Goodyear Dunlop eröffnet Werksrunderneuerung – Weitere Investitionen

Nach der offiziellen Eröffnung der Werksrunderneuerung in Wittlich Anfang April verfügt Goodyear Dunlop jetzt über drei Produktionsstätten in Europa, in denen Lkw-Reifen runderneuert werden können. Ingesamt hat das Unternehmen 3,7 Millionen Euro in den Aufbau der Heißrunderneuerung in seinem rheinland-pfälzischen Neureifenwerk investiert und dort 60 neue Arbeitsplätze geschaffen. Während der deutsche Reifenmarkt bisher aus den Werken in Riom (Frankreich) und Wolverhampton (Großbritannien) mit werksrunderneuerten Lkw-Reifen aus dem Hause Goodyear und Dunlop versorgt wurde, werfe die Investition in die neue Anlage ein Schlaglicht auf die Wachstumsstrategie des Konzerns in Mitteleuropa.

Goodyear Dunlop hat in den vergangenen Jahren sein Produktportfolio im Bereich werkseigene Heißrunderneuerung kontinuierlich ausgebaut. Heute bietet der Konzern mit NextTread, TreadMax für Goodyear-Karkassen und MultiTread für Dunlop-Karkassen ein umfassendes Sortiment werkserneuerter Reifen für Transportunternehmen. Bisher wurden diese Produkte ausschließlich in den beiden Werken in Frankreich und Großbritannien produziert, wo im Übrigen – anders als in Wittlich – keine neuen Lkw-Reifen gebaut werden. Nun wurde der Standort Wittlich für die Werkserneuerung von Lkw-Reifen in 19.5 und 22.5 Zoll ausgebaut. Nachdem die Produktion bereits in 2010 aufgenommen wurde, sollen dort in 2011 eine Jahreskapazität von 100.000 Runderneuerten vorgehalten werden; dies stellt auch jeweils die Kapazität der beiden anderen Werken dar, so dass Goodyear Dunlop aktuell im Jahr rund 300.000 runderneuerte Lkw-Reifen fertigen kann.

In einem zweiten Schritt will Goodyear Dunlop noch in diesem Jahr weitere 1,2 Millionen Euro in die neue Runderneuerungsanlage in Wittlich investieren, um die Kapazität dort bis 2012 auf 150.000 Reifen pro Jahr auszubauen. Laut Hubert Moquet, Director Retread Operations EMEA bei Goodyear Dunlop in Europa, könne die neue Werksrunderneuerung sogar auf eine Kapazität von bis zu 300.000 Reifen im Jahr ausgebaut werden.

Die Runderneuerung belegt im Goodyear-Dunlop-Werk in Wittlich eine Fläche von 4.200 m². Hinzu kommen weitere 1.200 m² für das Karkassenlager. Dass die hochmoderne Werksrunderneuerung, deren Anlagen ausnahmslos von Marktführern in ihrem jeweiligen Feld geliefert wurden (etwa Marangoni fürs Belegen, Cima Impianti fürs Abheizen), Teile der Neureifenproduktion verdrängt haben, wird von den Verantwortlich in Wittlich verneint. Im vergangenen Jahr hat Goodyear Dunlop in Wittlich insgesamt 2,1 Millionen Reifen gefertigt, beinahe soviel wie im letzten Vorkrisenjahr 2007 (2,14 Millionen Reifen), so der Hersteller. Vielmehr habe man Zwischenlager abgebaut und Produktionsabläufe effizienter gestaltet, so dass nicht neu gebaut werden musste.

Auswirkungen der jüngsten Investition auf die Produktionsstätten in Riom und Wolverhampton soll es nicht geben, hieß es anlässlich der offiziellen Eröffnung in Wittlich; von ähnlichen Investitionen dort ist allerdings auch nichts zu hören. Die Werksrunderneuerung wurde deshalb in Wittlich und nicht etwa in Slowenien (Sava), Luxemburg (Goodyear Dunlop) oder Polen (Debica) aufgebaut, da das Angebot nah an der Nachfrage entstehen müsse, und dieses Potenzial sehe man zunächst auf dem größten europäischen Nutzfahrzeugreifenmärkte: in Deutschland. Wie immer wieder zu Recht betont wird, ist die Nähe zum Flottenkunden ein zentraler Erfolgsfaktor in dem logistikintensiven Geschäft. Nicht nur, dass die Runderneuerten zum Kunden bzw. dem Reifenhandel gebracht und entsprechend aufs Kundenfahrzeug montiert werden müssen; die abgefahrenen Karkassen – der begehrte „Rohstoff“ einer jeden Runderneuerung – müssen darüber hinaus den Weg zurück ins Werk finden. Nicht nur, dass Wittlich der einzige Standort unter sechs Goodyear-Dunlop-Fabriken ist, in dem neue Lkw-Reifen neben Pkw- und Industriereifen gefertigt werden. Das Werk in Wittlich ist darüber hinaus auch Standort des europäischen Logistikzentrums für Nutzfahrzeugreifen und somit prädestiniert für das – wie gesagt –  logistikintensive Geschäft mit Runderneuerten.

Tragende Rolle im Reifenmanagement

„Wir betrachten die hochwertige, konzerneigene Premiumrunderneuerung als wichtigen Bestandteil unseres Flottenmanagement-Programms ‚FleetFirst’. Kunden, gerade Flottenkunden, verlangen heute immer öfter ein umfassendes Produktangebot, in dem es eben nicht nur um Neureifen geht, sondern auch um die Minimierung der Kilometerkosten pro Fahrzeug – und hier spielen Runderneuerte eine tragende Rolle im Reifenmanagement. Vor allem mit unseren neuen Produkten TreadMax und MultiTread können wir die Betriebskosten durch langes Reifenleben und hohe Kilometerleistung senken. Gleichzeitig erhält der Kunde mit diesen Werkserneuerten die gleichen Produkteigenschaften wie die der Neureifen – also Kraftstoffersparnis und außergewöhnlich hohe Laufleistung“, so Hubert Moquet weiter. „Die hohen Investitionen und die Errichtung unserer mittlerweile dritten eigenen Heißrunderneuerung in Wittlich ist der beste Beweis, wie wichtig das Thema für uns ist. Die werkseigene Premiumrunderneuerung ist ein essenzieller Teil unserer Wachstumsstrategie im Bereich Nutzfahrzeugreifen.“

Die Karkassqualität aller bei Goodyear Dunlop verwendeten Reifen für die Runderneuerung wird kontinuierlich geprüft, um ihre Eignung für das zweite Leben sicher zu stellen. Nachdem die Reifen aufwendig geprüft und bearbeitet sind (100 Prozent der Karkassen werden einer Shearographie unterzogen), werden Lauffläche und Seitenwände in einem „Wulst-zu-Wulst”-Prozess neu aufgelegt. Dabei kommt bei TreadMax und MultiTread das gleiche Material wie beim entsprechenden Neureifen zum Einsatz. Danach wird der Reifen mit dem identischen Laufflächenprofil wie das des Neureifens geheizt. Nach dem Vulkanisieren und Abkühlen folgen die gleichen strengen Qualitätskontrollen wie bei Neureifen.

„Runderneuerung ist einer der Schlüsselfaktoren für das Reifenmanagement in der Transportbranche, um Kosten zu senken und die Leistung der Reifen zu maximieren”, erläutert Rupert Kohaupt, Direktor Nutzfahrzeugreifen bei der Goodyear Dunlop Tires Germany GmbH. „Für maximale Wirtschaftlichkeit sollten als erstes Goodyear-Reifen mit MaxTechnology bis zur empfohlenen Verschleißgrenze gefahren und anschließend nachgeschnitten werden. Ist der Reifen dann nach dem Nachschneiden erneut abgefahren, sollten Transportunternehmer den Reifen an uns zurückschicken und wir produzieren daraus einen runderneuerten TreadMax-Reifen. Dank der innovativen Premium-Werkserneuerung besitzt er die gleiche Kilometerleistung wie der ursprüngliche Neureifen und kann genauso nachgeschnitten werden. Die Lebensdauer des Reifens bzw. der Karkasse wird so verdoppelt. In vielen Fällen kann dieser Prozess sogar mehrfach wiederholt werden, da unsere Karkassen auf eine Laufleistung von bis zu einer Million Kilometer ausgelegt sind. Nicht nur das ursprüngliche Leistungspaket der Reifen bleibt vollständig erhalten, sondern die Runderneuerung leistet auch einen wichtigen Beitrag zur Ressourcenschonung und zum Umweltschutz“, so Rupert Kohaupt weiter. arno.borchers@reifenpresse.de

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