EBIT-Marge von 8,5 Prozent weiterhin Ziel für Conti
Die Continental AG peilt im Geschäftsjahr 2008 einen Umsatz von 25 Milliarden Euro an und will wie geplant die Nettoverschuldung zurückführen. Der Automobilzulieferer bestätigt außerdem das bereits im September korrigierte Ziel einer EBIT-Marge von rund 8,5 Prozent für das Gesamtjahr, bereinigt um Abschreibungen aus der Siemens VDO-Kaufpreisallokation sowie um Restrukturierungs- und Integrationsaufwendungen. Allerdings berge das vierte Quartal durch die rückläufige Konjunktur Unsicherheiten, heißt es vonseiten des Unternehmens, das als Reaktion auf das „deutlich schwierigere Marktumfeld“ eigenen Aussagen zufolge über die laufenden Restrukturierungsprojekte hinaus ein zusätzliches „umfassendes Kostensenkungsprogramm aufgelegt“ hat. „So werden wir unter anderem in der Automotive Group die Zahl der Leiharbeiter reduzieren, unter Ausnutzung der vorhandenen Arbeitszeitkonten die Werkferien zum Jahreswechsel stark ausweiten und je nach Standort und Auftragslage bis auf Weiteres von der Fünftagewoche nach unten abweichen. Darüber hinaus legen wir nicht dringend erforderliche Investitionen auf Eis“, sagt der Continental-Vorstandsvorsitzende Dr. Karl-Thomas Neumann.
Die Rede ist von weltweit rund 5.000 Leiharbeitern, von denen sich Conti trennen will. Für die Stammbelegschaft gebe es derzeit keine Pläne für einen Jobabbau, soll Neumann laut Agenturmeldungen gesagt haben. Neueinstellungen sollen demnach allerdings aber auf „fast null“ reduziert werden, und wenn sich die Lage der Autobranche im kommenden Jahr weiter verschlechtere, ist Neumann zufolge auch ein Stellenabbau in der Stammbelegschaft kein Tabu mehr. „Im ersten Halbjahr wurde die schwache Marktsituation in Nordamerika durch eine gute Konjunktur in Europa und Asien ausgeglichen. Im vergangenen Quartal zeigten sich jedoch drastische Bremsspuren in allen Märkten, wobei sich insbesondere die dramatischen Rückgänge in Europa negativ auf uns ausgewirkt haben. Diese Tendenz dürfte sich noch verstärkt bis weit ins Jahr 2009 hinein fortsetzen“, begründet er dies. Gleichwohl sieht Dr. Neumann den Konzern mit seiner „hohen Effizienz und der Strategie kontinuierlicher Restrukturierungsprozesse für die bevorstehenden außerordentlichen Herausforderungen gut vorbereitet“.
Während der ersten neun Monate 2008 erhöhte sich der Konzernumsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 60,6 Prozent auf gut 19,1 Milliarden Euro, wobei die Steigerung gegenüber dem Vorjahresvergleichswert von etwas mehr als 11,9 Milliarden Euro laut Conti zwar im Wesentlichen aus Konsolidierungskreisveränderungen (insbesondere durch den Erwerb von Siemens VDO), aber auch aus organischem Wachstum resultiere. Das EBIT vor Abschreibungen auf immaterielle Vermögenswerte aus PPA und vor Abschreibungen auf materielle Vermögenswerte aus PPA (nur Siemens VDO) des Konzerns stieg während der ersten neun Monate 2008 im Vergleich zum Vorjahr um 138,3 Millionen Euro bzw. 10,2 Prozent auf knapp 1,49 Milliarden Euro (Vorjahr: 1,36 Milliarden) und entspricht 7,8 Prozent (Vorjahr: 11,4 Prozent) vom Umsatz. Bereinigt um Sondereffekte ergebe sich eine Verbesserung um 167,2 Millionen Euro bzw. 11,9 Prozent auf 1,57 Milliarden Euro (Vorjahr: 1,40 Milliarden Euro), teilt das Unternehmen mit. Die bereinigte Umsatzrendite wird mit 8,2 Prozent (Vorjahr: 11,8 Prozent) angegeben. Das operative Konzernergebnis (EBIT) verringerte sich im Vergleich zum Vorjahr demnach um 262,5 Millionen Euro bzw. 19,6 Prozent auf 1,08 Milliarden Euro (Vorjahr: 1,34 Milliarden Euro). Die Umsatzrendite verringerte sich auf 5,6 Prozent (Vorjahr: 11,2 Prozent). „Der Anstieg der Rohstoffpreise belastete den Konzern in den ersten neun Monaten 2008 mit rund 205 Millionen Euro im Vergleich zu den Preisen der ersten neun Monate 2007. Davon betroffen ist hauptsächlich die Rubber Group“, heißt es vonseiten des Automobilzulieferers.
Mit Blick auf die Bankenkrise hebt Dr. Alan Hippe, stellvertretender Vorstandsvorsitzender sowie Leiter der Rubber Group und Finanzvorstand, die solide Finanzlage der Continental AG hervor. „Per 30. September 2008 verfügte Continental über ein Liquiditätspolster in Höhe von knapp einer Milliarde Euro sowie über ungenutzte zugesagte Kreditlinien im Volumen von mehr als zwei Milliarden Euro“, so Hippe, der außerdem darauf hinweist, dass im dritten Quartal 2008 in erheblichem Umfang Wandlungsrechte unter der im Mai 2004 emittierten Wandelanleihe über 400 Millionen Euro ausgeübt wurden. „Der ausstehende Betrag reduzierte sich von 377,1 auf 28,1 Millionen Euro und trug zu einer Reduzierung der Nettofinanzschulden bei. Am 23. Oktober 2008 haben wir die Anleihe vollständig zurückgezahlt, sodass wir damit sowie mit unserem Cashflow unsere Nettofinanzschulden im Jahr 2008 wie geplant deutlich zurückführen werden“, erklärt er und beziffert die Nettofinanzschulden des Konzerns per 30. September 2008 mit 10,8 Milliarden Euro. Dieser Werte liege um 49,3 Millionen Euro unter dem Niveau vom 31. Dezember 2007, die Gearing Ratio bei 146,0 Prozent. Der Free Cashflow für die ersten drei Quartale 2008 wird mit 123,8 Millionen Euro (Vorjahr: 61,6 Millionen Euro) angegeben, was im Vergleich mit den ersten drei Quartalen 2007 einem Zuwachs in Höhe von 62,2 Millionen Euro entspreche. Das Zinsergebnis verschlechterte sich demzufolge während der ersten neun Monate 2008 im Vergleich zum Vorjahr um 446,1 Millionen Euro auf -509,7 Millionen Euro (Vorjahr: -63,6 Millionen Euro), die Zinsaufwendungen erhöhten sich gegenüber dem Vorjahr um 424,2 Millionen Euro auf 566,5 Millionen Euro. Darüber hinaus wirkten sich 2008 großteils nicht zahlungswirksame Währungskurseffekte in Höhe von 34,8 Millionen Euro negativ aus, teil Conti mit.
Die Aufwendungen für Forschung und Entwicklung hat das Unternehmen nach eigenen Aussagen im Vergleich zum 30. September 2007 um 110,1 Prozent auf gut 1,2 Milliarden Euro (Vorjahr: 577,0 Millionen Euro) gesteigert. Die entspricht folglich einem Anteil von 6,3 Prozent des Umsatzes (Vorjahr: 4,8 Prozent). Davon entfielen auf die Automotive Group etwa mehr als eine Milliarde Euro (Vorjahr: 420,3 Millionen Euro) oder 8,7 Prozent vom Umsatz (Vorjahr: 8,4 Prozent). Auf die Rubber Group entfielen 171,2 Millionen Euro (Vorjahr: 156,7 Millionen Euro), entsprechend 2,4 Prozent vom Umsatz (Vorjahr: 2,3 Prozent). In den ersten drei Quartalen 2008 wurden laut Conti leicht mehr als 1,1 Milliarden Euro (Vorjahr: 560,4 Millionen Euro) in Sachanlagen und Software investiert. Die Investitionsquote beträgt nach neun Monaten 5,9 Prozent (Vorjahr: 4,7 Prozent). Davon entfielen 763,3 Millionen Euro (Vorjahr: 272,4 Millionen Euro) oder 6,4 Prozent vom Umsatz (Vorjahr: 5,4 Prozent) auf die Automotive Group. Die Rubber Group investierte 348,5 Millionen Euro (Vorjahr: 286,5 Millionen Euro) oder 4,9 Prozent vom Umsatz (Vorjahr: 4,1 Prozent). Zum 30. September 2008 beschäftigte Continental 146.496 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, das entspricht einem Rückgang um 5.158 Personen im Vergleich zum Jahresende 2007. Durch den Verkauf der Elektromotorenaktivitäten reduzierte sich die Mitarbeiteranzahl um 4.557.
Beim Blick in die Kerngeschäftsfelder macht der Vorstandsvorsitzende Dr. Neumann darauf aufmerksam, dass die Belastung der von ihm geführten Automotive Group durch Sondereffekte – unter anderem durch Restrukturierungskosten in der Division Interior – in den ersten neun Monaten mehr als 100 Millionen Euro betrug im Vergleich zu rund 24 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Dr. Neumann wies außerdem darauf hin, dass unter dem Motto „Empowered“ ein umfassendes Programm in der Division Powertrain läuft. „Wir lösen damit von absolut unzureichenden Kostenstrukturen über Produktionsthemen bis hin zu Forschung und Entwicklung Probleme, die weit tiefer gehen, als wir zunächst erwartet hatten“, so Neumann. Für die von ihm geführte Rubber Group hebt der stellvertretende Vorstandsvorsitzende Dr. Hippe hervor, dass sie ohne die gestiegenen Rohstoffkosten in den ersten neun Monaten ein operatives Ergebnis (EBIT) von rund einer Milliarde Euro erreicht und damit klar über dem Vorjahresniveau gelegen hätte. „Trotz der hohen Kostenbelastung bei Rohstoffen haben wir im Zeitraum von Januar bis September eine EBIT-Marge von 11,1 Prozent erreicht. Das belegt eindeutig, dass wir in der Rubber Group absolut robust unterwegs sind. Nichtsdestotrotz werden wir weitere Kostenmaßnahmen prüfen und auch alle unsere Investitionen auf den Prüfstand stellen. Es zeigt sich, dass die neu formierte Unternehmensgruppe in ihrer souveränen Aufstellung, die maßgeblich durch ihr Geschäft mit dem Endkunden gestützt wird, bestens für die anstehenden außerordentlichen Herausforderungen gerüstet ist und nachhaltig Wert schaffen wird“, ist Hippe überzeugt. Die Rubber Group werde 2008 mit rund 270 Millionen Euro mehr Rohmaterialkosten belastet sein als 2007, heißt es.
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