Matador „Rubber“ vor dem Verkauf an Continental?
Wie mehrere deutsche Medien berichten, wolle Continental die Sparte „Rubber“ der slowakischen Firma Matador, die vor allem von dem Geschäft mit Reifen geprägt ist, für an die 150 Millionen Euro übernehmen. Vor allem weil ein Teil dieser Matador-Sparte aber auch in größerem Stil Formen und Reifenbaumaschinen herstellt, gibt es nach eben diesen Berichten Einwände der Arbeitnehmerseite, schließlich fertigt Continental am Stammsitz Hannover-Stöcken, der ohnehin von Produktionsverlagerungen gebeutelt ist, ebenfalls Formen und Maschinen für den Reifenbau. Auf die weitere Beziehung Continentals zu Matador angesprochen lautet das offizielle Statement des Konzernsprechers Hannes Boekhoff: „Die Parteien verhandeln über eine mögliche Erweiterung ihrer strategischen Partnerschaft auch im Bereich Pkw-Reifen. Die Verhandlungen sind noch nicht abgeschlossen.“ Weitergehende Details gebe es zur Zeit nicht zu vermelden. Eine Stellungnahme Matadors war bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht zu bekommen.
Matador ist in den osteuropäischen Staaten so etwas wie der „letzte Mohikaner“ unter den Herstellern von Pkw- und Lkw-Reifen nach dem Wegfall des „Eisernen Vorhangs“. In Tschechien hatte sich Continental frühzeitig das Sagen bei Barum gesichert, wohingegen Sava (Slowenien) überraschenderweise nicht via Semperit kassiert, sondern von Goodyear absorbiert worden war. In Polen haben Goodyear, Michelin und Bridgestone die vormalige Staatsfirma Stomil filetiert. In Ungarn hatte Michelin für die Firma Taurus am meisten geboten und in Rumänien kamen über den Umweg der Tofan-Gruppe Silvania und Victoria zu Michelin. Mit den Ausnahmen der Spezialreifenanbieter CGS (bzw. Mitas/Tschechien) und Danubiana (Rumänien) sowie Werken in der Ex-Sowjetunion und im ebenso zerfallenen Ex-Jugoslawien waren alle relevanten Reifenhersteller gewissermaßen „verteilt“ an die Branchenführer – eben bis auf Matador.
Und selbst bei Matador beschränkt sich die Unabhängigkeit reifenseitig auf das Pkw-/LLkw-Segment, seitdem im Jahre 1999 Continental bei Lkw-Reifen eingestiegen und schließlich in diesem Jointventure Continental-Matador (17,5 bis 22,5 Zoll) mit einem Anteil von 76 Prozent zum Seniorpartner avancierte. Gefertigt wurden hier in 2005 nach Matador-Angaben 495.000 Lkw-Reifen der Continental-Marken sowie Matador, erklärtermaßen soll die vorhandene Kapazität kräftig ausgebaut werden. Mit den am gleichen Standort Púchov in direkter Nachbarschaft zum Lkw-Reifenwerk gelegenen Pkw-Werk ist Matador jedoch noch zu hundert Prozent eigenständig.
Maßgeblich geprägt wird Matador durch die Familie Rosina: Senior Stefan Rosina hatte zu Beginn der 90er Jahre den Transfer vom Staatsunternehmen in die Privatwirtschaft erfolgreich bestritten, seine Söhne Stefan (Präsident) und Dr. Miroslav Rosina, der in Personalunion übrigens auch die Geschäfte der in Düsseldorf ansässigen Vertriebsgesellschaft Matador Deutschland GmbH führt, leiten den börsennotierten Konzern Matador a. s. heute.
Insgesamt gehören zur Unternehmensgruppe Matador, die eines der größten und bekanntesten Wirtschaftsunternehmens der Slowakei ist, etwa zwanzig Unternehmen. Diese sind Teile von zwei übergeordneten Unternehmenssparten: „Rubber“ und „Automotive“. Die Gruppe hatte in 2005 insgesamt 414 Millionen Euro umgesetzt, von denen knapp 79 Prozent (entsprechend ca. 325 Millionen Euro) auf die Sparte „Rubber“ entfallen. Gemäß der Umsatztabelle von „Tire Business“ wäre Matador in 2005 unter den unabhängigen Reifenherstellern der Welt auf Rang 35 positioniert. Den Reifenumsatz Matadors für 2005 hatte Miroslav Rosina gegenüber der NEUE REIFENZEITUNG im Rahmen der Reifenmesse mit 272 Millionen Euro beziffert.
Während Matador im Jointventure mit Continental bei Lkw-Reifen der Juniorpartner ist, ist das Jointventure mit Sibur-Russian Tyres „Matador-Omskshina“ im Ural gleichberechtigt: Dort wurden in 2005 total 2,817 Mio. Pkw- und Leicht-Lkw-Reifen gefertigt. Beim Jointventure-Partner Addis Tyre in Äthiopien, wo neben Pkw- und LLkw- auch Lkw-Reifen hergestellt werden und von wo 233.000 Reifen bezogen worden waren, ist Matador der Mehrheitsgesellschafter. Zu Matador Rubber gehören ferner Fabrikationsstätten für Transportbänder sowie Maschinen- und Anlagenbau ganz überwiegend für die Reifenindustrie. Das operative Ergebnis der gesamten Sparte „Rubber“ betrug in 2005 nach Medienangaben 40 Millionen Euro.
Kein Interesse habe Continental an der „Automotive-Sparte“ Matadors, heißt es weiter. Mit diesem erst 2005 gegründeten Geschäftsbereich ist Matador äußerst erfolgreich, das Unternehmen ist zu einem bedeutenden Zulieferer der Automobilindustrie geworden, wobei nicht mehr allein die Volkswagen-Gruppe (die Traditionsmarke Škoda teilen sich Tschechen und Slowaken) genannt werden sollte, sondern mit den neuen Fabriken von Kia und von Peugeot-Citroën die Slowakei einen großen Satz nach vorne auf der Rangliste der europäischen Autoproduktionsländer macht. Die von Matador Automotive hergestellten Autoteile würden nicht zum Teileportfolio Continentals passen, weil es keine Gemeinsamkeiten gebe, schreibt die WirtschaftsWoche.
„Kern“ der Matador Rubber ist neben Einzelhandelsbetrieben (im Heimatland Slowakei, in Tschechien und Ungarn) also das Reifenwerk in Púchov. Hier stellte Matador in 2005 nach eigenen Angaben 5,2 Millionen Reifen her, ganz überwiegend für Pkw. Der Standort diente auch anderen Reifenherstellern in den letzten Jahren für Offtake-Geschäfte, der Vertrag mit Vredestein dürfte ausgelaufen sein, bei einem Besuch dieser Zeitung im letzten Jahr wurden auch Reifen der Marken Marangoni/Stunner, vor allem aber Nokian gefertigt.
Hergestellt werden in Púchov überproportional Winterreifen, das Spektrum bei Pkw-Sommerreifen reichte im letzten Jahr von 13 bis 18 Zoll, verschiebt sich aber immer stärker in Richtung High-Performance-Reifen, was der Speedindex „Y“ sowie 19 und 20 Zoll belegen. Zum Fertigungsportfolio gehören ferner aktuell Offroad-, Transporter-/Van- und Rennreifen.
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