Conti gegen Schaeffler – Mit Haken und Ösen

Bevor denn aus Continental und Schaeffler ein Automobilzulieferer auf Augenhöhe mit Bosch entstehen kann, ist Geduld oberste Pflicht. „Die Medien“ haben keine Geduld, aber sie haben dann doch ihr Thema, weil sie gut gefüttert werden, von wem auch immer.

Eigentlich sollten Aufsichtsratssitzungen hinter verschlossenen Türen abgehalten werden. Nicht einmal das Datum einer Aufsichtsratssitzung ist öffentlich zu machen. Eigentlich. Dieses Mal waren selbst die Inhalte der Sitzung für jedermann von vorneherein klar, also was der Vorstand wollte und die von Schaeffler-Vertrauten angeführte Arbeitgeberseite im Aufsichtsrat zu verhindern gedachte. Und mit Indiskretionen geht es munter fort. Aus einem Brief des Vorstandsvorsitzenden Neumann wird zitiert; er soll die Aufsichtsräte daran erinnert haben, allein das Wohl und Wehe der Continental AG bedenken zu müssen. Die Frage drängt sich auf: Was hält der Vorstand von der fachlichen Kompetenz seiner Aufsichtsräte? Am Tag der Aufsichtsratssitzung versammeln sich sodann reihenweise Vertreter von Funk und Fernsehen sowie der schreibenden Zunft. Eingeladen sind sie nicht, einfach erschienen. Da sie nun mal vor Ort sind und auf Ergebnisse warten wollen, werden ihnen Sitzgelegenheiten im Foyer, Wasser und Kaffee geboten. Zwischendurch immer wieder „Wasserstandsmeldungen“ und dann wieder Meldungen der Conti-Pressestelle, dass es keine Wasserstandsmeldungen gebe. Dann sickert durch, Herr Neumann sei zurückgetreten. Der Pressesprecher dementiert. Herr Neumann sei mitten in seiner 150-seitigen Präsentation, könne also nicht zurückgetreten sein.

Ausgerechnet der stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende Werner Bischoff glänzt mit glatten Indiskretionen. Er schwätzt aus, wie die Arbeitgeberseite und die Arbeitnehmerseite abstimmten und bezieht sich so auf eine Abstimmung, die gar nicht auf der Agenda gestanden hat, um letztlich das Ergebnis der nächsten Aufsichtsratssitzung vorwegzunehmen: „Wir verlieren mit Neumann einen guten Mann.“ Das Datum der nächsten Aufsichtsratssitzung wiederum hatte Dr. Karl-Thomas Neumann in der Hektik im Rahmen seines Statements gegenüber der Presse erwähnt.

Aus irgendeiner anderen Ecke wird behauptet, „die Banken“ seien über das Vorpreschen von Schaeffler nicht informiert gewesen, sie seien jetzt umso mehr verärgert. Kann sein, vielleicht. Dann soll es die als Kreditgeber in großem Umfang bei beiden Konzernen vertretene Commerzbank übernehmen, die streitenden Parteien an die Kandare zu nehmen, Motto: „Herr Dr. Blessing, übernehmen Sie!“ Na ja, auf den Interessenkonflikt könnten sich denn schon mal alle freuen. Dr. Martin Blessing und die Schaefflers haben klare Interessen, sie wollen ihr Investment bzw. die Kredite bestmöglich schützen, Dr. Neumann will Conti „über den Berg“ bringen, denn so wie Schaeffler sich verhoben hat an Conti, gelang es Conti, sich mit VDO einen Mühlstein um den Hals zu hängen. In diesem, fast kann man schon sagen „Wirtschaftsdrama“ wird längst nicht mehr darum gefochten, wer denn nun gewinnt oder verliert. In das „Gesamtsystem Conti/Schaeffler“ muss endlich Ruhe gebracht werden. Wenn dann bei der nächsten Sitzung die Medienvertreter wiederum einfach so erscheinen, mit Kaffee und Kuchen bedacht werden und auf tiefe Einblicke verschaffende Informationen von Herrn Bischoff hoffen dürfen, bleibt alles wie es ist. Das hilft zwar nicht, schadet aber wenigstens. klaus.haddenbrock@reifenpresse.de

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