Rösler Tyre Innovators geht zuversichtlich ins neue Jahr
Auf dem hiesigen OTR-Reifenmarkt und darüber hinaus sind zuletzt nicht viele Unternehmen wirklich glücklich geworden. Während insbesondere die Neureifenhersteller deutlich einbüßen mussten und auf den schwachen Markt mit Preisnachlässen reagierten, profitierten – wie so oft – mitunter die Runderneuerer von der Situation. Insbesondere litt der internationale Minensektor unter sinkenden Rohstoffpreisen, was sich wiederum direkt auf die Produktion und somit die Nachfrage nach Reifen auswirkte; der Bau hingegen zeigte sich in Deutschland und Europa zuletzt überaus stabil. Dennoch ist es für Unternehmen in dem Marktsegment wichtig, sich an die Gegebenheiten anzupassen. Bei Rösler Tyre Innovators hat man in den vergangenen Monaten dazu einige wichtige Entscheidungen getroffen.
Dieser Text ist im März 2014 in unserer zweisprachigen Redaktionsbeilage “Retreading Special” erschienen, die Abonnenten auch hier als E-Paper lesen können.
So hat das Dortmunder Traditionsunternehmen etwa im vergangenen Jahr gemeinsam mit einem Partner eine neue Gesellschaft zur Vermarktung von Laufstreifensegmenten in Nord- und Südamerika gegründet. Über die Jahre hatte Rösler Tyre Innovators das Schelkmann-Runderneuerungsverfahren immer weiter optimiert und konnte mehrere Lizenznehmer weltweit unter Vertrag nehmen. Diese – in der Regel Minenbetreiber – bauen dabei nicht nur Runderneuerungsstätten vor Ort auf, sondern beziehen im Rahmen des Lizenzabkommens natürlich auch die in Dortmund gefertigten Laufstreifensegmente in Größen ab 25 Zoll. Aktuell laufen Verträge mit Kunden in Indonesien, Kasachstan, Usbekistan und in Kanada. Diese vier Kunden allein beziehen jedes Jahr rund 400 Tonnen Material aus Dortmund.
Seit der Gründung von „Rösler Americas“ im vergangenen Jahr vermarktet das Unternehmen nun auch seine Laufstreifensegmente – bis zu drei Segmente pro Reifen werden in der patentierten Schelkmann-Runderneuerung verbaut – an Kunden in Nord- und Südamerika und baut sich damit ein zusätzliches Geschäft mit bestehenden Runderneuerern auf. Gerade der nordamerikanische Markt gehört sicher zu den verlockendsten Märkten überhaupt, ist er doch der größte Markt weltweit überhaupt, was runderneuerte EM-Reifen betrifft, betont Dennis Sladek im Gespräch mit der NEUE REIFENZEITUNG. Der Rösler-Vertriebsleiter betont dabei, dass von dem neuen Geschäftszweig bestehende Lizenzvereinbarungen nicht beeinträchtigt seien. Das Handelsgeschäft mit Laufstreifen sei für den Runderneuerer aus Dortmund zwar noch ganz jung, man sei in Dortmund aber zuversichtlich, dass sich daraus ein stabiles weiteres Standbein für die Unternehmensentwicklung machen lasse.
Aber auch das weltweite Komplettanlagengeschäft habe sich zuletzt nicht schlecht entwickelt. Man habe zwar 2013 nach fünf Jahren den eigenen Runderneuerungsbetrieb in Australien bei Rio Tinto wieder geschlossen, da er sich offenbar nicht mehr rechnete. Dafür hat man mit dem Lizenznehmer in Indonesien (der Vertrag läuft schon seit 2007) erfolgreich einen klaren Wachstumskurs eingeschlagen. Wie Dennis Sladek erläutert, installiere man vor Ort derzeit einen zweiten Autoklaven, mit dem der Output auf 1.800 runderneuerte EM-Reifen pro Jahr verdoppelt werden kann. Das wirkt sich natürlich auch direkt auf das Geschäft mit den Laufstreifensegmenten aus. Auch mit dem Lizenznehmer in Kasachstan, der sich 2009 in Schelkmann-Lizenz eine eigene Runderneuerung aufgebaut hat, „laufen die Geschäfte zufriedenstellend“, so der Vertriebsleiter weiter.
Bei Rösler traf man eine weitere Entscheidung, um auf die sich ändernden Marktbedingungen zu reagieren: „Winstone“-Neureifen wurden – zumindest vorerst – wieder aus dem Programm genommen. Wie Sladek erläutert, rechne sich die Produktion dieser im Prinzip heißrunderneuerten Reifen auf fabrikneuen 25-Zoll-Karkassen nur, wenn der Markt eine entsprechende Angebotslücke bietet, in die man vorstoßen kann und in der es sich auch preislich gut auskommen lässt. In einer Marktsituation indes, in der ein Überangebot an Neureifen besteht und deren Hersteller daraufhin in der Regel mit Rabatten und der Flutung der Märkte reagieren, sind runderneuerte Neureifen wie die Rösler-Eigenmarke Winstone kaum mehr unterzubringen. „Es war wirklich ein tolles Geschäft“, ergänzt Verkaufsleiterin Hildegard Lange gegenüber dieser Zeitschrift. Aber die Zeiten haben sich geändert. Sie wolle aber nicht ausschließen, dass man in naher oder ferner Zukunft erneut ein entsprechendes Angebot machen werde, sollte der Markt dies rechtfertigen.
Ein Geschäft, das bei Rösler unterdessen weiterhin stabil läuft, sei das der heißrunderneuerten Rodos-Reifen, die im Gegensatz zu Winstone-Reifen auf herkömmlichen Karkassen gefertigt werden, also dann bereits ihr zweites Leben vor sich haben. Gerade für den deutschen und den (west-)europäischen Markt spielt die Heißrunderneuerung eine Rolle, die ihr international kaum zuteil wird. Folglich sei das globale Rösler-Geschäft eben auch das der Kaltrunderneuerung – etwa nach dem Schelkmann-Verfahren –, während das Geschäft im näheren regionalen Umfeld immer noch stark durch die Heißrunderneuerung geprägt ist, wie Dennis Sladek berichtet. Allerdings stellt Rösler vollformerneuerte OTR-/EM-Reifen nur in Standardprofilen und dabei nur in Größen von 14.00R24 bis 18.00R33 her; größere Reifen sowie solche im E4-, L4- und L5-Bereich, die aus dem Hause Rösler stammen, sind demnach immer im Kaltverfahren runderneuert.
Die Bedeutung der verschiedenen Verfahren spiegele sich auch ansatzweise in der Umsatzverteilung wider. Während Rösler mit Heißrunderneuerten immerhin 40 Prozent seiner Umsätze mit runderneuerten Reifen generiert, stammen die verbleibenden 60 Prozent eben aus dem Geschäft mit kaltrunderneuerten Reifen; das Segmente- und Lizenzgeschäft ist dabei nicht enthalten. Der Umsatzanteil mit kaltrunderneuerten Reifen kann dabei schnell und stark mit ein paar zusätzlichen Giant Tyres in der Größe bis 57 Zoll schwanken.
Die Betonung der Kaltrunderneuerung habe laut der Rösler-Verantwortlichen zuletzt immer auch qualitative Gründe. Während bei der Heißrunderneuerung (Rodos oder Winstone) Temperaturen bis 150 Grad Celsius auf die Karkasse und den zu vulkanisierenden Laufstreifengummi wirken, komme die Kaltrunderneuerung nach dem Schelkmann-Verfahren mit Temperaturen von unter 100 Grad Celsius aus. Außerdem könne man bereits in der Produktion der eigentlichen Laufstreifen bzw. der Laufstreifensegmente mit einem deutlich höheren Druck eine eben deutlich härtere Lauffläche produzieren. Das Verfahren der Kaltrunderneuerung ist demnach karkassenschonender, was sich wiederum positiv auf die Anzahl der möglichen Runderneuerungen pro Karkasse auswirkt, und schafft außerdem einen deutlich resistenteren Reifen – eine Eigenschaft, die gerade im OTR-Segment überaus geschätzt wird. Folglich sehe man sich in Dortmund bei Rösler auch ausschließlich im Wettbewerb mit den namhaften Neureifenherstellern. „Unsere Kunden sollen Qualität erhalten und gleichzeitig sparen können“, so Sladek weiter. Verkaufsleiterin Hildegard Lange, die bereits seit 1971 im Unternehmen tätig ist, bestätigt: „Wir wollen mit Premiumanbietern verglichen werden; alles andere macht ja auch keinen Sinn.“
Für das neue Jahr sind Sladek und Lange durchaus zuversichtlich. Der Winter war europaweit ein überaus grüner, was grundsätzlich gut für die Rohstoffförderung und den Bausektor ist. Auch laufen beim Rösler-Partner in Großbritannien – EP Industries – die Geschäfte mit schottischen Kohleminen langsam wieder an, nachdem etwa der Kohleförderer Scottish Coal als einer der EP-Industries-Großkunden im vergangenen Jahr in die Insolvenz gehen musste und folglich von seinem Reifenlieferanten keine Reifen mehr benötigte. Sechs von zehn Reifen, die EP Industries seit 2005 an Scottish Coal lieferte, waren Runderneuerte – von Rösler aus Dortmund. Der Scottish-Coal-Käufer will die Minen im Norden Großbritanniens wie gehabt weiterbetreiben. Auch hat Rösler Tyre Innovators zuletzt sein Außendienstteam erweitert, sodass sich darüber ebenfalls zusätzliche Möglichkeiten für Wachstum ergeben sollten.
Viele Entscheidungen wurden getroffen, die Aussichten auf wieder bzw. weiter wachsende Märkte sind gut und die Wettbewerbslage – zumindest unter den Runderneuerern in Europa – habe sich nicht verschlechtert. Die Zeichen auf dem OTR-Reifenmarkt stehen also gut. arno.borchers@reifenpresse.de
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