“Cyber Fleet”, OE und Associated Brand – Pirelli im Lkw-Reifengeschäft

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Anfang März hatte Pirelli Reifenhändler, Fuhrparkverantwortliche und Vertreter der Fachpresse aus ganz Europa nach München eingeladen, um sie auf den neuesten Stand zu bringen, womit das italienische Unternehmen in Sachen Lkw-Reifen so aufwarten kann bzw. was man sich für die nähere Zukunft so alles vorgenommen hat. Unter dem Motto „Driving Innovation“ stand dabei unter anderem die Erweiterung des Portfolios an Produkten aus der Opens external link in new window„01:Serie“ ebenso auf der Agenda wie die Zweitmarke/Associated Brand Formula oder der Opens external link in new windowoffizielle Europa-Start von „Cyber Fleet“.

Hinter Letzterem verbirgt sich ein Reifendruckkontrollsystem, das in zwei Varianten für Nutzfahrzeugreifen angeboten wird: Beiden gemein ist freilich, dass ein Sensor im Inneren der Reifen Fülldruck und Temperatur misst, um das Fahren mit optimalem Reifendruck zu gewährleisten. Denn Abweichungen vom Solldruck nach unten erhöhen schließlich den Rollwiderstand bzw. lassen damit letztlich unnötigerweise den Kraftstoffverbrauch steigen und führen außerdem zu einem größeren Verschleiß. Die zwei „Cyber-Fleet“-Lösungen unterscheiden sich lediglich dahingehend, dass beim „statischen System“ die Messwerte per Diagnosegerät manuell direkt am Reifen ermittelt werden, während sie im anderen Fall außer an den Fahrer selbst per Telematik auch an die Fuhrparkleitung gehen, sodass diese dann entsprechende Maßnahmen koordinieren bzw. einleiten kann.

Außerdem bietet dieses System die Funktion „Track & Trace“, welche die Speicherung aller Informationen jedes einzelnen Reifens – inklusive solcher Parameter wie zurückgelegte Distanz und Geschwindigkeit – ermöglicht. Diese Innovation soll Flottenbetreibern über einen höhere (Kraftstoff-)Effizienz letztendlich zu geringeren Kosten verhelfen. Laut Pirelli entfällt schließlich rund ein Viertel der Fuhrparkkosten auf den Kraftstoff. Dank eines optimal eingestellten Reifenluftdruckes lassen sich nach Untersuchungen des Reifenherstellers Einsparungen von irgendwo zwischen rund 300 und gut 800 Euro pro Lastzug realisieren im Vergleich zu dem in der Praxis ansonsten offenbar nicht selten anzutreffenden Fall, dass mit einem zehnprozentigen Minderdruck gefahren wird.

Auf mehr oder weniger dasselbe Ziel ausgerichtet sind die Verbesserungen in der „01:Serie“ des Anbieters, die für die Segmente „R“ (Nahverkehr), „W“ (Winterreifen), „H“ (Fernverkehr) und „G“ (Baumaschinen) angeboten wird. Mit dem Opens external link in new window„ST01:Neverending“ speziell für Anhänger und Sattelauflieger hat der Reifenhersteller zuletzt zum Herbst vergangenen Jahres ein neues Produkt in den Markt gebracht, das vor allem hinsichtlich seines Rollwiderstandes noch weiter optimiert wurde: Pirelli spricht von einer Absenkung um immerhin rund 20 Prozent gegenüber dem bisherigen „ST:01“ ohne den Namenszusatz „Neverending“. Dementsprechend kann der Neue in Bezug auf die Opens external link in new windowEU-Reifenkennzeichnungsverordnung mit einem „A“-Labeling in Sachen Energieeffizienz aufwarten.

Aber auch beim Nassbremsen ist nach Herstellerangaben mit „A“ klassifiziert. Die Verbesserung beim Rollwiderstand ging also offenbar nicht zulasten der Sicherheit bei Nässe. „Krisen führen immer zu Innovationen“ spielt Alessandro Ascanelli, R&D Director der Business Unit Industrial bei Pirelli, auf die angespannte Kostensituation im Transportgewerbe an. Hier verspreche der neue „ST:01 Neverending“ also ein wenig Linderung, weil er beim Kraftstoff sparen helfe. Erzielt wurde die Senkung des Rollwiderstandes dieses Reifenmodells durch eine Reihe technischer Maßnahmen, so soll er mit 55er-/65er-Querschnitt beispielsweise allein viereinhalb bis fünf Kilogramm leichter sein als der bisherige „ST:01“.

Technologien wie „Cyber Fleet“ bzw. solche, die zu Produkten wie dem „ST:01 Neverending“ führen sieht Giovanni Pomati, Senior Vice President von Pirellis Business Unit Industrial, als eine von drei Säulen, die den Erfolg von Pirelli im Lkw-Reifengeschäft tragen sollen. Eine zweite sind Partnerschaften, womit unter anderem die Zusammenarbeit mit Fahrzeugherstellern gemeint ist – also das Thema Erstausrüstung. Bei Pkw-Reifen ist das italienische Unternehmen Lieferant vieler Namhafter Automobilhersteller, bei Lkw-Reifen ist dies nach Pomatis Worten – mit Ausnahme des brasilianischen Marktes – eher nicht der Fall. Das soll sich in Zukunft aber ändern, so der Senior Vice President. Mit seiner „01:Serie“ sieht er hier jedenfalls eine gute Ausgangsbasis gegeben.

Die dritte Säule, auf die Pirelli baut, ist die Zugkraft des Markennamens. Umso mehr lässt aufhorchen, dass der Konzern seinen in die bayrische Landeshauptstadt gekommenen Gästen Pläne präsentierte, die auf den ersten Blick nicht so recht zu der von den Italienern ausgerufenen bzw. verfolgten „Premiumstrategie“ passen wollen. Denn das Unternehmen präsentierte in München auch eine neue Zweitmarke namens Formula, die man selbst aber eher als Associated Brand bezeichnet. Genaueres dazu will man der Öffentlichkeit allerdings erst zu einem späteren Zeitpunkt mitteilen – vielleicht wird die Sicht auf den augenscheinlich dahinter stehenden Strategieansatz dann ein wenig klarer. christian.marx@reifenpresse.de

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