Fragezeichen rund um das Laufleistungspotenzial von Pirellis „Angel GT“
„100 Prozent Italian Gran Turismo“ – so beschreibt Pirelli seinen neuen Tourensportreifen „Angel GT“. Er soll gegenüber seinem Vorgänger nicht nur mit Verbesserungen beim Grip und den Nässeeigenschaften aufwarten, was man jüngst durch eine ungewöhnliche Aktion an Bord eines Flugzeugträgers demonstrierte, sondern insbesondere auch mit einer deutlich erhöhten Laufleistung im Vergleich zum bisherigen „Angel ST“. Bei der Vorstellung von Ducatis Multistrada 1200 S Granturismo im vergangenen Herbst, wo der „GT“ als Erstausrüstung verbaut wird, bezifferte der italienische Reifenhersteller das diesbezügliche Plus mit 15 Prozent – in diesem Frühjahr nun allerdings mit 30 Prozent. Zumindest die NEUE REIFENZEITUNG hat sich vor diesem Hintergrund die Frage gestellt, wie sich diese Diskrepanz bzw. die nun offenbar noch einmal deutlich höhere Laufleistung des Reifens erklärt.
Immerhin wäre denkbar, dass er seither beispielsweise noch einmal eine zusätzliche Entwicklungsschleife durchlaufen hat und dabei weiter optimiert wurde. Dem ist jedoch nicht so, wie Uwe Geyer, Leiter Trade- und Consumer-Marketing für Pirelli- und Metzeler-Zweiradreifen bei Pirelli Deutschland, auf entsprechende Nachfrage klarstellt. „Ich kann es mir nur so erklären, dass die Präsentation des ‚Angel GT’ im Zusammenhang mit der Multistrada GT ein bisschen schnell war und unsere Vergleichstests noch nicht richtig abgeschlossen waren. Um auf Nummer sicher zu gehen, wurde der niedrigere Wert bekannt gegeben und nun nach oben korrigiert. Es handelt sich aber um den gleichen Reifen. Es wurden keine technischen Änderungen vorgenommen“, sagt er. Der „Angel GT“ habe jedenfalls definitiv 30 Prozent mehr Laufleistung als der „Angel ST“.
Weitere Rückschlüsse hat sich die NEUE REIFENZEITUNG vor diesem Hintergrund von einem seitens Pirelli beim Motorrad TestCenter in Auftrag gegebener Produktvergleich versprochen. Denn nach Unternehmensangaben bescheinigt dieser dem Neuen, dass er „der beste Reifen des Segments Sporttouring in der Kategorie Laufleistung“ sei. Um zu dieser Feststellung zu gelangen, hat das Motorrad TestCenter demnach den „Angel GT“ gegen die Wettbewerbsprodukte Bridgestone „Battlax BT-023“, Continental „RoadAttack 2“, Dunlop „Sportmax Roadsmart II“, Metzeler „Roadtec Z8 Interact M/O“ sowie Michelin „Pilot Road 3“ montiert in der Dimension 120/70 ZR17 (vorn) und 180/55 ZR17 (hinten) an einer Suzuki Bandit 1250 ABS auf spanischen Schnell-, Berg- und Landstraßen antreten lassen.
An weiteren Informationen dazu werden zwar die gefahrenen (Durchschnitts-)Geschwindigkeiten, die erreichten Höhenlagen oder die Luft- und Asphalttemperaturbereiche bei den Testfahrten genannt, ansonsten aber keine Messwerte, die Aufschluss bezüglich der Laufleistung der Reifen zuließen. Was liegt da näher, als einen Blick in das Originaltestprotokoll des zur Motor Presse Stuttgart GmbH & Co. KG gehörenden Motorrad TestCenters zu werfen? „Der Testbericht ist sehr umfangreich und noch nur auf Englisch“, erklärt Geyer, warum man ihn dieser Fachzeitschrift derzeit nicht zur Verfügung stellen könne: Er werde in der Mailänder Konzernzentrale gerade übersetzt, was noch ein wenig dauern werde.
Beinahe ähnlich lautet die Auskunft von Fabian Gusta, zuständig für Consumer- und Onlinemarketing in Sachen Pirelli- und Metzeler-Zweiradreifen, mit dem die Redaktion in Kontakt kam, nachdem sie auf den deutschen Webseiten des Reifenherstellers zum „Angel GT“ den Link „Motorrad-TestCenter-Bericht anfordern“ entdeckt hatte. Im Hinblick auf das mittlerweile bei den Kollegen unseres englischen Schwestermagazins TYRES & ACCESSORIES ebenfalls geweckte Interesse baten wir – ebenso wie zuvor schon Geyer – daher auch auf diesem Wege darum, einen Blick in die englische Fassung werfen zu dürfen. „Leider liegt uns auch die englische Version noch nicht vor“, sagt Gusta. Sobald verfügbar will man sie uns jedoch zur Verfügung stellen. christian.marx@reifenpresse.de
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