Schwarze Null im Pkw-Reifengeschäft kommt im Juli nur wenig näher

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Ein im ersten Halbjahr „stabiles Räder- und Reifengeschäft“ vermeldete unlängst die Zeitschrift Kfz-Betrieb, angesichts der Umfrageergebnisse, die das Blatt im Rahmen seines sogenannten Branchenindexes (BIX) erhebt. Dabei wird bei freien Kfz-Werkstätten und vertragsgebundenen Autohäusern in Zusammenarbeit mit der Bank Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe regelmäßig die Stimmungslage der Branche ermittelt. Immerhin sollen gut 30 Prozent aller Kfz-Betriebe trotz lang anhaltenden Winterwetters bis in den April/Mai hinein für die ersten sechs Monate steigende Räder- und Reifenumsätze berichtet haben. Und bei rund 45 der markengebundenen Autohäuser und freien Servicebetriebe sei das Reifengeschäft gegenüber dem ersten Halbjahr 2012 zumindest stabil geblieben, heißt es weiter. Das lässt umso mehr aufhorchen, als sowohl der Betriebsvergleich des Bundesverbandes Reifenhandel und Vulkaniseurhandwerk e.V. (BRV) wie auch die vom Wirtschaftsverband der deutschen Kautschukindustrie (WdK) beobachtete Absatzentwicklung eine ganz andere Sprache sprechen.

Die vom WdK bei Reifenvermarktern nicht zu vernachlässigender Marktbedeutung exemplarisch erhobene Tendenz in Bezug auf die Pkw-Reifenabverkaufszahlen im Sell-out (Handel an Verbraucher) lag zum Opens external link in new windowEnde des ersten Halbjahres bekanntlich deutlich im Minus. Daran hat sich einen Monat später – also mit Ablauf des Juli – nicht allzu viel geändert, selbst wenn sich die Entwicklung kumuliert seit Jahresanfang ebenso wie im Sell-in (Industrie an Handel) wieder ein klein weniger mehr der schwarzen Null angenähert hat. Laut dem sogenannten Sell-out-Panel des WdK hat der Handel von Januar bis Juli gut acht Prozent weniger Pkw-Reifen an die Frau oder den Mann gebracht als im selben Zeitraum 2012. Verantwortlich dafür ist dem jahreszeitlichen Bedarf entsprechend ein stark rückläufiger Pkw-Sommerreifenabsatz, der während der ersten sieben Monate 2013 um sogar beinahe elf Prozent hinter dem Vorjahresvergleichswert zurückblieb. Da kann selbst das fast fünfprozentige Plus bei den Pkw-Winterreifen nicht mehr viel retten.

Welche Reifen in der Gunst der Verbraucher in den ersten Monaten eines jeden Jahres auf dem vorderen Platz rangieren, zeigt auch ein Blick auf die in eben dieser Zeit von der Industrie an den Handel gelieferten Reifenmengen. Der Statistik der European Rubber Manufacturers’ Conference (ERMC) lässt sich dazu entnehmen, dass bis einschließlich Juli knapp 15,4 Millionen Pkw-Sommerreifen von den Reifenherstellern auf ihren Weg gen Handel gebracht wurden, aber mit fast 7,3 Millionen Einheiten „nur“ rund die Hälfte dessen an Winterreifen. Beide Werte entsprechen so oder so einem Rückgang gegenüber denselben sieben Monaten, der drei Prozent (Pkw-Sommerreifen) respektive gut 16 Prozent (Pkw-Winterreifen) entspricht. In Summe entwickelte sich der Sell-out insofern kumuliert mit bis dato alles in allem leicht mehr als 22,6 Millionen Pkw-Reifen nicht ganz acht Prozent rückläufig.

Gegenläufige Entwicklungen sind in Sachen 4×4-/Offroadreifen zu beobachten: Während der Handel fast vier Prozent mehr Reifen dieser Ausprägung an Endverbraucher verkaufen konnte, lieferte die Industrie von Januar bis Juli gleichzeitig gut 1,5 Millionen und damit fast drei Prozent weniger solcher Reifen an ihre Vermarktungspartner aus. In Sachen Llkw-Reifen ist der Trend auf beiden Seiten des Marktes der gleiche. Denn hier wie dort werden rote Zahlen – also eine rückläufige Absatzentwicklung – gemeldet: Der WdK spricht mit Blick auf den Sell-out von einem etwa zehnprozentigen Minus, die ERMC in Sachen Sell-in angesichts bisher 1,6 Millionen ausgelieferter Llkw-Reifen von einem beinahe 20-prozentigen. Im Lkw-Reifengeschäft hält im Handel zwar ebenso wie bei den Pkw-Reifen seit Jahresanfang weiter ein positiver Trend an, weil die kumulierten Rückgänge bezogen auf den Zeitraum seit Januar von Monat zu Monat kleiner werden. Doch trotzdem lässt sich ein kleines Minus von rund vier Prozent Stand Ende Juli nicht wegdiskutieren, während die ERMC-Statistik im Sell-in mit ziemlich genau zwischen 670.000 und 680.000 Einheiten ein Plus von annähernd fünf Prozent ausweist.

Wie ernst es angesichts der in diesem Jahr bisher beobachteten Entwicklung um den Reifenfachhandel steht, hatte der BRV zwar bereits bei seiner Opens external link in new windowMitgliederversammlung Anfang Juni in Konstanz durchblicken lassen. Doch aktuell kann die Branchenvertretung das Ganze außerdem mit weiteren konkreten Zahlen untermauern. Denn inzwischen liegt nun auch das Ergebnis des in Zusammenarbeit mit der BBE Automotive GmbH erstellten Opens external link in new windowBetriebsvergleiches für den Zeitraum Januar bis Mai vor. „Die bereits 2012 als negativ empfundene Entwicklung der Stückzahlen und Umsatzentwicklung setzte sich zum Jahresauftakt 2013 fort. Einziger Trost dabei scheint zu sein, dass die Rückgänge etwas geringer ausfielen als im Vorjahr. Ein durchschnittliches Outlet verkaufte in den ersten fünf Monaten des Jahres 2013 insgesamt rund 2.621 Reifen und damit drei Prozent weniger als im Vorjahr“, kann der geschäftsführende BRV-Vorsitzende Peter Hülzer in Bezug auf Stückzahlen die Negativentwicklung im bisherigen Jahresverlauf nur bestätigen.

Der Reifenumsatz ist nach den Erhebungen im Rahmen des jüngsten BRV-/BBE-Betriebsvergleiches im Handel sogar um vier Prozent zurückgegangen. „Das bedeutet, dass die Preise nach relativer Preisstabilität in den vergangenen zwei Jahren wieder sanken“, so Hülzer, der in diesem Zusammenhang als einziges Positivum im Berichtszeitraum Januar bis Mai auf Absatz- und Umsatzsteigerungen bei Winterreifen verweisen kann. Dank „winterlicher Wetterkapriolen im Frühjahr“ habe der Handel im Schnitt aller Betriebe gegenüber dem Vorjahr um 7,2 Prozent höhere Verkaufserlöse mit Winterreifen erzielen können, heißt es weiter – alle übrigen Reifensegmente verzeichneten dagegen rückläufige Stück- und Umsatzzahlen. Bei Pkw-Sommerreifen hat der Stückzahlrückgang demnach bei durchschnittlich vier Prozent gelegen, während Betriebe der so definierten Gruppe 3 (aktiv im Pkw- und Lkw-Geschäft mit 500 bis 2.000 verkauften Lkw-Reifen im Jahr) mit einem Minus von 10,3 Prozent den Titel als „Spitzenreiter“ im negativen Sinne für sich reklamieren können.

„Es war festzustellen, dass die Händler in den südlichen Postleitzahlengebieten 6 bis 9 deutlich höhere Einbußen zu verbuchen hatten, als ihre Kollegen aus den übrigen Postleitzahlengebieten. In der Spitze betrug der Rückgang bei den Pkw-Sommerreifen sogar rund 30 Prozent. Gleichwohl gelang es rund einem Drittel der Teilnehmer die Verkäufe an Sommerreifen zu steigern“, teilt der BRV weitere Detailergebnisse des aktuellen Betriebsvergleiches mit, kann bezüglich Letzterem allerdings nicht ausschließen, dass es sich dabei nicht unbedingt um Hofgeschäftsabsätze gehandelt hat. Als erfreulich wird demgegenüber bezeichnet, dass der Bereich Reifenservicedienstleistungen mit Ausnahme von Betrieben der Gruppe 1 (Pkw-orientiert mit geringem Anteil Lkw-Reifen), wo ein Rückgang um 0,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr verbucht wurde, mehr oder weniger stabil gehalten bzw. gegenüber Vorjahr sogar leicht gesteigert werden konnte.

Des Weiteren wurden durch die Bank von allen an der Abfrage teilnehmenden Betrieben Umsatzzuwächse beim Autoservice gemeldet: Das Plus soll zwischen 3,4 Prozent bei der Gruppe 1 zuzurechnenden Betrieben bis hin zu 15,0 Prozent von Betrieben der Gruppe 4 (Pkw plus Lkw mit mehr als 2.000 Lkw-Reifen pro Jahr) gelegen haben. Als Grund dafür werden in erster Linie gestiegene Stundenverrechnungssätze vermutet. Gleichwohl ist man beim BRV mit Blick auf die Gesamtentwicklung der Geschäfte im Reifenfachhandel alles andere als zufrieden. „Der Gesamtumsatz sank im Schnitt nochmals um 1,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Der Rohertrag konnte dank der stabilen bis wachsenden Umsätze und Erträge beim Reifen- und Autoservice mit insgesamt rund 195.000. Euro leicht gegenüber dem Vorjahr gesteigert werden. Die Steigerung des Rohertrags reicht jedoch bereits nicht aus, um gestiegene Personal- und Raumkosten zu kompensieren“, stell Hülzer fest.

„Dies führt zu einer Ergebnisverschlechterung gegenüber dem Vorjahr“, ergänzt der geschäftsführende BRV-Vorsitzende. Im Schnitt habe das betriebswirtschaftliche Ergebnis derjenigen Outlets, die ihre Gesamtkosten für den Betriebsvergleich melden, per Ende Mai bei minus 3,4 Prozent vom Umsatz gelegen, heißt es. Nicht gerade ideale Voraussetzungen zum Start ins Winterreifengeschäft, das damit für so manchen Betrieb die Kohlen wird aus dem Feuer holen müssen. Da kann man nur auf einen guten Draht zu Petrus bzw. einen möglichst frühzeitigen Wintereinbruch mit möglichst reichlich Schnee hoffen. Ein weiterer „grüner“ Oktober/November wie in den beiden vorangegangenen Jahren wäre eher kontraproduktiv bzw. so etwas wie das Worst-Case-Szenario. Und wer kann das schon gebrauchen? christian.marx@reifenpresse.de

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