Marangoni: Politik der strategischen Erneuerung
Die Reifenindustrie erlebt zurzeit in aller Welt eine Phase bedeutender Veränderungen. Angesichts eines internationalen Panoramas, das sich nicht nur in geopolitischer Hinsicht, sondern auch unter dem Aspekt der Konkurrenz in ständiger Bewegung befindet, hat die Marangoni-Gruppe einen Erneuerungsprozess in Gang gebracht, der sowohl ihre Strategien als auch ihre Organisationsstruktur betrifft.
„Es wird allgemein davon ausgegangen, dass die neuen Märkte und insbesondere China die Gummiindustrie beeinflussen“, so Massimo De Alessandri, CEO der italienischen Marangoni-Gruppe. In Bezug auf Neureifen seien einerseits weltweit Anlagen mit hoher Produktionskapazität gebaut worden, um dem allgemein wachsenden Verbrauch nachzukommen. Andererseits habe die Nachfrage nach Reifen noch nicht die prognostizierten Zahlen erreicht. „Das hat zu einem Produktionsüberschuss geführt, der nun an andere Märkte abgegeben wird. Die exponentielle Entwicklung der Schwellenländer verursacht eine starke Nachfrage nach Rohstoffen und nach Erdöl zur Sicherung des Energiebedarfs neuer Produktionsstätten. Das hat in beiden Fällen zu Preissteigerungen geführt. Vor diesem Szenarium finden die Reifenhersteller zwar neue Absatzmärkte, aber oftmals auch neue Konkurrenten oder potenzielle Partner.“
All diese Veränderungen verursachten in den industrialisierten Staaten und in den Schwellenländern natürlich unterschiedliche Folgen. „In Letzteren“, fährt De Alessandri fort, „werden wir eine weitere Konsolidierung der Industrie sowie Prozesse der vertikalen Integration beobachten, aber auch eine stetig zunehmende Anzahl von Vorschriften, die beachtet werden muss. In den Schwellenmärkten und insbesondere in den BRIC-Staaten (Brasilien, Russland, Indien und China) wird die Reifenrunderneuerung schnell und stark wachsen, während die Entwicklung des Segments Neureifen je nach Konkurrenzlage und technischer Anforderungen vor Ort sehr unterschiedlich verlaufen kann.“
Was die Pkw-Reifen betrifft, so erklärt der Marangoni-CEO, „investieren wir angesichts einer sich verändernden Wettbewerbssituation in kontinuierliche Innovation und Spezialisierung. Ich beziehe mich dabei insbesondere auf die neue, automatische Produktionszelle, die wir zurzeit erproben, um höchste Qualität unserer Reifen bei gleichzeitig maximaler Produktionsflexibilität zu gewährleisten. Und als europäische Hersteller werden wir uns noch weiter auf Reifen des Segments High und Ultra High Performance sowie auf Winterreifen spezialisieren.“
All diese Faktoren würden zwangsläufig einen signifikanten Einfluss auf die Unternehmenspolitik der Marangoni-Gruppe haben, die sich anschickt, ihr Engagement auch im Bereich der Runderneuerung zu intensivieren. In dieser Produktsparte ist Marangoni seit mehr als einem halben Jahrhundert mit großem Erfolg und innovativen Lösungen tätig.
„Unsere Politik der strategischen Erneuerung basiert auf vier Hauptprinzipien. Zunächst die internationale Expansion unserer Tätigkeiten, wobei wir von der derzeitigen Öffnung neuer Märkte und der Veränderungen im Bereich Nutzfahrzeugreifen profitieren“, führt De Alessandri weiter aus. „Zweitens werden wir unser Konzept für den Markt ändern und im Bereich der Runderneuerung von Lkw-Reifen die stärkere Präsenz der Neureifenhersteller und der großen Vertriebsketten berücksichtigen. Dazu müssen wir unsere branchenspezifische Kompetenz nutzen und uns von der Lieferung einzelner Komponenten – Maschinen, vorgefertigte Laufflächen, Reifen – auf die Entwicklung maßgeschneiderter Systeme und Lösungen umstellen. Das wichtigste Element bei dieser Umorientierung wird die Entwicklung eines Organisationsmodells für unsere Gruppe sein, das von einem traditionell dezentralen und auf einzelnen Produkten basierenden Konzept auf eine Struktur übergeleitet werden muss, die eher darauf abzielt, dem Bedarf der verschiedenen Kundensegmente durch stärkere Integration unserer Prozesse und Kompetenzen gerecht zu werden.“
Dieser letzte Aspekt sei laut De Alessandri dazu bestimmt, tief greifende Änderungen innerhalb der Marangoni-Gruppe zu bewirken. Die Unternehmensgruppe operiere seit mehr als einem halben Jahrhundert in der Reifenbranche und deckt heute als eins der wenigen Unternehmen die verschiedenen Segmente der Reifenindustrie insgesamt ab: den industriellen Bereich von der Neureifenproduktion hin zur Runderneuerung, die Projektierung zur Entwicklung von Maschinen für die Reifenherstellung, die Herstellung von Runderneuerungssystemen und den Vertrieb des Endprodukts an den Endanwender.
Diese Tätigkeiten, die zurzeit mehr als 1.800 Personen in zehn Produktionsstätten in Italien, Deutschland, Nordamerika und Brasilien beschäftigen, haben sich 2006 in einem konsolidierten Umsatz von rund 340 Millionen Euro niedergeschlagen, was einer Steigerung von zehn Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Die Gruppe ist auch im Einzelhandelsvertrieb vertreten, und zwar mit einem Netz aus mehr als 50 Verkaufsstellen, die den Nordosten Italiens abdecken. Zentralsitz der Marangoni-Gruppe ist Verona, und in Rovereto befindet sich ein bedeutendes Forschungszentrum, das kürzlich renoviert und ausgebaut wurde.
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