besonders mitarbeiterfreundlich, als ausgezeichneten Lehrbetrieb und den Umgang miteinander als besonders menschlich, man empfinde stolz und sei dankbar für dieses Unternehmen, so Gemeindebürgermeister Josef Lechner, der nicht vergaß, sich mit einem Schmunzeln auch für das jahrzehntelange Steuernzahlen zu bedanken.
„Wir sind auf dem richtigen Weg“, bilanzierte Kraiburg-Austria-Geschäftsführer Thorsten Schmidt unterdessen die aktuelle Neuausrichtung des Unternehmens. Spätestens seit der branchenweiten Krise nach 2008 (laut Kraiburg-Chronik „die größte Herausforderung unserer Geschichte“) versucht man auch in Geretsberg, sich unabhängiger vom Reifen- und insbesondere vom Runderneuerungsmarkt zu machen. Auch in aktuell ruhigeren Zeiten müsse man festhalten, dass die Runderneuerung in Europa „günstigstenfalls ein stagnierender Markt“ ist und in Zukunft sein wird. Schmidt bescheinigt dem Markt: „Wachstum ist nicht unser Thema.“ Insbesondere offenbare sich durch die zunehmende Internationalisierung und Globalisierung des Reifenmarktes eine besondere Verwundbarkeit für viele regionale Marktteilnehmer. Folglich wolle Kraiburg Austria in Zukunft noch mehr das Geschäft mit Spezialprodukten wie etwa Arbeitsplatzmatten oder Mischungen forcieren. Die Produktion am Standort in Geretsberg solle in Zukunft „effizienter, mit weniger Aufwand und womöglich etwas kleiner“ betrieben werden, so Geschäftsführer Thorsten Schmidt vor den Gästen.
Aktuell verlassen das Geretsberger Werk jährlich rund 25.000 Tonnen Material, wobei allein 10.000 Tonnen davon ausschließlich auf die Laufstreifen für die Kaltrunderneuerung entfallen (Zahlen aus 2013). Zur Produktion betreibt Kraiburg Austria je eine Sieben- und eine Acht-Etagen-Presse für 10,5-Meter-Laufstreifen (ergibt jeweils drei Runderneuerte). Insgesamt kommt Kraiburg Austria damit auf einen Jahresumsatz von 83 Millionen Euro; im Krisenjahr 2009 war der Umsatz auf 57 Millionen Euro eingebrochen. Vom damaligen Rekordjahr 2007 mit 84 Millionen Euro Umsatz ausgehend ein tiefer Sturz. 2011 lag der Umsatz schon wieder bei über 100 Millionen Euro, wie das Unternehmen die belastenden Marktschwankungen in seiner Chronik zum 50-jährigen Bestehen illustriert. Es sind aktuell 325 Mitarbeiter bei Kraiburg Austria beschäftigt.
Ebenfalls am Standort: die seit 2002 unabhängige und derzeit expandierende Kraiburg Walzenfertigung GmbH mit 44 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von gut sieben Millionen Euro.
Am Freitag hatte Kraiburg Austria zunächst 100 Gäste aus Politik, Wirtschaft, Verbänden und Fachpresse zu einer lockeren Jubiläumsfeier zu Gast, gefolgt von Führungen durch die Produktionsstätte, einem Tag der offenen Tür und einem öffentlichen Zeltfest am Abend; am Sonnabend folgte dann ein Betriebsfest. arno.borchers@reifenpresse.de
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[…] ist schon wieder gut acht Jahre her, dass der Runderneuerungsspezialist Kraiburg Austria sein 50-Jähriges begehen konnte. Doch auch dieses Jahr gibt es innerhalb der Unternehmensgruppe etwas zu feiern – und das […]
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