Reifenersatzgeschäft dieses Jahr wohl deutlich rückläufig – Und 2013?
Dass das deutsche Reifenersatzgeschäft 2012 wohl nicht an das Niveau des Vorjahres wird anknüpfen können, darauf haben schon die letzten Zahlen des Wirtschaftsverbandes der deutschen Kautschukindustrie (WdK) und eine Schnellumfrage des Bundesverbandes Reifenhandel und Vulkaniseurhandwerk e.V. (BRV) schließen lassen. Der bisherige Negativtrend wird mit Blick auf die jüngste vom WdK erhobene Absatzzahlentwicklung leider ebenso bestätigt wie von der aktuellen Einschätzung des BRV zum Gesamtjahr 2012. Doch 2013 könnte es diesbezüglich wieder bergauf gehen.
Dem sogenannten Sell-out-Panel des WdK mit Stand Ende November ist zunächst jedenfalls ein weiterer rückläufiger Stückzahlabsatz (Handel an Verbraucher) zu entnehmen: An Pkw-Sommerreifen wurden während der ersten elf Monate 2012 demnach 14,8 Prozent weniger an die Frau oder den Mann gebracht, bei den Pkw-Winterreifen blieben die Verkäufe im November allein 6,6 Prozent hinter dem Vorjahresmonat zurück, sodass bis dato ein Minus von inzwischen 3,3 Prozent aufgelaufen ist. Der Markt für Llkw-Reifen präsentiert sich nach elf Monaten nunmehr 5,1 Pozent im Minus, bei den Lkw-Reifen wird der Rückgang im bisherigen Jahresverlauf mit 14,0 Prozent beziffert. Einen Zuwachs weist die WdK-Statistik einzig für Offroadreifen aus: Von Januar bis November konnten hier 7,3 Prozent mehr Einheiten abgesetzt werden.
Analog stellt sich die Situation beim Sell-in dar, wie ein Blick auf die entsprechenden Statistiken der European Rubber Manufacturers’ Conference (ERMC) zeigt: Demnach hat die Industrie bis Ende November mit knapp 17,9 Millionen Stück 17,4 Prozent weniger Pkw-Sommerreifen an ihre Vermarktungspartner in Deutschland ausgeliefert, bei den Pkw-Winterreifen sind es 21,9 Millionen Einheiten entsprechend einem Minus in Höhe von 12,6 Prozent. Selbst an 4×4- bzw. Offroadreifen wurden mit nicht ganz 2,7 Millionen Stück 1,1 Prozent weniger von der Industrie in Richtung Handel geliefert. Vom Minus bei den Llkw- und Lkw-Neureifen in Höhe von 8,8 Prozent respektive 18,7 Prozent auf bis dato knapp 3,5 Millionen bzw. annähernd 1,2 Millionen Stück ganz zu schweigen.
Vor dem Hintergrund all dessen will der BRV zwar noch nicht von einem Krisenszenario sprechen, geht aber nichtsdestoweniger für das Gesamtjahr je nach Produktsegment selbst auch von teils deutlichen Absatzrückgängen aus. Konkret rechnet man mit insgesamt 44,3 Millionen vom Handel in Richtung Verbraucher verkauften Pkw-Reifen, was einem um rund fünf Millionen Stück rückläufigen Absatz bzw. einem Minus von 10,1 Prozent entspräche. In diesem Szenario stehen 21,5 Millionen Pkw-Sommerreifen (2011: 24,7 Millionen) entsprechend einem Rückgang um 12,8 Prozent 22,8 Millionen Pkw-Winterreifen(2011: 24,6 Millionen) entsprechend einem Minus von 7,3 Prozent gegenüber. Dass der Absatzrückgang im Reifenfachhandel von Fall zu Fall deutlich über den genannten Mittelwerten liegen könne, erklärt der BRV damit, dass nach seinen Informationen Vertragswerkstätten und B2C-Reifenshops ihre Marktanteile ausbauen konnten.
Für Offroadreifen erwartet der Branchenverband 2012 nach derzeitigem Stand demgegenüber übrigens ein Plus von 5,5 Prozent auf fast 3,3 Millionen Einheiten, wobei dem um 3,3 Prozent auf 1,5 Millionen Stück rückläufigen 4×4-Sommerreifengeschäft ein Plus von 14,0 Prozent auf beinahe 1,8 Millionen Stück bei Winterbereifungen gegenüberstehen soll. Bei Llkw-Reifen wird ebenfalls ein Zuwachs erwartet, der mit 0,4 Prozent auf alles in allem nicht ganz 3,5 Millionen Stück – gut 1,7 Millionen für den Sommereinsatz (plus 2,5 Prozent), knapp 1,8 Millionen für den Wintereinsatz (minus 1,6 Prozent) – den Erwartungen zufolge recht klein ausfällt.
Mit Blick auf Lkw-Neureifen erwartet der BRV für das Gesamtjahr einen Stückzahlrückgang um 13,5 Prozent auf 1,6 Millionen Einheiten, während das Minus mit 9,5 Prozent auf knapp 1,1 Millionen Stück bei runderneuerten Lkw-Reifen ein wenig kleiner ausfallen soll. Letzteres kann jedoch nicht verhindern, dass in Summe wohl knapp 2,7 Millionen Lkw-Reifen und damit 11,9 Prozent weniger als 2011 im deutschen Ersatzmarkt abgesetzt werden. Als ein Grund dafür verweist der BRV unter anderem darauf, dass das deutsche Transportlogistikgewerbe Markanteile vor allem an mittelosteuropäische Speditionen verliert – und Fuhrparks, die außerhalb Deutschlands ihren Sitz haben, werden halt nicht von Reifenvermarktern hierzulande bereift.
Ingesamt spricht der Verband vor dem Hintergrund eines sich für den deutschen Reifenfachhandel nun immer deutlicher abzeichnenden „unbefriedigenden“ Jahres 2012 von einer „angespannten Situation, in der der Reifenfachhandel der Unterstützung der Industrie dringend bedarf“. Jetzt werde sich zeigen, ob die Beziehungen zwischen beiden Seiten insoweit noch tragfähig sind, dass auch eine schwierige Branchensituation relativ unbeschadet überstanden werden kann, heißt es. Gleichwohl fordert der BRV von seinen Mitgliedsbetrieben ein, angesichts einer sich im Wandel befindlichen Wirtschaft/Geschäftswelt im Allgemeinen und vor dem Hintergrund der aktuellen Herausforderungen im Besonderen selbst auch eine stärkere unternehmerische Dynamik zu entfalten.
Selbst wenn für das kommende Jahr wieder von leicht steigenden Absatzvolumina durch die Bank in allen Produktsegmenten ausgegangen wird, so spricht der BRV trotzdem von einer „relativ unsicheren Lage“ und rät dem Reifenfachhandel, „geschäftlich vorsichtig zu agieren und Kosten zu sparen“. Gleichzeitig heißt es aber, dass zahlreiche Betriebe diesbezüglich wohl bereits an Grenzen stoßen und somit ihr Heil verstärkt in der Nutzung kooperations- und handelssystemseitiger Synergieeffekte suchen sollten. „Auch Konsolidierung und gegebenenfalls Marktaustritt darf – um zumindest Bestandswerte zu erhalten – kein Tabu mehr sein“, sagt der BRV und zeigt zugleich damit auf, wie angespannt und gedrückt die Stimmung im Handel derzeit tatsächlich zu sein scheint. Trotz allem rät der Branchenverband, ungeachtet dessen nicht den Optimismus zu verlieren. christian.marx@reifenpresse.de
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