Marangoni entwickelt innovative Produkte
Der Innovationsdruck, wie er auf die Hersteller neuer Nutzfahrzeugreifen lastet, ist auch in der Runderneuerungsbranche deutlich zu spüren. Themen wie etwa Niederquerschnitts- und rollwiderstandsoptimierte Reifen spielen auch für die Hersteller runderneuerter Reifen und deren Materiallieferanten eine immer größere Rolle. Die Marangoni-Gruppe bzw. deren Geschäftsbereich „Retreading Systems“ biete folglich Produkte, die technologisch auf der Höhe der Zeit seien, verkündete der italienische Runderneuerungskonzern während der REIFEN in Essen.
Angesichts der zunehmenden Nachfrage nach Fahrzeugen mit großem Ladevolumen (Stichwort: Maxi- oder Megatrailer) aus der Transportindustrie konnte die „Serie 60“ in den vergangenen Jahren eine stetige Zunahme ihres Marktanteils am europäischen Reifenmarkt verzeichnen. Ganz im Einklang mit dieser Entwicklung, ließ sich zudem eine deutliche Verbesserung der Karkassenqualität in diesem Produktsegment beobachten. „Inzwischen hat sie ein derartiges Niveau erreicht, dass die Runderneuerung der Karkassen, die früher von Hand sortiert und anschließend zur Sicherstellung ihrer Eignung für die Runderneuerung streng kontrolliert werden mussten, nun generell möglich ist“, so Marco Mandrioli, Sales & Marketing Director bei Marangoni Tread sowie Geschäftsführer von Ellerbrock. Die Runderneuerung eines Reifens mit 60er Querschnitt sei eine technisch ganz besonders anspruchsvolle und schwierige Aufgabe. „Um gute Ergebnisse zu erzielen, erfordert sie eingehende Kenntnisse und großes Geschick, sowie den Einsatz der besten Materialien. Zahlreiche, erschwerende Faktoren müssen berücksichtigt werden, wenn ein hochwertiger runderneuerter Reifen der ‚Serie 60’ hergestellt werden soll, dessen Leistungen jenen des Originalneureifens entsprechen“, so Mandrioli weiter. Ein kleinerer Reifendurchmesser bedeute geringeres Luftvolumen und höhere Rollgeschwindigkeit. Das erzeugt stärkere interne Belastungen und erschwere die Runderneuerung im Vergleich zu den Reifen mit Standardgrößen in 80er und 70er Querschnitten.
Marangoni Retreading Systems sei sich der Bedeutung dieser Aufgabe bewusst und habe deshalb speziell für die Runderneuerung von Reifen der 60er-Serie bestimmte Produkte und Prozesse entwickelt. „Dieser schwiergste aller Runderneuerungsprozesse erfordert ein entsprechend komplexes System, und das heißt Ringtread.
Bei diesem einzigartigen, von Marangoni entwickelten System, wird ein nahtlos vorgefertigter Laufflächenring aufgebracht und passt sich perfekt der Karkassenform an. Das Profil wird dabei in keiner Weise deformiert oder gespannt, zudem ist eine perfekte Gleichmäßigkeit über den gesamten Reifenumfang gewährleistet.“ Außerdem werde eine eigens konzipierte Mischung mit niedriger Hysterese verwendet. Sie soll eine geringe Wärmeentwicklung sowie geringen Rollwiderstand garantieren, um maximale Sicherheit und hohe Kilometerleistung bei gleichzeitig sehr niedrigem Kraftstoffverbrauch erreichen zu können. Nach dem anfänglich eingeführten Profil MDA-N für den Einsatz auf Regional- und Langstrecken wird das Produktangebot nun ausgebaut und bald auch das Winterprofil „Grip“ für Regional- und Langstrecken umfassen. Bis Ende 2008 komme noch das speziell für den ausschließlichen Einsatz als Langstrecken-Traktionsprofil entwickelte Profil „Eco-Plus“ hinzu.
„Um diese Produkte optimal nutzen und runderneuerte Reifen der 60er Serie von höchster Qualität produzieren zu können, hat Marangoni zudem eine Prozessanleitung für Runderneuerer verfasst, die mit der Ringtread-Technologie arbeiten. Sie betrifft die spezifische Anpassung des Herstellungsprozesses an die durch die Karkassenstruktur bedingten Restriktionen, um die besten, konkurrenzfähigsten und langlebigsten runderneuerte Lkw-Reifen der ‚Serie 60’ zu erzielen, die im Handel zu finden sind.“
Während der Erdölpreis immer neue Rekorde bricht, kommt dem Erfordernis, die Kosten des Lkw-Transports in Grenzen zu halten, immer größere Bedeutung zu. Einen signifikanten Beitrag in diese Richtung leisten runderneuerte Reifen, die den Folgen der gestiegenen Ölrechnungen in zweierlei Hinsicht Einhalt gebieten, so Marangoni während der Reifenmesse. In erster Linie, weil durch die Runderneuerung das Erdöl, das der Erzeugung von Synthetikgummi, dem Hauptbestandteil von Reifen, dient, gespart wird. Zweitens, weil der Einsatz von Runderneuerten sich sofort auf die Bilanzen der Transportfirmen niederschlägt, kostet doch ein runderneuerter Reifen wesentlich weniger als ein Neureifen. „Die Wirkung auf die wirtschaftliche Lage der Speditionen ist erheblich, wenn man bedenkt, dass es Fahrzeuge gibt, die bis zu 18 und mehr Reifen montieren.“
Unter den gegebenen Umständen is es das Hauptziel der im Transportwesen tätigen Unternehmen, die Gesamtbetriebskosten für Kraftstoff und Reifen so weit wie möglich zu senken. Eine eingehende Analyse der Probleme des Straßentransports habe gezeigt, dass die Kraftstoffkosten heute mit nahezu 32 Prozent zu Buche schlagen. In diesem Zusammenhang ist daran zu erinnern, dass es insbesondere der Rollwiderstand eines Reifens ist, der Kraftstoffverbrauch direkt beeinflusst.
„Im Gegensatz zu dem, was landläufig angenommen wird, kann ein qualitativ hochwertiger Runderneuerter die gleichen Kraftstoffverbrauchswerte wie ein Neureifen aufweisen.“ Im Rahmen der Runderneuerung mit vorgefertigten Laufflächen sei es insbesondere Ringtread, dem nahtlosen Laufring von Marangoni Retreading Systems, gelungen, das alt hergebrachte Konzept zu überwinden und eine neue Klasse von Runderneuerten zu schaffen, die mit Neureifen vergleichbar seien, „also einen intelligenten Kraftstoffverbrauch garantieren und zugleich Haftung, Sicherheit und lange Lebensdauer bieten.“
Die natürliche runde Form und das Fehlen von Nähten verliehen dem Ringtread zusammen mit dem Einsatz von hoch elastischen Mischungen einen geringen, gleichmäßig verteilten Rollwiderstand, der zu einem geminderten Kraftstoffkonsum und damit vor allem auf mittleren und langen Strecken zu einer beachtlichen Ersparnis beitrage, heißt es weiter bei Marangoni. Die Schnittstelle zwischen Reifen, Rollwiderstand und Kraftstoffverbrauch liege in der Laufflächenmischung und der Verformung, die die Lauffläche während des Abrollens mit Energieverlust erfährt.
Die F&E-Abteilung von Marangoni hat nach einer langen Reihe von technischen Analysen und Straßentests Spezialmischungen für die Laufflächen eingeführt, Mischungen, die ohne Einsatz von HA-Ölen und mit einem hohen Anteil an Naturkautschuk erzeugt werden, so wie dies bei der Herstellung neuer Lkw-Reifen im Hochqualitätssegment der Fall ist. Die Hauptvorteile, die aus dem Einsatz dieser Mischungen resultieren, seien eine höhere Elastizität bei niedrigen Temperaturen sowie ein geringer Rollwiderstand und eine längere Lebensdauer des Laufflächengummis bei hoher Belastung. Vom TÜV durchgeführte Tests auf Straße haben laut Marangoni ergeben, dass der Rollwiderstand eines Ringtread-Reifens in etwa dem der besten Neureifenmarken entspreche „und weit unter dem der anderen Runderneuerten liegt.“ Das bedeutet, dass ein Ringtread-Reifen weniger Antriebskraft, also weniger Kraftstoff benötigt.
Weitere Faktoren, die den Kraftstoffverbrauch beeinflussen, sind der Reifendruck und die Ausrichtung der Fahrzeugachsen (Spur). Ein Ausrichtungsfehler bei den Achsen bedinge einen höheren Kraftstoffverbrauch um bis zu zwölf Prozent und eine schnellere Abnutzung der Lauffläche. Die Reifen von dreiachsigen Anhängern wirkten sich Marangoni zufolge auf den Gesamtrollwiderstand des Fahrzeugs mit bis zu 55 Prozent aus, die Reifen der Antriebsachse hingegen mit bis zu 30 Prozent und die Reifen der Vorderachse mit bis zu 15 Prozent. Nicht korrekte Reifendrücke schließlich verursachten einen höheren Rollwiderstand, einen schnelleren Verschleiß der Lauffläche, Überhitzung des Reifens und in der Folge unwiederbringliche Schäden an der Karkasse.
Ellerbrock: Produktion geht weiter
Nur wenige Tage nach dem Brand vom März hatte Ellerbrock den Lieferbetrieb von Gummimaterialien für die Kalt- und Heißrunderneuerung in ganz Europa wieder aufgenommen. Das Feuer hatte damals die gesamte Mischanlage mit dem Banbury-Mischer und allen daran angeschlossenen Maschinen für die Mischung und Vorbereitung des Gummis vollständig und unwiederbringlich zerstört. „In dieser ausgesprochen kritischen Situation haben Belegschaft, externe Mitarbeiter und Management des deutschen Unternehmens und des italienischen Mutterhauses nicht den Mut verloren und sofort Lösungen für die schnelle Behebung des katastrophalen Vorfalls gefunden“, loben Massimo De Alessandi, CEO der Marangoni-Gruppe, und der Geschäftsführer des Geschäftsbereichs Retreading Systems, Giuseppe Ferrari, heute unisono.
Schon wenige Tage nach dem Feuer vom Ostersamstag sei die Organisation angelaufen, so dass in wenigen Tagen ein komplexer und europaweit greifender Aktionsplan definiert und umgesetzt werden konnte. Die Produktion der für Ellerbrock erforderlichen Mischungen wurde auf die verschiedenen Fertigungsstätten der Marangoni-Gruppe in Italien, d.h. auf Ferentino, Pontetaro und Rovereto, verlagert. „All dies stand im Zeichen des vorrangigen Ziels, eine regelmäßige Belieferung unserer Runderneuerungs-Partnerbetriebe aufrecht zu erhalten“, so De Alessandri im Rückblick auf die Ereignisse. Das befriedigende Resultat des Krisenmanagements sei „nicht zuletzt der hervorragenden Teamarbeit auf allen Ebenen des Unternehmens zu verdanken: vom Top-Management bis hin zu den Mitarbeitern in den einzelnen Produktionsabteilungen und den externen Dienstleistern.“ De Alessandri weiter: „Zuguterletzt noch ein besonderer Dank an unsere Kunden, die uns die Treue gehalten haben und nicht nach anderen Bezugsquellen suchten, sondern Vertrauen in die Fähigkeit und den Willen von Marangoni hatten, die Konzernfirma Ellerbrock tatkräftig zu unterstützen. So konnte die Notlage überwunden werden.“
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