Räderhersteller BBS zieht um
Der Felgenhersteller BBS schließt bis spätestens zum Jahr 2011 sein Stammhaus am Gründungsstandort Schiltach (das „S“ in BBS steht für Schiltach im Landkreis Rottweil, Gründer waren 1970 Heinrich Baumgartner und Klaus Brand) und verlegt den Sitz nach Herbolzheim. Darüber ist die Belegschaft am vergangenen Freitag vom belgischen Eigentümer Punch International bzw. von BBS-Geschäftsführer Wald Westerlinck informiert worden. Produktion, Verwaltung, Entwicklung und Motorsportzentrum sollten künftig in Herbolzheim konzentriert sein. Von der Schließung sind laut Gewerkschaft mehr als 250, wie der Schwarzwälder Bote meldet sogar 330 Mitarbeiter betroffen. Sie sollen die Chance haben, am etwa 90 Kilometer entfernten Standort im Landkreis Emmendingen, für den Investitionen in Höhe von 25 Millionen Euro durch die belgische Muttergesellschaft bereits genehmigt worden seien, weiterzuarbeiten.
Die IG Metall kündigte Widerstand gegen die Schließung an. „Wir wollen so viel wie möglich Arbeitsplätze in Schiltach halten – im Interesse der Arbeitnehmer und der Region“, werden Äußerungen von Reiner Neumeister von der Freudenstädter IG Metall wiedergegeben. Belegschaft und Gewerkschaft fühlten sich getäuscht durch das Vorgehen des Eigentümers. „Wir haben uns vor einem Jahr bewusst für Punch International entschieden, weil er zugesichert hatte, beide Standorte zu erhalten“, so Neumeister. Das Unternehmen müsse sich auf einen harten Konflikt einstellen. Und für Gewerkschaftssekretär Uwe Wallbrecher „ist das letzte Wort zum Standort Schiltach noch nicht gesprochen“.
Punch International hatte den insolventen Felgenhersteller Ende Juni 2007 gekauft. Damals hatte der neue Eigentümer aus Belgien den Erhalt von 480 Arbeitsplätzen in Schiltach und Herbolzheim zugesichert. Nach Angaben der Gewerkschaft erhielten damals alle Arbeitnehmer neue Verträge. Ursprünglich hatten für die frühere BBS Kraftfahrzeugtechnik AG in Deutschland rund 830 Menschen gearbeitet, davon 580 am Hauptsitz in Schiltach. Gegenüber dem Schwarzwälder Boten hat Westerlinck den Kostenpunkt Energie und den hohen Logistikaufwand jetzt als Schließungsgründe angeführt. Bekanntlich schränkt die enge Tallage in Schiltach-Hinterlehengericht das Unternehmen aber auch ein.
Die mangelnden Möglichkeiten für Investitionen in Schiltach sind in Herbolzheim gegeben, berichtet „insideB“ von einem Auftritt Westerlincks auf dem Dach der dortigen Fabrik. Der BBS-Geschäftsführer will eine moderne Gießerei auf einem angrenzenden, jetzt noch landwirtschaftlich genutzten benutzten Areal hochziehen. Zwar galt Herbolzheim auch bei Wettbewerbern als moderner Standort, hatte jedoch die Gießrohlinge aus Schiltach beziehen müssen.
Porsche & Co. wollten bis zum Jahre 2012 ihre Räder um bis zu 25 Prozent günstiger einkaufen, heißt es bei „insideB“. Das sei am Standort Schiltach nicht darstellbar gewesen, wohl aber im dann einzigen Räderwerk von BBS in Herbolzheim. Dort soll auch eine neue Fördertechnologie zum Einsatz kommen, bei der gerade erst gegossene Räder nicht mehr erst abkühlen und dann neu aufgewärmt werden müssen, sondern direkt in die Endbearbeitung kommen.
In der Geschichte von BBS ist Schiltach der dritte Produktionsstandort, der verlorengeht: Soultzmatt (Frankreich) gehört heute zur Borbet-Gruppe, Ruina (Italien) war im Rahmen der Insolvenz ausgegliedert worden. In China hatte es sich bei der Binzhou Movever BBS (Binzhou City/Provinz Shandong) um ein ebenfalls im Rahmen der Insolvenz aufgelöstes Joint Venture gehandelt.
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