„Active Wheel“ von Michelin treibt Elektroautos an
Anhand gleich zweier Fahrzeugstudien präsentiert der französische Michelin-Konzern auf dem Pariser Automobilsalon derzeit sein „Active Wheel“ genanntes Konzept für den Antrieb von Elektroautos: im Roadster „Volage“ des französischen Elektrofahrzeugspezialisten Venturi (die NEUE REIFENZEITUNG berichtete) und im Kompaktwagen „WILL“ – ein Gemeinschaftsprojekt von Michelin und des Elektroautoherstellers Heuliez sowie des französischen Telekommunikationsunternehmens Orange. Herzstück beider Elektrofahrzeuge ist der von Michelin entwickelte elektrische Radnabenantrieb, der komplett im „Active Wheel“ Platz findet. Dabei ist es den Michelin-Technikern eigenen Angaben zufolge nicht nur gelungen, den 30 Kilowatt starken Elektromotor im Rad unterzubringen, sondern zusätzlich noch weitere Fahrwerks- und Sicherheitskomponenten wie Bremsscheibe, Bremssattel, eine aktive elektromechanische Feder-Dämpfer-Einheit sowie eine zusätzliche mechanische Fahrwerksfeder.
„Diese vollkommen neu konstruierte und bislang weltweit einzigartige Kombination aus Antriebs-, Brems- und Fahrwerkstechnologie eröffnet Fahrzeugherstellern ganz andere Packagemöglichkeiten als bisher“, so Michelin. Dabei wird darauf verwiesen, dass sich mit dem „Active Wheel“ unterschiedliche Antriebskonzepte wie Front-, Heck-, oder Allradantrieb ohne großen Aufwand modular realisieren lassen. „Gleichzeitig eröffnen sich den Designern attraktive Gestaltungsspielräume. Der Raum für Motorblock, Getriebe und Kurbelgehäuse wird nicht mehr benötigt und kann anderweitig genutzt werden, beispielsweise für Gepäck, einen Wasserstofftank oder Batterien“, erklären die Franzosen. Auch die Fahrdynamik gewinne dabei, da sich das Drehmoment elektronisch für jedes einzelne Rad individuell regeln lasse. „Diese Steuerung wirkt wie ein aktives Differenzial und ermöglicht durch die blitzschnelle und bedarfsgerechte Verteilung der Antriebsmomente auf kurveninnere und kurvenäußere Räder besonders hohe Kurvengeschwindigkeiten bei optimaler Spursicherheit“, wird als Vorteil hervorgehoben. Gleichzeitig biete die Kombination von elektrischem Antrieb und autarkem Bremssystem in jedem Rad noch mehr Optionen im Bereich der aktiven Sicherheit als ein herkömmliches Elektronisches Stabilitätsprogramm (ESP).
Das „Active Wheel“ von Michelin verfügt über einen 30 kW starken Elektromotor, der das Rad direkt an der Nabe antreibt. Je nach Antriebsvariante lässt sich damit derzeit – wie im allradgetriebenen Venturi Volage – eine Gesamtleistung von 120 kW (viermal 30 kW) realisieren. Die Stromversorgung der Motoren erfolgt über Brennstoffzellen, Lithium-Ionen-Batterien oder spezielle Doppelschichtkondensatoren. Der „WILL“ von Heuliez soll mit einer Länge von 3,70 Metern ausreichend Platz für vier Personen inklusive Gepäck bieten, wobei das integrierte elektrische Fahrwerk in der Lage sei, innerhalb von drei Millisekunden über die elektrisch verstellbare Feder-Dämpfer-Einheit auf Fahrbahnunebenheiten oder Stöße zu reagieren. „Das ermöglicht einen besonders sicheren Fahrbahnkontakt und erhöht gleichzeitig den Komfort. Der Wegfall von mechanischen Fahrwerksteilen bringt dem Heuliez ‚WILL’ einen deutlichen Gewichtsvorteil gegenüber herkömmlichen Fahrzeugen der Kompaktklasse. Der Elektroantrieb ist mit einem Wirkungsgrad von 90 Prozent besonders effizient. Je nach Energiequelle erreicht der serientaugliche Kompaktwagen einen Aktionsradius von 150, 300 oder 450 Kilometern“, sagt der Reifenhersteller, der mit zusammen mit den Projektpartnern Heuliez und Orange das Jahr 2010 für den Serienstart des Fahrzeuges anpeilt.
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