Michelin Bad Kreuznach: Energierückgewinnung aus Prozessdampf
Michelin will in Bad Kreuznach im Laufe des Jahres eine Anlage installieren, die Energie aus Dampf gewinnt, der bei der Reifenkochung ohnehin gebraucht wird, aber danach wirkungslos in der Umwelt verpufft. Durch das neuartige Verfahren soll der Gesamtkohlendioxidausstoß um über 2.500 Tonnen im Jahr reduziert werden. Gleichzeitig wird der Reifenhersteller an der Nahe seinen Energiebedarf für die Reifenvulkanisation um rund zehn Prozent senken und die damit verbundenen Kosten einsparen. Die eingesparte Energiemenge entspreche dem Jahresbedarf von etwa 1.100 Niedrigenergiehäusern, teilt das Unternehmen mit. „Kosten senken, wettbewerbsfähiger werden und dazu die Umwelt schonen: so setzen wir die Werte unserer Nachhaltigkeitscharta Leistung und Verantwortung in die Tat um“, kommentiert Dieter Freitag, Direktor Michelin Bad Kreuznach, die Bedeutung der geplanten Anlage. Bislang wird der Wasserdampf, der bei der Reifenvulkanisation entsteht, ungenutzt über die Dächer abgeführt. Das Unternehmen „IGS Büro für Energie- und Umwelttechnik“ bei München hat ein patentiertes Verfahren entwickelt, mit dem die Energie dieser Dämpfe zur Wärme- und Kälteerzeugung genutzt werden kann. Die notwendige Investition von 1,3 Millionen Euro erfolgt über ein Anlagenleasing durch die „BTV Leasing Deutschland GmbH.“
Kernstück der Anlage ist ein Reaktor, der Dampf nach dem so genannten „Konditherm“-Verfahren kondensiert. Dieses Kondensat wird über einen Wärmetauscher geleitet und die so „eingefangene“ Energie einer anderen Nutzung zugeführt, wie zum Beispiel der Heizung, der Warmwasseraufbereitung oder im Sommer der Eiswassererzeugung. Das Kondensat bzw. Kondenswasser wird in einem weiteren Schritt wieder der Energiezentrale zur erneuten Dampferzeugung zur Verfügung gestellt. Da dieses Wasser eine höhere Temperatur als Frischwasser hat, benötigt es weniger Energiezufuhr, um sich wieder in Dampf zu verwandeln. „Der Dampfkreislauf funktioniert damit bedeutend Ressourcen schonender und weniger kostenintensiv“, so heißt es vonseiten der Michelin-Gruppe, die eigenen Angaben zufolge durch kontinuierliche Modernisierungsmaßnahmen und die Entwicklung zukunftsweisender Technologien mit Hochdruck daran arbeitet, die Reifenproduktion so umweltfreundlich wie möglich zu gestalten.
So setze der Produktionsstandort Bad Kreuznach bei der Energieversorgung auf eine moderne Kraft-Wärme-Kopplungsanlage, wie sie schon an anderen deutschen Standorten eingesetzt wird. Sie erzeugt seit Oktober 2006 über Gasturbinen Strom, Wärme und Prozessdampf für die Reifenfertigung. Durch die optimale Nutzung der Energie reduziert die Anlage den Kohlendioxidausstoß um rund 7.000 Tonnen pro Jahr gegenüber der vorherigen Energieversorgungsanlage. Als weiteres Beispiel für das Umweltengagement des Reifenherstellers wird der am Standort Bad Kreuznach praktizierte Einspeisung von Solarstrom in die Netze der lokalen Stromanbieter genannt. Wie an drei anderen Michelin-Standorten ist dazu in Bad Kreuznach auf einer ist einer Dachfläche von rund 54.000 m² eine Anlage mit einer Leistung von 4,0 MWp (Megawatt-peak) installiert, die Strom für rund 600 Haushalte liefern kann.
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