Ein Hauch von China im Singapore Expo Center
Der Reifenhersteller Shandong Linglong kommt mit seinem Kapazitätsausbau derzeit deutlich voran. Wie Import-/Exportmanagerin Merry Wang im Gespräch mit der NEUE REIFENZEITUNG während der Tyrexpo Asia mitteilte, wo das chinesische Unternehmen auch in diesem Jahr ausstellte, habe man im vergangenen Jahr den ersten Pkw-Reifen in der neuen Fabrik gefertigt. Aktuell könne man bereits über theoretische Jahresproduktion von drei Millionen Reifen verfügen; Ende dieses Jahres sollen es bereits fünf Millionen Reifen sein. Ursprünglich, so hatte das Unternehmen noch 2007 zum Beginn der Bauarbeiten für das 250-Millionen-Dollar-Projekt erklärt, hatte Linglong bereits in diesem Jahr die letzte Ausbaustufe der neuen Pkw-Fabrik abschließen wollen. Diesen Plan habe man allerdings um wenigstens ein Jahr verschoben, so die Mangerin unter Hinweis auf die aktuelle globale Finanz- und Wirtschaftskrise. Nun sei der abschließende Endausbau der Fabrik bis zum Ende des kommenden Jahres geplant; die Hallen seien bereits alle fertig. Durch die zusätzlichen zehn Millionen HP- und UHP-Pkw- sowie Llkw-Reifen, die das Unternehmen dann fertigen kann, beläuft sich die Gesamtkapazität dann auf rund 30 Millionen Reifen pro Jahr.
Unterdessen kündigt Merry Wang die Erneuerung des Winterreifensortimentes an. Der neue „Linglong R650“ werde zur kommenden Saison den „R652“ komplett ablösen. Zur vergangenen Saison war der R650 bereits in der Standardgröße 195/65 R15 verfügbar, die beispielsweise rund 20 Prozent des deutschen Winterreifenmarktes für Pkw-Reifen ausmacht. Zur kommenden Saison sei dann ein komplettes Sortiment verfügbar, das Größen zwischen 13 und 16 Zoll einschließt. Nicht zuletzt durch entsprechende Produktinitiativen sei es dem chinesischen Hersteller gelungen, im vergangenen Jahr einen neuen Exportrekord zu verzeichnen – gegen den allgemeinen Markttrend, wie es dazu auf der Website des Unternehmens heißt. In 2008 konnte die gesamte Linglong-Gruppe rund 650 Millionen US-Dollar auf Exportmärkten umsetzen. Dies war insgesamt eine Steigerung von über 40 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Dabei machen mittlerweile Radialreifen einen immer beträchtlicheren Anteil an Linglong-Exporten aus, heißt es dort weiter. Im vergangenen Jahr waren 60 Prozent der exportierten Reifen Radialreifen. Bei einem Jahresumsatz von 1,93 Milliarden US-Dollar machte der Exportanteil in 2008 einen Anteil von einem Drittel aus.
In dieser Liga spielen – selbst in China – nicht viele Unternehmen. Ein junges Unternehmen, das erst vor rund fünf Jahren in der ostchinesischen Küstenstadt Qingdao gegründet wurde und aktuell rund 50.000 Reifen pro Jahr fertigt, ist die L-Guard International Enterprise Ltd. L-Guard wurde damals von Leo Zhou gegründet, einem Reifeningenieur mit einer langjährigen Berufserfahrung. Zentrales Produkt im Sortiment sind Industriereifen, die L-Guard als Vollgummi- wie auch als Luftreifen in der 2.000 Quadratmeter großen Fabrik herstellt. „Wir verkaufen unsere Reifen derzeit weltweit“, so Unternehmensgründer und Geschäftsführer Leo Zhou. Im vergangenen Jahr konnte das Unternehmen rund 60 Prozent seiner Reifen, wozu im Übrigen auch einige wenige EM-Reifen gehören, in China vermarkten, während immerhin 15 Prozent unter dem Markennamen „L-Guard“ auch nach Europa gelangten. Dabei werde Europa für das Unternehmen eigener Aussage zufolge immer bedeutender als Absatzmarkt, insbesondere treffe dies auf Westeuropa zu. Im Heimatland beliefere L-Guard sogar Erstausrüstungskunden. Neben den oben genannten Produkten führt das Unternehmen auch Pkw-, Lkw- und Landwirtschaftsreifen sowie Stahlräder im Sortiment. Diese werden allerdings bei chinesischen Offtakepartnern für L-Guard gefertigt. Selbst Montagemaschinen für Pkw- und Lkw-Reifen sowie Hydraulikpressen für Industriereifen stehen bei L-Guard im Katalog, aber auch sie werden zugeliefert.
In der hochautomatisierten Fabrik arbeiten aktuell rund 100 Menschen. Im laufenden Jahr wolle das Unternehmen aber zwei neue Produktionsanlagen zur Herstellung von Vollgummi-EM-Reifen einrichten, wodurch sich eine weitere Expansion ergebe.
Ebenfalls mit dem Thema Expansion befasst sich derzeit die South China Tire & Rubber Co., die in Europa mehr als Wanli Tire bekannt ist, ihrer hierzulande am weitesten verbreiteten Reifenmarke. Wichtigster Partner beim Export nach Europa ist dabei Deldo Autobanden aus Belgien. Der Reifengroßhändler vermarktet derzeit nur noch Pkw-Reifen der Marke Wanli vom chinesischen Hersteller. Der allerdings fertigt das komplette Pkw-Reifensortiment mit allen Profilen auch unter dem Markennamen „Sunny“. Diese Marke wurde bisher auch von Deldo in Europa vertrieben; der Großhändler hat den Vertrieb allerdings kürzlich aufgegeben, man wolle sich auf Wanli konzentrieren, ist aus Belgien zu hören. Künftig wolle sich South China folglich darum bemühen, auch die zweite Marke Sunny in Europa zu platzieren, und zwar – wenn möglich – preislich über den Reifen der Marke Wanli, so war am Stand des chinesischen Herstellers während der Tyrexpo Asia zu erfahren. Wie dies genau geschehen soll, ist unterdessen noch nicht bekannt. „Wir wollen Sunny-Reifen auf dem europäischen Markt haben“, so Vincent Ding gegenüber der NEUE REIFENZEITUNG.
Gegenwärtig erzielt South China rund 70 Prozent seines Umsatzes auf Exportmärkten. Dazu gehört zu allererst Nordamerika, wo der staatseigene Hersteller aus der südchinesischen Stadt Guangzhou neben seinen Wanli-Reifen eben auch Sunny-Reifen stark vermarktet. Darüber hinaus vermartet man dort auch Lkw-Reifen, ein Produkt, dass in Europa kaum vertrieben wird. Nach Stückzahlen betrachtet sei hingegen Europa der wichtigste Markt, da hierzulande eben zuallererst Pkw-Reifen (der Marke Wanli) vermarktet werden. Außerdem ist es scheinbar auch nicht angedacht, in naher Zukunft mit Lkw-Reifen auf den europäischen Markt zu kommen. EM- und Motorradreifen führt South China gar nicht im Sortiment.
Während das Unternehmen 1989 gegründet wurde, verließen 1992 die ersten Reifen die Fabrik. Erst 2006 dann konnte South China seine zweite Reifenfabrik einweihen, in der neben Pkw-Reifen auch Lkw-Reifen gefertigt werden. Aktuell entstehen dort jährlich rund vier Millionen Reifen, wobei das Unternehmen betont, die Fabrik könne auf einen Kapazität von 20 Millionen Reifen pro Jahr ausgebaut werden. Für das Geschäftsjahr 2007 meldete die South China Tire & Rubber Co. einen Jahresumsatz in Höhe von rund drei Milliardem Yuan (280 Millionen Euro). Dafür mussten rund acht Millionen Reifen gefertigt werden, darin enthalten 1,3 Millionen Lkw-Reifen – alles in radialer Bauweise. In den vergangenen zehn Jahren hatte das Unternehmen eigener Aussage zufolge eine jährliche Wachstumsrate von rund 20 Prozent.
Mit ganz speziellen Interessen reisten die Vertreter der Nankang Rubber Tire Corp. Ltd. nach Singapur, um dort während der Tyrexpo Asia auszustellen. Der taiwanesische Reifenhersteller, der erst Anfang dieses Jahres sein 50-jähriges Bestehen feiern konnte, wollte aus Anlass der Messe zu allererst sein bestehendes Händlernetzwerk in Südostasien pflegen und ggfs. weiter ausbauen. Dabei ging es Nankang zu allererst um seine beiden Marken „Sonar“ und die ganz neue, dritte Marke im Konzern „Strata“. Diese Marke sei erst 2007 eingeführt worden, werde in Nankangs China-Fabrik gefertigt und ausschließlich auf Exportmärkten vermarktet. Dazu gehörten derzeit allerdings noch nicht Europa und Nordamerika, was sich aber – so war am Nankang-Stand zu hören – in Bälde ändern solle. Derzeit wird die Marke Strata vorwiegend in Australien und Neuseeland Aktuell gebe es drei Strata-Pkw-Profile sowie eines für SUV-Reifen, die insgesamt ein Größenportfolio von 13 bis 24 Zoll abdecken. Wann diese Marke nach Europa kommen werde, konnte am Nankang-Stand nicht beantwortet werden, außer dass sie eben kommen werde. „Es gibt keinen konkreten Zeitplan“, hieß es auf Nachfrage.
Neben den hier näher beschriebenen chinesischen bzw. taiwanesischen Reifenherstellern stellten auf der Tyrexpo Asia im März noch einige andere Unternehmen aus China aus. So etwa Zhoaqing Junhong Co. Ltd., die mit ihrer Pkw-Reifenmarke „Sonny“ seit zwei Jahren auf dem Markt sind. Für die neue Fabrik, die 2007 eingeweiht wurde, will Junhong eigener Aussage zufolge bis zur Fertigstellung der dritten Ausbaustufe 2013 insgesamt rund 220 Millionen Euro investieren. Während Junhong in 2013 jährlich rund acht Millionen Pkw-, SUV-, 4×4- und Llkw-Reifen der Marke Sonny fertigen will, sind dies aktuell rund zwei Millionen Reifen, die – so das Unternehmen weiter – im Rahmen einer „Überseepartschaft“ entwickelt wurden und heute bereits auf über 40 nationalen Märkten vertrieben werden.
Darüber hinaus stellten aber auch andere Neureifenhersteller aus China und Taiwan während der Tyrexpo Asia aus, wozu etwa Kenda Rubber Industrial Co. Ltd., Techking Tires Ltd. aber auch Hangzhou Zhongce Rubber Co. Ltd. gehört, der größte Reifenhersteller Chinas (Marken Westlake, Goodride, Chaoyang). Aber auch Cooper Chengshan sorgte dafür, dass während der Tyrexpo Asia stets ein Hauch von China in der Messehalle des Singapore Expo Centers zu spüren war.
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