Goodyear will jährlich mehr als eine Mrd. US-Dollar investieren
In den Jahren 2008 bis 2010 will die Goodyear Tire & Rubber Company (Akron/Ohio, USA) jährlich jeweils zwischen 1,0 und 1,3 Milliarden US-Dollar investieren, hat Goodyear-Chairman und -CEO Robert J. Keegan angekündigt. Und das ursprüngliche Ziel, bis zum nächsten Jahr 1,8 bis 2 Milliarden US-Dollar einzusparen, wurde dahingehend geändert, zwei Milliarden Dollar sogar übertreffen zu wollen. Dazu sollen eine Optimierung der weltweiten Supply Chain sowie weitere Kostensenkungsmaßnahmen beitragen.
Dies erfolge im Rahmen einer Strategie, mit welcher der Konzern der weltweit steigenden Nachfrage nach hoch wertschöpfenden Produkten im Premiumsegment begegne, sowie im Zuge des weiteren Ausbaus des Geschäftes in den Emerging Markets, so das Unternehmen und nennt dabei die Märkte China, Russland und Brasilien (nicht aber Indien). Laut Keegan ist ein Teil des Programms die Eliminierung von Fertigungskapazitäten an Hochkostenstandorten in Höher ca. 25 Millionen Einheiten, was allein Kostenersparnisse in Höhe von 150 Millionen Dollar bewirken soll.
Millioneninvestment in deutsche und polnische Standorte
Goodyear will während der kommenden fünf Jahre insgesamt 500 Millionen US-Dollar in vier deutsche (siehe auch Kasten) und einen polnischen Produktionsstandort investieren. „Unser Geschäft in Europa wächst insbesondere in den hoch wertschöpfenden Produktsegmenten konstant“, erklärt Arthur de Bok, Präsident der Konzernregion Europa, Mittlerer Osten und Afrika. „In Deutschland werden wir über 300 Millionen US-Dollar in die Modernisierung unserer Standorte in Fulda, Fürstenwalde, Hanau und Riesa investieren. In Polen investieren wir über 200 Millionen US-Dollar in das Werk in Debica“, ergänzt er.
Zudem würden noch über 30 Millionen US-Dollar in das Werk Amiens Süd (Frankreich) fließen. „Dies erfolgt im Zuge einer Vereinbarung mit den lokalen Gewerkschaften und den Mitarbeitern“, so de Bok weiter. „Die Vereinbarung beinhaltet die Einführung neuer Schichtsysteme, die Verlängerung der wöchentlichen Arbeitszeit sowie eine Erhöhung der Arbeitstage pro Jahr und wird zu Effizienzverbesserungen in der Fabrik führen“, ist er sich sicher. Man diskutiere derzeit außerdem ähnliche Vorschläge mit den Gewerkschaftsvertretern des Werkes in Amiens Nord. Sollte es dort zu einer entsprechenden Vereinbarung zwischen beiden Seiten kommen, würde dies auch dort zu Investitionen in einer Größenordnung von über 35 Millionen US-Dollar führen, sagt er.
„Wir haben in den letzten Jahren große Fortschritte insbesondere mit der Einführung neuer, hervorragender Produkte im Pkw-Premiumsegment gemacht. Es ist unser Ziel, unseren Marktanteil im Wachstumsmarkt der High-Performance-Produkte noch weiter auszubauen“, so de Bok weiter. Und da der Markt für Goodyear-Premiumreifen im Lkw-Segment ebenfalls wachse, sollen über 200 Millionen US-Dollar nach Debica fließen, um die dortige Produktionskapazität von täglich 1.800 Lkw-Reifen auf über 5.000 Lkw-Reifen pro Tag auszubauen. „Gleichzeitig ziehen wir die Erhöhung der Produktionskapazitäten in Osteuropa in Erwägung, um von dem Wachstumspotenzial dieser Region zu profitieren“, sagt de Bok.
In Deutschland verfügt der Konzern neben den vier oben genannten Werken zudem über Produktionsstandorte in Philippsburg und Wittlich. In der Region Europa, Mittlerer Osten und Afrika unterhält Goodyear darüber hinaus drei Werke in Frankreich, zwei in Großbritannien, zwei in der Türkei sowie je eines in Luxemburg, Slowenien und Südafrika. In Polen hält Goodyear eigenen Angaben zufolge mehr als 65 Prozent an der TC Debica, die als Vertragshersteller jährlich 15 Millionen Reifen für das Unternehmen produziert. Bei über 85 Prozent der dort produzierten Reifen handelt es sich um verschiedene Markenprodukte der Konzernmarken des Goodyear-Konzerns, die an Goodyear bzw. andere Tochtergesellschaften verkauft werden. Die Region Europa, Mittlerer Osten und Afrika (vorher EU und EEMEA) des Konzerns erwirtschaftete im Geschäftsjahr 2007 bei einem Absatzvolumen von über 80 Millionen Reifen einen Umsatz von über sieben Milliarden US-Dollar.
Goodyear schließt Reifenfabrik in Australien
Das australische Reifenwerk von Goodyear in Somerton (Bundesstaat Victoria) soll zum 31. Dezember dieses Jahres geschlossen werden. Der Reifenhersteller begründet dies mit der strategischen Entscheidung, die Kapazitäten von Hochkostenstandorten weltweit zurückfahren und an kostengünstigen Standorten ausbauen zu wollen. Durch diese Maßnahme werden drei Millionen Reifen aus den Konzernkapazitäten herausgenommen, das Unternehmen beziffert die Kostenreduzierung mit etwa 35 Millionen US-Dollar. Die Restrukturierungskosten in Australien schlagen allerdings erst einmal mit 125 Millionen Dollar (nach Steuern) zu Buche.
Das Werk in Somerton wurde ursprünglich bereits 1961 gegründet. Im Jahre 1987 ist Goodyear eingestiegen und hat mit der Pacific Dunlop, später Ansell Ltd. ein Joint Venture unter dem Namen South Pacific Tyres (SPT) gebildet. Unter diesem Namen firmiert das Unternehmen noch heute, obwohl es Goodyear im Jahre 2006 vollständig übernommen hat. Bereits zwei Jahre zuvor, im Jahr 2004, hatte Goodyear das Werk intern in die geographische Geschäftseinheit Asia Pacific integriert. Insgesamt beschäftigt Goodyear in Australien derzeit mehr als 3.000 Menschen, 587 (so die Mitarbeiterzahl Ende Juni) werden von der Werksschließung betroffen sein.
Das Werk Somerton hat eine Fertigungskapazität von arbeitstäglich 10.000 Pkw-Reifen, ist aber nicht für großdimensionierte High- und Ultra-High-Performance-Reifen ausgelegt. Hergestellt werden Reifen der Marken Goodyear, Dunlop und Olympic. Beliefert werden die Erstausrüstungskunden Ford und Toyota sowie die Ersatzmärkte ganz überwiegend in der Region Australien/Neuseeland. Das SPT-Schwesterwerk im neuseeländischen Upper Hut hatte Goodyear bereits Ende 2006 geschlossen.
Bridgestone will weiterhin in Australien produzieren
Während das SPT-Management Medienberichten zufolge billig aus dem Ausland importierte Reifen für das Aus des Reifenwerkes in Somerton nördlich von Melbourne verantwortlich macht, hat sich Bridgestone zwischenzeitlich zu seiner Fertigung in dem Land bekannt. Laut dem Sydney Morning Herald soll Judith Swales, Chief Executive bei South Pacific Tyres, die im Vergleich zu den Billigimporten bis zu sechsmal höheren Produktionskosten in Somerton als Grund dafür genannt haben, warum das Werk nicht länger am Leben habe erhalten werden können. Man kann wohl erwarten, dass der dortige Markt künftig in größerem Maße aus Dalian (China) mit Goodyear-Reifen versorgt wird. Goodyear also Reifen aus dem Land nach Australien schickt, das für die Schließung von Somerton (mit-)verantwortlich ist.
„Wir sehen den zunehmenden Druck, der auf australischen Herstellern lastet. Dennoch halten wir der lokalen Produktion hier im Lande die Treue, und wir sind stolz, unseren Kunden qualitativ hochwertige Produkte made in Australia anbieten zu können“, hat demgegenüber Mac Ohashi, Chairman und Chief Executive von Bridgestone Australia, gegenüber dem Blatt zu Protokoll gegeben. Das Unternehmen, das nach dem Produktionsstopp von South Pacific Tyres dann der einzige Reifenhersteller in Australien sein soll, beschäftigt seinen Angaben zufolge 1.500 Mitarbeiter in dem Land. Rund 600 davon seien in der in Adelaide beheimateten Reifenproduktion beschäftigt, heißt es.
China und Amerika
Für den Standort Dalian in China sind 500 Millionen Dollar budgetiert, die in die Verlagerung und Ausweitung der Produktion von sowohl Pkw- wie Nutzfahrzeugreifen gesteckt werden, welche in der Region Asien-Pazifik abgesetzt werden sollen. Nach Brasilien und Chile sollen insgesamt 600 Millionen Dollar fließen. 500 bis 700 Millionen Dollar sind gestreckt über fünf Jahre für die Modernisierung der US-Werke vorgesehen und sollen dazu dienen, die Produktion kosteneffizienter zu machen und auf höherwertigere Reifen umzustellen.
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