Klares Jein zum Conti-Standort Stöcken
Nachdem entsprechende Meldungen heute am Morgen bereits die Runde gemacht hatten, liegt nun auch eine offizielle Bestätigung vor: In Sachen der ursprünglich schon für Ende dieses Jahres geplanten Schließung des Lkw-Reifenwerkes am Continental-Standort Hannover Stöcken haben die Geschäftsleitung des Unternehmens, IG BCE und Betriebsräte unter Nutzung „aller arbeitsmarktpolitischer Instrumente“ eine einvernehmliche Lösung erzielt. Das Kompromisspaket eröffne zudem Perspektiven für 2010, wie es in einer gemeinsamen Presseerklärung weiter heißt.
Demnach ruht die Produktion von Nutzfahrzeugreifen am Standort Hannover-Stöcken aufgrund der massiven Nachfrageeinbrüche in Europa ab Ende 2009, und für die verbleibenden Mitarbeiter ist bis zum Ende der vom Gesetz vorgesehenen Dauer eine Kurzarbeit zu 100 Prozent vorgesehen. Weiteres Ergebnis der Verhandlungen ist, dass Continental bis Jahresende 2010 in Stöcken eine Produktionszelle mit einer Kapazität von 500.000 Reifen vorhält, für deren Betrieb 300 Beschäftigte benötigt werden. „Ende Juni 2010 wird aufgrund der dann absehbaren Marktentwicklung entschieden, ob 2011 eine Fertigung in dieser Produktionszelle erfolgen wird“, ist der Presseerklärung außerdem zu entnehmen. Für 50 Beschäftigte will man Arbeitsplätze im Rahmen des Stöckener Standortkonzepts schaffen, 200 Mitarbeiter werden allerdings in diesem Jahr gehen müssen. Für sie sollen gemeinsam mit Werksleitung und Betriebsrat „Möglichkeiten zum sozialverträglichen Ausscheiden 2009 geschaffen“ werden. „Weitere rund 225 Mitarbeiter werden 2010 auf Basis eines Interessenausgleiches und Sozialplans verteilt auf die ersten drei Quartale 2010 ausscheiden. Sollte die Produktionszelle aus Marktgründen 2011 nicht den Betrieb aufnehmen können, werden die vorgesehenen 300 Mitarbeiter im Rahmen des 2009 ausgehandelten Interessenausgleichs/Sozialplans zum Ende 2010 ausscheiden“, so der Wortlaut der gemeinsamen Erklärung.
„Das Paket ist das Ergebnis mehrerer intensiv geführter Gesprächsrunden, die mehrfach kurz vor dem Scheitern standen. Am Ende haben sich aber beide Seiten aufeinander zu bewegt und sind damit vor dem Hintergrund der extrem schwierigen und komplexen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ihrer Verantwortung gerecht geworden“, sagt IG-BCE-Vorstandsmitglied Werner Bischoff. „Wir haben bewiesen, dass man mit uns immer über vernünftige Lösungen sprechen kann. Die niedersächsische Landesregierung hat die Gesprächsinitiative positiv begleitet. Mit dem Kompromiss tragen wir der unveränderten Situation und immer massiveren Markteinbrüchen mit notwendigen Produktionsanpassungen in Europa Rechnung. Der Kompromiss eröffnet uns bereits 2010 die notwendige Möglichkeit, unser Produktionsportfolio operativ zu optimieren. Gleichzeitig leiten wir den Prozess ein, der mit Verhandlungen über Interessenausgleich und Sozialplan dem betroffenen Teil der 780 Beschäftigten so bald wie möglich Klarheit über ihre Zukunft verschafft“, ergänzt der für die Nutzfahrzeugreifendivision verantwortliche Continental-Vorstand Dr. Hans-Joachim Nikolin. „Wir haben in den Kompromiss auch Elemente des Anfang dieses Jahres ausgehandelten Eckpunktepapiers eingearbeitet, insbesondere in Sachen Kurzarbeit und Weiterbildung. Zudem wird erst Mitte 2010 endgültig über die Zukunft der Produktion entschieden. Damit haben wir Zeit gewonnen und Optionen eröffnet, das war uns sehr wichtig“, verdeutlicht der Stöckener Betriebsrat Michael Deister.
Schreiben Sie einen Kommentar
An Diskussionen teilnehmenHinterlassen Sie uns einen Kommentar!