Falken festigt Präsenz in Europa mit Rennen und Reifen
Seitdem die Falken Tyre Europe GmbH ihre Geschäftstätigkeit Anfang 2010 aufgenommen hat, konnte die Tochtergesellschaft des japanischen Reifenherstellers Sumitomo Rubber Industries (SRI) in Europa einiges bewegen. Insbesondere macht das Unternehmen durch seine zunehmende Präsenz auf den europäischen Ersatzmärkten und – neuerdings – auch in der Erstausrüstung von sich reden, wozu ein stets aktuelles Produktsortiment gehört. Außerdem kann man sich bei Falken zunehmend über eine Beachtung im Markt durch das kontinuierliche Engagement im Motorsport freuen. Um beides will sich der Hersteller auch in Zukunft verstärkt kümmern, erfuhr die NEUE REIFENZEITUNG anlässlich des jüngsten VLN-Rennens auf dem Nürburgring.
Egal, mit wem im Reifenmarkt man sich über die aktuelle Nachfragesituation unterhält, insbesondere, was die Industrie, also den Sell-in betrifft, so erntet man oftmals ratloses Schulterzucken. Um die Rückgänge am Markt in Europa weiß auch Yukio Yoshida, der sich seit Anfang dieses Jahres bei Falken Tyre Europe als Corporate Planning Director um die Entwicklung des Unternehmens kümmert. Der gebürtige Japaner ist seit 1990 in der Reifenbranche und war für Sumitomo Rubber Industries schon in einigen wichtigen Verkaufsfunktionen tätig, etwa in Südostasien oder in Australien und Neuseeland. Aber in all diesen Jahren habe er etwas Vergleichbares wie das, was Reifenherstellern derzeit in Europa widerfährt, nicht erlebt. Ob Pkw- oder Lkw-Reifen – den deutlichen Rückgang bei der Nachfrage könne man überall in Europa und bei allen Produktgruppen feststellen. Einzig beruhigend dabei sei, dass es allen Herstellern ähnlich ginge.
Auch wenn die aktuelle Marktsituation keine Sektlaune verbreitet, ist man bei Falken Tyre Europe in Offenbach zuversichtlich, die Umsätze vom vergangenen Jahr in diesem Jahr wenigstens zu egalisieren; für ein junges, auf Expansion ausgerichtetes Unternehmen sei dies durchaus möglich, ist Yoshida überzeugt. Insbesondere dürfe man noch auf einen guten Winter mit einer großen Nachfrage hoffen, so der Corporate Planning Director weiter; da diese aber natürlich von der Witterung abhänge, sei auch dieses Geschäft nur ganz schwer zu planen, selbst wenn man – wie Falken Tyre Europe – einen nicht unerheblichen Teil seiner Reifen im Containergeschäft vermarktet. Darüber hinaus betreibt die Europatochter des japanischen Herstellers ein Lager in Dortmund; genauer gesagt: der Kontraktlogistiker Fiege betreibt dieses.
Dass Falken in diesem Ausnahmejahr darauf hoffen darf, wenigstens die Vorjahresumsätze zu erzielen, liegt ganz zentral auch am überaus aktuellen Produktsortiment. Im Laufe dieses Jahres hat das Unternehmen gleich fünf neue Profile auf dem europäischen Markt eingeführt bzw. aktuelle Profile in seinem Line-up ausgebaut. Dazu zählen der High-Performance-Reifen „Azenis FK453“, den der Hersteller als Flaggschiffreifen einführt und der jetzt in 62 Dimensionen zwischen 17 und 22 Zoll und Querschnittsverhältnissen von 50 bis 25 erhältlich ist. Falkens neuer High-Performance-Reifen stammt dabei direkt aus dem Motorsport; die Verwandtschaft zeigt sich darin, dass Falkens Rennreifen ebenfalls den Produktnamen „Azenis“ führen. Außerdem neu im Sortiment der SUV-Reifen „Azenis FK453CC“, der in 14 Dimensionen von 17 bis 20 Zoll erhältlich ist. Darüber hinaus bietet Falken seit diesem Jahr den „Ziex ZE914 Ecorun“. Der Leichtlaufreifen sei „sportlich, komfortabel und wirtschaftlich“, so der Hersteller, der den Ecorun in zehn Größen von 15 bis 17 Zoll und Labelwerten ab CB anbietet. Ebenfalls neu im Sortiment ist der 4×4-Reifen „Wildpeak A/T AT01“ mit M+S-Markierung und insgesamt 16 Dimensionen. Als „die neue Generation Winterreifen“ führt Falken in diesem Jahr außerdem den „Eurowinter HS449“ ein. Er ist ab der jetzt beginnenden Saison in zunächst 57 Dimensionen erhältlich und wird ab kommendem Jahr noch einmal um weitere 32 Größen ergänzt, so dass das neue Eurowinter-Sortiment beinahe lückenlos sein sollte.
Laut Yukio Yoshida sei es für eine Vertriebsorganisation wie der Falken Tyre Europe GmbH überaus wichtig, stets aktuelle und für den jeweiligen Markt geeignete Produkte anbieten zu können. Dies, so der Corporate Planning Director weiter, könne man in jedem Fall auch weiterhin garantieren. Und man müsse dies auch garantieren, spiele Europa für das japanische Unternehmen, das sechstgrößter Reifenhersteller der Welt ist, doch eine zentrale Rolle. Im vergangenen Jahr generierte das Unternehmen etwa zehn Prozent seiner Umsätze in Europa, so ist im SRI-Geschäftsbericht nachzulesen, einen Großteil davon eben mit Reifen. Europa sei einer der wichtigsten und einer der größten Märkte für Falken. Insbesondere wichtig dabei sei es, die hohen technischen Anforderungen in Europa erfüllen zu können; durch die Herausforderungen europäischer Erstausrüster und der europäischen, insbesondere des deutschen Ersatzmarktes könne und müsse jeder Hersteller dort Benchmark-Produkte liefern.
Gerade in Bezug auf die europäische Erstausrüstung konnte Falken Tyre Europe in diesem Jahr einen bedeutenden Durchbruch feiern. Im Sommer zur Reifen-Messe gab das Unternehmen bekannt, dass der Volkswagen-Konzern für seinen Kleinwagen VW up! künftig auch Falken-Reifen verbauen will, und zwar den Reifen „Sincera SN 831A Ecorun“ in der Größe 165/70 R14 81 T. Mit diesem Vertrag war es dem japanischen Hersteller erstmals gelungen, auch Reifen an einen europäischen Automobilhersteller in Europa zu liefern; in Japan und in Asien zählt Sumitomo Rubber Industries zahlreiche Autobauer zu seinen Kunden. Mit dem Volkswagen-Vertrag habe der Hersteller „eine große Herausforderung“ gemeistert, erläutert Yoshida im Gespräch mit der NEUE REIFENZEITUNG nicht ohne Stolz. Natürlich dürfe der Corporate Planning Director nicht über Details etwaiger weiterer Erstausrüstungspläne sprechen, so seien eben die Anforderungen der Automobilhersteller. Man dürfe aber durchaus erwarten, dass in Zukunft weitere Erstausrüstungsverträge folgen werden.
Nicht unerheblich für den Erfolg in Europa ist für Falken sicher auch das Engagement im Motorsport. Seit 1999 tritt das Team „Falken Motorsport“ bereits auf dem Nürburgring beim 24h-Rennen und bei anderen Langstreckenrennen wie der VLN-Langstreckenmeisterschaft an. Seit dem vergangenen Jahr kämpft das Team nun im Porsche 911 GT3 R im türkisen Falken-Outfit um Punkte und die öffentliche Aufmerksamkeit, die ein Engagement im Motorsport eben einbringt – mit großem Erfolg. Bei dem jüngsten Rennen der VLN-Serie Ende August, dem achten von zehn der laufenden Saison auf der 25 Kilometer langen Nürburgring-Nordschleife, schloss das Falken-Werksteam unter Sven Schnabl mit einem sehr guten fünften Platz ab.
Dass Falken Tyre Europe jetzt mit einem Porsche an den Start gehe, erläutert Stefanie Olbertz, die als Assistant Manager Marketing im Unternehmen für Marketing Motorsport und Events zuständig ist, sei durchaus hilfreich. Fuhr man früher mit einem eher exotischen Nissan-Rechtslenker, so passe der aktuelle Porsche einfach besser ins Bild einer europäischen Rennveranstaltung. Außerdem kann man erwarten, dass die Bereifung eines Falken-Porsche auch für die Porsche anderer Teams eine gewisse Anziehungskraft ausübt. Aktuell rüstet der japanische Hersteller – mit einer Ausnahme – zwar ausnahmslos das eigene Werksteam mit den in Japan gefertigten Reifen aus. Aber auch dies könnte sich ändern, ist Falken mit seinem Renndienst doch bei zahlreichen Langstreckenrennen vor Ort. Die notwendigen Produktionskapazitäten vorausgesetzt, könnten in Zukunft vielleicht auch andere Teams auf Falken-Reifen an den Nürburgring-Start gehen.
Falken kontinuierliches Motorsportengagement in Europa jedenfalls scheint sich auszuzahlen. „Wir haben unter den Motorsportbegeisterten heute ein gutes Standing“, sagt Yukio Yoshida. Dort sei die Marke bekannt und habe ein gutes Image. Unter ‚gewöhnlichen’ Endverbrauchern allerdings, so befindet der Corporate Planning Director, habe man noch durchaus Entwicklungspotenzial. Darum, so erklärt er weiter im Gespräch mit der NEUE REIFENZEITUNG, wolle er sich in Zukunft ganz gezielt mit passenden Kampagnen und Initiativen kümmern, ohne dabei aber die klare Linie des Unternehmens in Sachen Motorsport zu konterkarieren. arno.borchers@reifenpresse.de
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