„TirePortal“ löst TOS ab
Online ist das „TirePortal“ der Goodyear Dunlop Tires Germany GmbH (GDTG) zwar schon seit dem 1. September vergangenen Jahres, doch erst mit dem Jahreswechsel 2006/2007 hat das neue B2B-Portal – B2B steht für Business to Business – des Reifenherstellers den vormaligen „TireOnlineService“ (TOS) vollständig abgelöst. Der „alte“ TOS – oder besser gesagt dessen gleich drei für die Marken Goodyear, Dunlop und Fulda – wurde nämlich bis Ende Dezember noch parallel betrieben. Jetzt sind alle Konzernmarken ausschließlich über das „TirePortal“ und damit nur noch ein einziges System bestellbar.
Darin sieht Norbert Hecking, Manager Customer Service & Competence Center Germany bei dem Unternehmen, einen der Vorteile der neuen Plattform. „Über die Site lassen sich aber nicht nur Goodyear-, Dunlop- oder Fulda-Reifen ordern, sondern auch die M-Plus-Marken Pneumant, Sava, Debica und Falken“, hebt er hervor. „Am Anfang hatten wir deswegen schon ein wenig Bauchschmerzen wegen der Vielzahl der Produkte unseres Konzerns“, so Hecking in der Rückschau. „Das war allerdings einer der Wünsche, die vonseiten der Kunden an uns herangetragen wurden, damit sie bei einer Onlinebestellung nicht immer drei verschiedene Sites aufsuchen müssen“, erklärt Mario Koster, Prozess Owner Kommunikation und Wissensmanagement bei Goodyear Dunlop Tires Germany. Andererseits sei zudem die Pflege bzw. Administration nur eines einzigen Systems entsprechend einfacher als die von dreien.
Damit das „TirePortal“ von Anfang an möglichst rund läuft und den Anforderungen aus der Praxis genügt, ging der Liveschaltung zum 1. September des zurückliegenden Jahres eine etwa halbjährige Testphase voraus. Die testenden Pilotbetriebe sollen das Onlinebestellsystem in dieser Zeit aber durchaus bereits produktiv genutzt haben, um es auf etwaige Schwachstellen abzuklopfen. „Während dieser Phase haben wir eine Menge Erfahrungen sammeln können und dabei bereits ein sehr gutes bzw. positives Feedback bekommen“, weiß Hecking zu berichten. Was auch mit daran liegen könnte, dass die an dem „TirePortral“ arbeitenden Programmierer seinen Worten zufolge in der Vorphase des Projektes des Öfteren zu Gast im Hanauer Call Center des Herstellers waren und so vor Ort live miterleben konnten, welche Probleme und Fragen rund um die Bestellung von Reifen bei einem großen Konzern auftreten können.
Mit diesem Wissen im Kopf konnte man bei der Entwicklung der komplett neuen Software hinter der Bestellplattform von vornherein entsprechend vorbeugen und das System auf diese Weise letztendlich ein Stück weit benutzerfreundlicher gestalten. „Außerdem haben wir uns natürlich vorher im Handel erkundigt, welche Funktionen benötigt werden und wie die Bestellabwicklung aus der Sicht des Nutzers aussehen sollte. Wir haben unsere Kunden schon in dieser Vorphase gewissermaßen mitgenommen“, erzählt Hecking im Gespräch mit der NEUE REIFENZEITUNG und führt als ein Beispiel in diesem Zusammenhang unter anderem die in der Branche zumeist übliche Matchcodeeingabe ohne – wie er es nennt – „Punkt und Komma“ an (gemeint ist beispielsweise 1956515 anstatt des vollständigen Ausdrucks 195/65 R15 für die Dimension eines Reifens).
Das neue System soll aber weit mehr sein als eine bloße Bestellplattform für Reifen – das lässt sich allein schon an dem sicherlich bewusst gewählten zweiten Namensteil der Bezeichnung „TirePortal“ ablesen. Denn gemäß der Portalphilosophie können über die Site auch zahlreiche Informationen – sei es beispielsweise rund um Marketingaktionen, die Produkte, Services etc. – abgerufen werden. Darüber hinaus bietet die Plattform zudem einen Bereich an, in dem der User eigene, als hilfreich empfundene und immer wieder aufgerufene „nützlichen Links“ ablegen kann, wobei als anfängliche Vorbelegung erfreulicherweise unter anderem auch die unter www.reifenpresse.de zu erreichende Onlinepräsenz dieser Fachzeitschrift auftaucht. Integriert in die Site ist außerdem in Form des „TireManager“ ein Reifen-Räder-Konfigurator, der – wie Koster betont – nun ebenfalls aufseiten der zur Verfügung stehenden Bereifungen „multi-brand-fähig“ ist. Das bedeutet, dass auch an dieser Stelle alle Marken des Goodyear-Dunlop-Konzerns mit den jeweils ausgewählten Rädern kombiniert werden können.
„Des Weiteren lässt sich über das ‚TirePortal’ der Status sämtlicher Aufträge abrufen. Das gilt auch für alle Bestellungen bei uns, die nicht online, sondern vielleicht per Telefon oder Fax getätigt wurden“, ergänzt Koster. Wer auf welche Funktionen der Plattform wie zugreifen darf, wird dabei über ein Rechtemanagementsystem geregelt. „So kann der Chef eines Reifenhandelsbetriebes unterschiedliche Rechte beispielsweise für den Verkauf oder die Buchhaltung vergeben“, erläutert Hecking. Andersherum kann Goodyear Dunlop festlegen, in welchen Abstufungen das System Bestandsmengen bei einer Suchabfrage zurückliefert. „Je nach Kundengruppe – zum Beispiel Einzel- oder Großhandel – ergeben sich ja von ganz allein verschieden Anforderungen diesbezüglich“, meint Koster und hebt gleichzeitig besonders hervor, dass sämtliche angezeigten Reifenmengen in Echtzeit immer genau denjenigen entsprechen, die etwa ein Call-Center-Mitarbeiter über das SAP-System des Herstellers zu Gesicht bekommt.
Laut Koster ist die Arbeitsgeschwindigkeit des „TirePortal“ – beispielsweise bei der Suche von Reifen einer bestimmten Größe – via Onlineverbindung in etwa gleichzusetzen mit der des internen SAP-Systems bei Goodyear-Dunlop. Vorausgesetzt die Internetanbindung geschieht via DSL, wie es der Reifenhersteller empfiehlt. „Aber heutzutage gibt es kaum noch Betriebe, die nicht mittels Breitbandanschluss ins Web gehen“, weiß Hecking. Er hofft nicht zuletzt dank des neuen Systems, die Zahl der bei dem Hersteller eingehenden Onlinebestellungen weiter steigern zu können. „Derzeit gehen zwischen 27 und 28 Prozent aller Bestellungen bei uns via Internet ein. Mit dem neuen ‚TirePortal’ wollen wir diese Quote zunächst auf etwa 35 Prozent steigern“, sagt Hecking. „Unser großes Ziel liegt irgendwo jenseits der Marke von 45 Prozent“, meint er auf entsprechende Nachfrage dieser Zeitschrift, wohin die weitere Entwicklung denn gehen solle. Einen „Blick in die Glaskugel“, wann dieses Ziel denn wohl erreicht werde, wagt Hecking allerdings nicht.
Heute zählt man seinen Angaben zufolge jedenfalls bereits durchschnittlich zwischen 5.500 und 6.000 Onlinebestellprozesse pro Tag bei der Goodyear Dunlop Tires Germany GmbH. „E-Commerce hat sich in der Reifenbranche sensationell entwickelt“, blickt Hecking auf den Trend während der jüngeren Vergangenheit zurück. Einen Grund für diese Entwicklung vermutet er in dem Generationswechsel im Handel. Insofern geht das neue Portalsystem mit der Zeit und bietet dabei anscheinend noch weiteres Potenzial. Denn der Reifenhersteller will die B2B-Site beständig ausbauen. „Sie soll noch interaktiver werden. Der Handel soll das ‚TirePortal’ als sein Medium entdecken und nutzen“, formuliert Hecking die Zielsetzung. Gezielt von der NEUE REIFENZEITUNG darauf angesprochen, könne er sich beispielsweise durchaus vorstellen, dass die Onlinelösung irgendwann eine Rolle bei der Bedarfsplanung bzw. Nachschubsteuerung im Handel spiele oder das Portal eines Tages sogar Funktionalitäten bereithalte, für die der Reifenhersteller seinen Handelspartnern zurzeit noch seine Warenwirtschaft „tiresoft“ empfiehlt.
Es gebe – wie Koster es formuliert – noch „viele Impulse“ für eine mögliche Weiterentwicklung des Onlineportals. Doch als nächster Schritt ist nun offenbar erst einmal die flächendeckende Einführung des „TirePortals“ geplant, womit allerdings nicht das Gebiet allein der Bundesrepublik Deutschland gemeint ist. Denn das Onlinebestellsystem ist laut Hecking außer hierzulande lediglich außerdem in Polen bereits am Start. Innerhalb nur eines halben Jahres will man nun aber auch den Kunden in 27 weiteren Ländern Europas das – selbstredend entsprechend den jeweiligen Landessprachen angepasste – „TirePortal“ zur Verwendung ans Herz legen.
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