Marangoni Meccanica von belasteter Runderneuerung „nicht betroffen“

Vor dem Hintergrund unterschiedlicher Entwicklungen, die die Geschäfte des führenden Anbieters von Runderneuerungsmaterialien und -maschinen und runderneuerten Reifen mit Hauptsitz im italienischen Rovereto beeinflusst haben, haben sich einige Geschäftsbereiche besser als andere entwickelt. So hat Marangoni Ende Oktober etwa Gespräche mit Gewerkschaftsvertretern geführt, bei denen es um Kurzarbeit für die rund 350 Mitarbeiter in der eigenen Runderneuerung am Standort ging. Als Ausgangspunkt und Begründung für die Gespräche nannte Marangoni die allgemeinen Auswirkungen der wirtschaftlichen Situation sowie die Knappheit bei runderneuerungsfähigen Karkassen. Nur Tage später berichtete der Geschäftsbereich „Maschinen“ mit der Gesellschaft Marangoni Meccanica SpA vom Abschluss der Übernahme des Maschinen- und Anlagenbauers für die Runderneuerung TRM. Laut dem Unternehmen habe man damit die Ziele der „Rationalisierung und Innovation“ im Geschäftsbereich erreicht, auch wenn Marangoni keine weiteren Details in diesem Zusammenhang nannte.

In einer Mitteilung vom 31. Oktober bezog sich das Unternehmen aber darauf, dass man nun auf fünf Jahrzehnte gemeinschaftliche Erfahrungen in der Branche und das beste Angebot an Maschinen und Anlagen für die Runderneuerung verweisen könne, „für große Reifenhersteller bis hin zu kleinen Runderneuerungsbetrieben, über alle Reifengrößen hinweg (bis zu den größten OTR-Reifen) und für die Heiß- wie auch die Kaltrunderneuerung“. Die eigentliche Nachricht dieser Mitteilung liegt darin: Diesem Geschäftsbereich geht es weiterhin gut, wie auch immer die anderen Bereiche der Unternehmensgruppe dastehen.

Dies bestätigte auch Edoardo Salaorni, Commercial Director bei Marangoni Meccanica, gegenüber der NEUE REIFENZEITUNG: „Dieser Teil unserer geschäftlichen Aktivitäten wird in keinster Weise durch die stattfindende Reorganisation des Runderneuerungsgeschäftes beeinflusst.“

Mehr noch: Der Fokus von Marangoni Meccanica liege ganz klar auf der eigenen Entwicklung und der zunehmenden Anpassung an und Integration von TRM in das eigene Geschäft. Damit soll ein bereits seit einiger Zeit andauernder Prozess abgeschlossen werden. „Diese freundliche Übernahme begann vor einigen Jahren mit einer Mehrheitsbeteiligung und wurde dann Anfang dieses Jahres durch die 100-prozentige Übernahme der Anteile abgeschlossen“, so Salaorni weiter.

Dies bedeute indes nicht, dass die makroökonomische Entwicklung keinerlei Einfluss auf das Geschäft in diesem Bereich gehabt habe. Natürlich sei auch der allgemeine Runderneuerungsmarkt von den Einflüssen getroffen, die auch Marangonis eigene Runderneuerung in Rovereto (Kapazität: 200.000 Reifen) beeinflussen. Ein Beispiel etwa sind die großen Schwierigkeiten, die Unternehmen gestern wie heute dabei haben, entsprechende Kredite für ihre Investitionen etc. zu bekommen. Diese wiederum werden mitunter verschoben, wenn es mit den wirtschaftlichen Aussichten nicht zum Besten steht, insbesondere dann, wenn nachvollziehbare mittelfristige Aussagen über die weitere wirtschaftliche Entwicklung schwerfallen – die Auswirkungen auf das Geschäft von Marangoni Meccanica sind offensichtlich: Wenn kleine und mittlere Runderneuerer nicht investieren, wird das Auftragsbuch dünner.

Neureifenhersteller in der Runderneuerung „ändern alles“

Trotz der Aussagen, die hier bisher getroffen wurden, berichtet Marangoni von leicht zunehmenden Aufträgen im Geschäftsbereich „Maschinen“. Es gebe immer noch einige Märkte, in denen Investitionen in neue Maschinen und Anlagen nicht verringert oder eingestellt wurden. Was offenbar den Markt und die Nachfrage verändert, ist der neue Ansatz der Neureifenhersteller in Bezug auf die Runderneuerung. Diese kümmerten sich mehr und mehr auch um die Runderneuerung als Teil ihrer Verkaufsaktivitäten auf den Ersatzmärkten, wo sie zusätzlich zum ersten Leben eben weitere Reifenleben anbieten können. Laut verantwortlicher Manager wie Salaorni wollen große Reifenhersteller heute mehr denn je die Kontrolle über ‚ihre’ Karkassen erhalten bzw. behalten und darüber befinden, ob sie sie selber runderneuern oder ob sie sie an Partner zur Runderneuerung weitergeben. Dieser besondere Trend ändert dem Vernehmen nach den kompletten Markt und stellt für unabhängige Runderneuerer große Probleme bei der Beschaffung vernünftiger, runderneuerungsfähiger Karkassen dar.

Mit Blick auf diesen Trend und der Notwendigkeit, das Produktangebot weiterzuentwickeln und noch modernere Maschinen und Anlagen entsprechend der Marktnachfrage zu entwickeln, werden die Hintergründe für jüngste Entwicklungen im Marangoni-Geschäftsbereich „Maschinen“ klarer, die zu einer Zusammenführung von Forschung, Entwicklung und Produktion von Runderneuerungsmaschinen und -anlagen unter der Marke TRM (das Akronym steht übrigens für: „Tire Retreading Machinery“) geführt haben. Wie das Unternehmen betont, könnten mit den Maschinen und Anlagen der neuesten Generation Reifen sämtlicher Größen nach dem Heiß- wie nach dem Kaltverfahren runderneuert werden. „Diese Diversifikation hat uns dazu befähigt, auch auf neue Kunden und Märkte zuzugehen, was in solchen Zeiten interessante Möglichkeiten bietet. Dies trifft etwa auf Südamerika zu, wo die Runderneuerung, insbesondere die von OTR-Reifen, eine starke Entwicklung durchmacht; die boomende Entwicklung der Minenindustrie hilft dabei“, so Salaorni weiter.

Einer der Gründe für die Knappheit bei runderneuerungsfähigen Karkassen ist die Tatsache – neben der zunehmenden Aktivität von Neureifenherstellern im Runderneuerungsmarkt –, dass Flottenbetreiber zunehmend auch auf chinesische Lkw-Reifen setzen, denen mitunter ein zweifelhafter Ruf nachgesagt wurde, was ihre Runderneuerungsfähigkeit betrifft. Diese hat sich jedoch in der jüngsten Vergangenheit soweit entwickelt, dass heute renommierte Runderneuerer wie Bandvulc, Vacu-Lug oder Hämmerling mit Stolz auf ihre jeweiligen Kooperationen mit chinesischen Neureifenherstellern verweisen. Folglich könnte man erwarten, dass eine ähnliche Entwicklung auch auf die Runderneuerungsfähigkeit dieser Reifen zutrifft, was sich wiederum im weiteren Verlauf auch auf das Geschäft mit Anlagen und Maschinen für die Runderneuerung positiv auswirken könnte. Und was könnte solch eine Entwicklung für Unternehmen wie Marangoni Meccanica bedeuten?

„Wenn man sich das Niveau der Runderneuerung in den Märkten ansieht, in denen die Technologie bereits seit Langem fest etabliert ist, dann nehmen wir dort im Moment die Anwesenheit von Wettbewerbern von außerhalb Europas nicht wahr. Aber es gibt natürlich Märkte, auf denen es Platz für jede Art von Produkten gibt. Insbesondere Unternehmen, die sich mit der Runderneuerung auf eine strukturierte, professionelle Art beschäftigen, wählen europäische Maschinenhersteller. Die Qualitätslücke zu unseren Maschinen ist immer noch groß. Anderen Produkten fehlt der Grad an Automatisierung und das Endergebnis ist oft nicht vergleichbar“, so Salaorni weiter und glaubt nicht daran, dass außereuropäische Wettbewerber irgendwann in naher Zukunft das Geschäft mit Maschinen und Anlagen für die Runderneuerung nennenswert beeinträchtigen könnten.

Die Rolle der „grünen Agenda“

Die Runderneuerung ist qua Definition ein „grünes“ Geschäftsmodell, denn sie maximiert den Wert von Rohstoffen, benötigt deutlich weniger fossile Rohstoffe und emittiert deutlich weniger CO2 als die konventionelle Neureifenproduktion. Welche Rolle spielt aber die „grüne Agenda“ für die Maschinen- und Anlagenbauer?

„In unserem Marktsegment versuchen wir stets Lösungen zu entwickeln, die die Produktivität verbessern und auch – wenn möglich – den Bedürfnissen der Umwelt gerecht werden. Innerhalb unserer eigenen Produktion kümmern wir uns mehr und mehr um die Einsparung von Energie; auch unsere Produkte versuchen wir so zu gestalten, dass sie im Betrieb weniger Energie benötigen. So verringert die Nutzung von Bindegummiextrudern etwa den Gebrauch von Gummilösungen, was wiederum zur Folge hat, dass die Atemluft in der Produktion weniger durch Lösungsmittel beeinträchtigt wird“, so Salaorni weiter. Ein weiteres Beispiel sind die geschlossenen Kabinen für Marangonis Raumaschinen. Diese verringern den Lärm. Außerdem können Raumehle und entstehender Staub so besser aufgefangen werden.

Mit einem Blick in die Zukunft, möge sie auch noch so schwer vorherzusagen sein, betonen die Verantwortlichen bei Marangoni immer wieder, dass die ununterbrochene Weiterentwicklung die einzige Lösung dafür sein kann, um im Wettbewerb weiterhin ganz vorne mitspielen zu können. „Ohne hier in Details gehen zu können, möchte ich doch sagen, dass wir im kommenden Jahr einige neue Maschinen für Lkw- und OTR-Reifen einführen werden. Und wir werden einige bestehende Modelle unseres Sortiments überarbeiten. Wir wollen damit unterstreichen, dass die Bedürfnisse des Marktes für uns immer an oberster Stelle stehen. Wann immer es uns möglich ist, wollen wir die Anforderungen erfüllen, die unsere treuesten Kunden an uns stellen.“

Der „Black Swan“ der Familie

Zu den neuesten Produkten, die Marangoni Meccanica auf den Markt gebracht hat, gehört der Builder „Alpha Twin – Dual Black Swan“ für die Heißrunderneuerung. Während auf der einen Spannvorrichtung ein abgerauter Reifen im Streifenwickelverfahren mit neuem Laufflächengummi für die Vulkanisation in der Form belegt wird, wird auf der zweiten Spannvorrichtung der Reifen gleichzeitig beidseitig mit neuem Seitenwandgummi belegt. Die Kombination beider Maschinen biete laut Marangoni die Möglichkeit, möglichst schnell möglichst hochwertige runderneuerte Lkw-Reifen zu fertigen. Dem Vernehmen nach wurde diese Maschine bereits an die größten Runderneuerungsbetriebe Europas verkauft.

Ebenfalls neu im Sortiment von Marangoni Meccanica und eine Erwähnung wert ist die Raumaschine „Giotto Dual“. Während dieser Vollautomat die alte Lauffläche des Reifens abraut, werden beide Seitenwände abgebürstet – alles in einem Arbeitsschritt. Der Raukopf der „Giotto Dual” steht dabei stets im rechten Winkel zur Lauffläche, was ein besseres Rauergebnis ermögliche. Und zu guter Letzt gibt es da noch die neue „Sfera-3003“-Inspektionsmaschine, deren drei Messkameras eine Kontrolle des Reifens von Wulst zu Wulst ermöglichen, ohne dass der Reifen dabei gedreht werden muss. chris.anthony@tyrepress.com/ab

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