Elisabeth Schaeffler und die BILD-Zeitung
Für Interviews oder intensive Pressearbeit war die Schaeffler-Gruppe jahrzehntelang nicht bekannt, denn – so die Begründung von Mitinhaberin Elisabeth Schaeffler – „selbst mit der besten Werbung und der besten Öffentlichkeitsarbeit kaufen Sie mir nun mal kein Wälzlager ab“. Recht hat sie. Als Sie dann doch öffentlich in Erscheinung trat, ging’s gleich fürchterlich schief. Schon die Erwägung allein, sich in höchster Not um Staatsbürgschaften bemühen zu wollen, stieß selbst in Wirtschaftskreisen auf scharfe Kritik. Dass sie sich alsdann auch noch im Pelzmantel ablichten ließ, bot Politikern bis hinauf in höhere Etagen eine wunderbare Gelegenheit, sich endlich mal so richtig echauffieren und primitiver Häme freien Lauf lassen zu können.
Seit dem Conti-Deal zeigen sich „die Schaefflers“ vermehrt in der Öffentlichkeit oder werden besser als früher wahrgenommen. Warum auch nicht? Nun hat sich Frau Schaeffler in Deutschlands auflagenstärkster Sonntagszeitung zu politischen Themen zu Wort gemeldet und sich ausgerechnet das derzeit beliebteste Thema „Mindestlohn“ zur Brust genommen und „der Politik“ im Allgemeinen Ratschläge erteilt. Mindestlohn ist bei Schaeffler jedoch nun wirklich kein Thema und existenzbedrohend kann es auch nicht sein für ein Unternehmen, das jahrelang wegen einer fehlgeschlagenen Aktion 700 Millionen Euro und mehr an Zinsen aufzubringen hatte und hat und bezahlen konnte und immer noch bezahlen kann. Mit anderen Worten: Diese 700 Millionen entsprechen 10.000 Euro für jeden der 70.000 Beschäftigten.
Ich bin kein Experte für Mindestlohn oder prekäre Arbeitsverhältnisse, habe keine Ideallösung an der Hand und langweile niemanden mit unausgegorenen Vorschlägen. Ich höre aber gerne den Experten zu, aber nur so lange sich zum Beispiel „Loddar“ Matthäus über Fußball oder Bum-Bum-Boris über Tennis verbreiten. Sobald diese Sportskanonen ihr Feld verlassen, ist Schluss mit lustig und zum „Fremdschämen“ nur noch ein kleiner Schritt. Frau Schaeffler könnte ich Stunde um Stunde zuhören, wenn sie über ihr Unternehmen, dessen Entwicklung, dessen Geschichte, dessen Produkte und dessen Zukunft und Zukunftsaussicht redet. Ansonsten, wie der Lateiner bekanntlich so sagt: si tacuisses … klaus.haddenbrock@reifenpresse.de
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