Entscheidung: Continental verkauft frühere Siemens-Werke
Nur kurz nach dem formellen Abschluss der Milliardenübernahme des Autozulieferers VDO will die Continental einen beträchtlichen Teil der ehemaligen Siemens-Sparte schon wieder abstoßen. Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung gibt der Konzern aus Hannover an diesem Donnerstag den Verkauf des VDO-Bereichs „Electric Motor Devices“ mit weltweit 4.000 von 53.000 Beschäftigten bekannt, 2.000 davon in Deutschland. Wie gestern verlautete, laufe alles auf eine Übernahme durch den Coburger Konkurrenten Brose hinaus. Die Verträge seien noch nicht unterzeichnet, der Verkauf aber beschlossene Sache, hieß es weiter. Führungsgremien beider Unternehmen seien bereits über das Vorhaben und den Käufer informiert worden.
Entsprechende Weiterverkaufsgerüchte waren bereits vor etlichen Wochen an die Öffentlichkeit gedrungen. Weder Brose noch Continental wollten der Süddeutschen Zeitung zufolge vorab Stellung dazu nehmen. Eine Continental-Sprecherin sagte lediglich, so die Zeitung weiter, es liefen „abschließende Gespräche mit Interessenten über einen Verkauf”. Einen Vertrag habe der Hannoveraner Konzern aber noch nicht unterzeichnet. Branchenexperten schätzen den Wert des VDO-Bereichs „Electric Motor Devices“ auf mehr als eine halbe Milliarde Euro. Sie stellt an deutschen Standorten in Würzburg und Nürnberg, sowie in Frankreich, Tschechien, Kanada, den USA, Mexiko, Brasilien und China elektrische Antriebe her. Zu den wichtigsten Abnehmern des Zulieferers zählt der Brose-Konzern.
Die Gewerkschaft IG Metall reagierte gestern empört über den plötzlichen Verkaufsbeschluss. Entgegen einer Vereinbarung zwischen Continental, dem Betriebsrat und der IG Metall vom August seien die Arbeitnehmer nicht rechtzeitig über die Pläne des Konzerns informiert worden. „Das ist schlechter Stil“, ärgerte sich Bayerns IG-Metall-Chef Werner Neugebauer. Erst vor wenigen Tagen hatte bei einer Betriebsversammlung im VDO-Werk in Würzburg ein Vertreter des Eigentümers Continental erstmals Verkaufsverhandlungen mit Interessenten bestätigt. Mehr Informationen bekamen die Mitarbeiter bislang nicht. Wie weit die Verhandlungen schon gediehen waren, blieb im Dunkeln.
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