Kraiburg will Geschäftsbereiche „diversifizieren“
Auf der REIFEN in Essen präsentierte Kraiburg Austria – parallel zum Qualitätsmaterial für die Lkw-Runderneuerung – auch seine Leistungsfähigkeit im Segment der Erdbewegungsmaschinen. Der jüngste Vertriebsbereich der Oberösterreicher, der 2007 etabliert wurde, beschäftigt sich mit der Entwicklung und dem Vertrieb von EM-Runderneuerungsanlagen sowie Materialien für die Runderneuerung. Als einer von wenigen Anbietern bedient Kraiburg hier alle Prozesse, das heißt Kalt-, Heiß- und Smooth & Groove-Verfahren, so Vice-President Thorsten Schmidt gegenüber der NEUE REIFENZEITUNG. Durch die Etablierung dieses neuen Geschäftszweiges versucht Kraiburg Austria gleichsam, „die Gesamtabhängigkeit vom Runderneuerungsgeschäft zu reduzieren“. Das Stichwort lautet folglich: Diversifizierung.
Auf der Messe in Essen präsentierte Kraiburg die neu konzipierten Segmentreihen für Erdbewegungsmaschinenreifen vor, die ab sofort vom Band gehen: Das Profil KM-01 in der L3 Ausführung mit Breiten von 420 bis 600 Millimetern und für den Einsatz auf Muldenkippern die E4 Ausführung des Profils KM-02 mit Breiten von 600 bis 870 Millimetern. Darüber hinaus konnten sich die Besucher über die laufenden Komplettanlagen-Projekte informieren. Kraiburg sei hier gemeinsam mit renommierten Partnern unter anderem auch in der Maschinenentwicklung aktiv, so Thorsten Schmidt weiter.
Das erste Großprojekt konnte das Kraiburger EM-Team bereits im vergangenen Jahr gemeinsam mit einem russischen Partner in Angriff nehmen. Die Runderneuerungsanlage ist für das Kalt- und das Smooth-and-Groove-Verfahren konzipiert und für eine Kapazität von 1.500 Reifen pro Jahr in den Dimensionen 24.00 R35 bis 40.00 R57 ausgelegt. „Derzeit arbeiten wir auf Hochtouren, um die Anlage diesen Herbst in Betrieb nehmen zu können“, so Roland Schutte, Leiter Vertriebsbereich EM bei Kraiburg Austria. „Parallel laufen natürlich Gespräche mit weiteren potenziellen Partnern vornehmlich in Russland. Wir sind sehr zuversichtlich, neue Projekte ähnlichen Ausmaßes noch in diesem Jahr vertragsfest machen zu können.“
Wie Thorsten Schmidt im Gespräch betont, stimmten die Anfragen während der Reifenmesse zu dem neuen Geschäftsbereich überaus positiv. Ein Großteil der Besucher am Kraiburg-Messestand, der wie gewohnt in der „Galeria“ der Essener Messehallen einen prominenten Platz hatte, habe sich nach EM-Runderneuerungsanlagen sowie Materialien für die Runderneuerung von EM-Reifen erkundigt. Mit einem entsprechenden Feedback hatten die Verantwortlichen im Hause Kraiburg auch gerechnet, zeige es doch, dass aktuell verfolgte Diversifizierungsstrategie der Geretsberger auf dem richtigen Weg ist. Während das Unternehmen im vergangenen Jahr noch 68 Prozent seines Umsatzes (56,9 von 83,4 Millionen Euro) mit Reifenrunderneuerungsmaterialien und EM-Anwendungen generierten, so Schmidt, sei es mittlerweile das erklärte Ziel der Geretsberger, diese Abhängigkeit vom – bekanntermaßen – sich nur verhalten entwickelnden europäischen Runderneuerungsmarkt binnen fünf Jahren auf 50 Prozent zu reduzieren.
Die Preisentwicklungen bei Rohstoffen, dem größten Kostenblock eines jeden Materialherstellers, haben fast schon inflationäre Tendenzen, können angesichts schwacher Neureifen- und Runderneuerungsmärkte nur begrenzt weitergegeben werden. Gleichzeitig seien Effizienz- und Produktivitätssteigerungen – bei Kraiburg wie wohl auch bei etlichen Wettbewerber, so Schmidt – nur noch begrenzt möglich. Die Folge: Der gesättigte und von günstigen Neureifen- und Materialherstellern attackierte europäische Runderneuerungsmarkt verliert im Vergleich zu neuen und innovativen Geschäftsbereichen an Anziehungskraft.
Einer dieser Geschäftsbereiche – neben Erdbewegungsmaschinen – seien etwa Gummi-Bodenbeläge, ergänzt Holger Düx, seit Anfang dieses Jahres Leiter Vertrieb und Marketing bei Kraiburg Austria. Seit 2006 fertigt und vermarktet das österreichische Unternehmen unter dem Markennamen „Belmondo“ bereits Bodenbeläge für Pferdeboxen sowie Ergoflex-Arbeitsplatzmatten für den industriellen Gebrauch. Die Anwendungsgebiete solcher Gummi-Bodenbeläge seien vielfältig, so Thorsten Schmidt. Künftig wolle man sich auch bei elastischen Bodenbelägen für Eislauf-/Eissporthallen (um den eigentlichen Bodenbelag vor den scharfkantigen Kufen der Schlittschuhe zu schützen) oder für Fitnessstudios engagieren. Derzeit laufe die Marktanalyse, so der Vice-President. Produktionskapazitäten seien vorhanden.
Bestehende Produktionskapazitäten seien dabei nicht nur vorhanden sondern sie werden weiter ausgebaut. So wird bis März 2009 eine neue, moderne zehnetagige Vulkanisationspresse am Standort in Geretsberg in Betrieb genommen, wofür rund eine Million Euro investiert werden. Darüber hinaus wird noch in diesem Juli eine neue Mischerlinie für rund 3,5 Millionen Euro in Betrieb genommen. Diese neuen Produktionskapazitäten sollen vor allem zur Herstellung der neuen Premiummischung „K_plus“ sowie von Materialien genutzt werden, die von Kunden in der Neureifenindustrie bezogen werden. Kraiburg hatte im Frühjahr mit den Mischungen „K_base“, „K_tech“ sowie „K_plus“ drei neue Produktlinien auf den Markt gebracht, um immer speziellere Mischungen für immer speziellere Anwendungen bieten zu können, wie eben vom Kunden gewünscht. Seit Einführung der drei neuen Produktlinien zum Jahresbeginn hätten diese sich äußerst gut am Markt etabliert, so Vertriebs- und Marketingleiter Holger Düx weiter. Während Kraiburg den Standort Geretsberg durch Investitionen stärkt, wurde erst kürzlich der Standort Bulgarien auf die Herstellung von Mischungen spezialisiert, also dort die Laufstreifenproduktion (macht rund 70 Prozent des Outputs bei Runderneuerungsmaterialien aus) eingestellt wurde.
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