Analyse des Reifeneinflusses auf das Nassbremsverhalten
Im Rahmen der sogenannten „ContiSafetyExperience“ hat Continental während der Fußballeuropameisterschaft mehr als 1.500 Gäste in die Fahrsicherheitszentren des ÖAMTC (Österreichischer Automobil, Motorrad und Touringclub) sowie des TCS (Touringclub Schweiz) in Teesdorf nahe Wien bzw. in Hinwil nahe Zürich eingeladen. Ziel war es, ihnen die Gelegenheit zu geben, Conti-Technologie für Autos von heute und morgen im wahrsten Wortsinne zu „erfahren“. Diese Veranstaltung hat der Reifenhersteller offensichtlich allerdings auch dazu genutzt, Erkenntnisse rund um den Einfluss des Reifens auf die Länge des Fahrzeugbremsweges auf nasser Fahrbahn zu sammeln. Einer der Parameter, die dabei variiert wurden, war demnach die Profiltiefe: Die Teilnehmer an der „ContiSafetyExperience“ sollten einen mit dem „PremiumContact 2“ bereiften Pkw durch Vollbremsung aus einer Ausgangsgeschwindigkeit von 80 km/h zum Stillstand bringen, wobei Pneus mit Profiltiefen von acht, drei und 1,6 Millimetern zur Verfügung gestellt wurden. Zum Vergleich sei darüber hinaus auch ein neuer, auf Rollwiderstand optimierter Premiumwettbewerbsreifen mit acht Millimetern Profiltiefe in den Bremstest einbezogen worden, um den – wie Conti sagt – „generellen Zielkonflikt zwischen Nassgriff und Rollwiderstand zu verdeutlichen“. Zudem wurde untersucht, ob und ggf. wie sich speziell auf die Wirkungsweise von Fahrerassistenzsystemen (z.B. ESP) ausgelegte Reifen auf die Länge des Bremsweges beeinflussen.
Als erstes Ergebnis wurde – wie eigentlich nicht anders zu erwarten – bei den Fahrversuchen festgestellt, dass die Bremswege auf Nässe egal ob mit oder ohne ABS bzw. ESP in erster Linie von der Profiltiefe der montierten Reifen abhängen. Je weniger Profiltiefe, desto länger der Bremsweg, so der einfache Zusammenhang. Bei einer Wassertiefe von 15 Millimetern und besagter Ausgangsgeschwindigkeit von 80 km/h wurde im Rahmen der „ContiSafetyExperience“ auf nasser Fahrbahn ein Bremsweg von 42 Metern ermittelt, wenn an dem Testfahrzeug Reifen mit acht Millimetern Profil montiert waren. Mit drei Millimetern Restprofil kam der Wagen demgegenüber erst nach rund 52 Metern zum Stehen, und bei 1,6 Millimetern Profiltiefen waren es dann sogar schon 61 Meter. Damit liegt der letztgenannte Wert 45 Prozent über dem für einen neuen Reifen. Wenn der ausreichend bereifte Wagen nach 42 Metern schon steht, hat der Pkw mit 1,6 Millimetern Restprofiltiefe bei diesem Versuch noch eine Rest- bzw. Kollisionsgeschwindigkeit von 44 km/h, sagt der Reifenhersteller und verweist auf die Folgen, die dies bei einer Notsituation im realen Verkehr nach ziehen könnte. „Continental rät daher im Sinne ausreichend großer Sicherheitsreserven grundsätzlich, Sommerreifen bereits bei einer Restprofiltiefe von drei Millimetern zu ersetzen“, erklärt Dr. Alan Hippe, der im Continental-Vorstand für die Division Pkw-Reifen verantwortlich ist.
Aber nicht nur eine höhere Profiltiefe verspreche kürzere Bremswege, aus Conti-Sicht kann die Auslegung von Reifen auf die Wirkungsweise von Fahrerassistenzsystemen ebenfalls dazu beitragen. Verbunden damit sei außerdem ein Plus an Seitenführung, verspricht das Unternehmen. Um diese These mit Fakten zu untermauern, hat der Reifenhersteller bei dem Fahrevent mit seinen Gästen einen Konzeptreifen gezeigt, der dank seiner Längs- und Querlamellierung hohen Grip in Umfangsrichtung des Reifens aufbauen und daher die Bremsvorgänge des ESP besser unterstützen soll als bisher übliche Modelle. „Im Vergleich mit einem konventionellen Reifen ergaben sich mit den eingesetzten Technologieträgern um rund 15 Prozent verkürzte Bremswege sowie eine merklich gesteigerte Fahrstabilität. Auch beim Beschleunigen mit ESC zeigte sich, dass auf Fahrerassistenzsysteme ausgelegte Pneus merkliche Vorteile gegenüber den heutigen Serienreifen haben“, fasst Continental die Ergebnisse während der „ContiSafetyExperience“ zusammen.
Und was den von Conti immer wieder thematisierten Zielkonflikt zwischen einem guten Nassbremsverhalten und einem niedrigen Rollwiderstand angeht, haben die Fahrversuche auf den ÖAMTC- und TCS-Prüfgeländen in Österreich und der Schweiz anscheinend ebenfalls ein mehr oder weniger eindeutiges Ergebnis zutage gefördert. Denn nach Angaben von Conti hat sich mit dem „PremiumContact 2“ ein kürzerer Bremsweg erzielen lassen als mit dem in den Tests offenbar mitgelaufenen und in puncto Rollwiderstand optimierten Reifen eines Wettbewerbers. „Das Ergebnis ist eindeutig: Der Bremsweg mit diesem Produkt war im Durchschnitt um 7,5 Meter und damit um fast zwei Fahrzeuglängen länger als mit einem neuen ‚ContiPremiumContact 2’ mit ebenfalls acht Millimetern Profiltiefe. Die Autofahrer haben die Wahl“, so Hippe.
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