Dritter Titel in 4 Jahren: Reifen Ihle im FIA European Truck Racing
„Wir haben unsere Herausforderung bravourös bestanden“, so die ersten Worte von Adolf Mayer, Verkaufsleiter des Günzburger Unternehmens Reifen, nach dem letzten Rennspektakel in Jarama/Spanien vor gut zwei Wochen. Der Schweizer Markus Bösiger auf Freightliner und den runderneuerten Reifen der Marke Rigdon vom Team Buggyra beherrschte nahezu die gesamte Saison souverän, brachte einen komfortablen Vorsprung zum letzten Rennen, hatte dann aber urplötzlich technische Probleme, konnte drei von vier Rennen nicht beenden und sein Punktepolster löste sich immer weiter auf. Am Ende hatte er gerade mal noch einen Punkt Vorsprung gegenüber seinem härtesten Verfolger Antonio Albacete aus Spanien, der auf MAN mit Goodyear-Neureifen fuhr, und wurde zum ersten Mal Champion.
Wie es anfing …
Es war – im Juni 2003 – von Anfang an das Ziel der Günzburger Reifenspezialisten, mit einem guten Runderneuerungsprodukt in der Truckszene gegen Neureifen zu bestehen. Jochen Hahn vom Team Hahn-Racing (Altensteig/Schwarzwald) testete auf seinem Mercedes Axor die ersten von Ihle zur Verfügung gestellten Reifen auf dem Hockenheimring, um sie dann zwei Wochen später auf dem Nürburgring zum ersten Mal im Rennen einzusetzen. Sein anschließendes Feedback war derart positiv, dass ab diesem Zeitpunkt die eigentliche Entwicklungsarbeit erst so richtig begann. Dass man bereits ein Jahr später mit dem damaligen Europameister Stuart Oliver auf MAN und Rigdon-Reifen den Titel gewinnen konnte, war wohl doch für alle Beteiligten eine positive Überraschung, hatten sich doch die Günzburger und auch ihre Partnerteams darauf eingestellt, im ersten Jahr zu lernen, sich möglichst während der Rennen weiter zu entwickeln, um dann im Jahr darauf vielleicht schon um den Titel zu fahren.
Der Spaß am Truckrennsport und die schnellen Erfolge, dazu die engen Kontakte zu den Spitzenteams, waren für die Reifenspezialisten eine riesige Motivation. Schnell hatte sich die Rigdon-Qualität im Fahrerlager herumgesprochen, weitere Anfragen kamen und im Jahr 2005 starteten bereits sieben Teams mit den Günzburger Pneus in die neue Saison. Den Titel holte sich diesmal der Spanier Antonio Albacete auf MAN. Im Jahr 2006 im Prinzip dasselbe Bild. „Albacete montierte in den ersten fünf Rennen unverändert unsere Rennreifen, bis er sich auf dem Nürburgring während der Veranstaltung nicht an die mit uns getroffene Vereinbarung hielt“, blickt Adolf Mayer auf diese unerwartete Wendung zurück. „Dann zogen wir unsere Unterstützung zwischen den Rennen zurück. Von da an montierte er auch auf der Hinterachse Goodyear-Reifen. Wenn Goodyear im letzten Jahr die Meisterschaft 2006 für sich in Anspruch nimmt, so ist dies natürlich nur bedingt richtig.“ Die Teams auf den Plätzen 2 und 3 sowie 5 bis 6 starteten im Übrigen ohnehin auf Günzburger Rennwalzen.
Titelgewinn 2007
Von den ersten acht im diesjährigen Endklassement übertrugen sechs Piloten ihre gut 1.000 PS auf Rigdon-Reifen von Reifen Ihle. Bösiger war der Topfahrer in dieser Saison, er drehte seine Runden enorm gleichmäßig, gewissermaßen mit der Präzision eines Schweizer Uhrwerks. Sein Buggyra-Team feiert ebenfalls seinen bisher größten Erfolg im European Truck Race, da David Vrsecky auf Freightliner mit dem dritten Platz den Teamerfolg komplettierte.
Wo die Günzburger ihre Stärken sehen
„Wir profitieren stark von unserer Flexibilität. Hier haben wir sicher deutliche Vorteile gegenüber der Neureifenindustrie“, heißt es aus Günzburg. Erich Kraft, der im Unternehmen für die Technik verantwortlich zeichnet, kennt sehr gut die Probleme der einzelnen Teams, kennt inzwischen die Rennstrecken und die jeweiligen Besonderheiten. Die Nähe zu den Piloten ist stark ausgeprägt, was sich auch daran zeigt, dass die während der Rennen von Piloten und Teams weitergegebenen Informationen umgehend in die weitere Entwicklung einfließen. Beim nächsten Rennen ist dann möglicherweise die Mischung geändert oder es musste wie im Juli dieses Jahres kurzfristig eine neue Form gebaut werden, um beim Nürburgring-GP einen weiteren Schritt nach vorne machen zu können – was dann im Übrigen auch sehr eindrucksvoll gelang.
Dennoch räumt der Ihle-Verkaufsleiter ein, dass derzeit ein Rückzug aus dieser Meisterschaft erwogen wird. „Was wollen wir noch erreichen? Dieser Erfolg ist eigentlich nicht zu toppen. Wir suchen eine neue Herausforderung für unsere Qualitätsrunderneuerung. Der angestrebte Geschwindigkeitsweltrekord mit dem Buggyra-Team ist fest eingeplant. Es fehlt lediglich die entsprechende Strecke. 301 km/h stellen für uns nach den umfangreichen Erfahrungen keine Schwierigkeit mehr dar. 281,7 km/h hatten wir bereits 2004 in Dubai gemeistert. Unsere Reifen sind bis 330 km/h getestet. Also genügend an Reserve.”
Schreiben Sie einen Kommentar
An Diskussionen teilnehmenHinterlassen Sie uns einen Kommentar!