Kraiburg will „Billiganbietern“ mit Premiumqualität begegnen
Das Phänomen der Importe von billigen Neureifen vornehmlich aus China sei derzeit aus zwei Gründen nicht im Detail zu greifen, sagt Frank Gregory, Regionalverkaufsleiter Zentraleuropa beim Gummiwerk Kraiburg Austria: So gebe es keine verlässlichen Angaben zu Stückzahlen bzw. den Anteil zum Ersatzreifenmarkt. Erste Schätzungen gingen aber von rund 200.000 Einheiten im zentraleuropäischen Reifenmarkt aus. „Dazu kommt, dass kaum jemand fundierte Erfahrungen über das Leistungspotenzial bzw. die Runderneuerungsfähigkeit dieser Reifen hat.“
Für den Markt der Runderneuerung bedeutet ein billiger Neureifen prinzipiell immer einen härteren Wettbewerb, insbesondere für das Premiumsegment. Denn der vermeintlich günstigere Billigreifen, der nicht oder nur bedingt runderneuerungsfähig ist, bietet bei weitem nicht das Einsparungspotenzial wie ein qualitativ hochwertiger Neureifen, der mehrfach runderneuert werden kann. „Doch dies muss dem Endkunden entsprechend transparent gemacht werden und erfordert aufgrund dessen einen höheren Beratungsaufwand im Verkauf“, so Gregory weiter. Kraiburg selbst konnte bisher keinen direkten Einfluss auf sein Kerngeschäft feststellen, doch Kraiburgs Partner, also die Runderneuerer, werden dennoch zunehmend mit dem Phänomen der Importe von Billigreifen konfrontiert und geraten damit selber auch immer mehr unter Preisdruck. „Um sich klar vom Billigsegment abzusetzen, hat Kraiburg mit der Einführung der Premiummarke „Kraiburg plus“ reagiert. Letztlich ist Kraiburg aufgrund seines 60-jährigen Know-hows in der Lage, durch den Einsatz hochwertiger Rohstoffe eine hohe Qualitätskonstanz sowie ein entsprechend umfangreiches Servicepaket zu garantieren.“
Kraiburg selbst steht in Bezug auf Reifen nicht im direkten Wettbewerb zu den Anbietern von Billigreifen. Was „Billigmaterial“ für die Runderneuerungsindustrie betrifft, wird Kraiburg mit Anbietern aus Indien, Malaysia, Mexiko und Brasilien konfrontiert, namentlich: Elgitread, Goodway, Galgo und Vipal. „Wir gehen davon aus, dass sich diese Hersteller bzw. Materialien auch einen gewissen Marktanteil im Billigsegment in Europa sichern können, doch sehen wir sie in Zentraleuropa nicht als Bedrohung an. Denn durch unsere regionale Nähe sind wir immer nah am Kunden, haben dadurch eine schnelle Lieferfähigkeit und können auf Kundenanfragen flexibel reagieren. Außerdem bieten wir ein umfangreiches Servicepaket inklusive einer kompetenten Beratungsleistung, eine hohe Qualitätskonstanz und ein Sortiment, das neben Laufstreifen auch umfang-reiches Zubehör beinhaltet“, betont der Regionalverkaufsleiter gegenüber der NEUE REIFENZEITUNG. Die Konsequenz daraus: Wollten diese Anbieter ein derartiges Portfolio bieten, müssten auch sie mittelfristig höhere Preise veranschlagen, um im Markt zu überleben. Somit biete Kraiburg schon heute „ein ausgezeichnetes Preis-Leistungs-Verhältnis“.
Aufgrund weltweit knapper Ressourcen (zurzeit besonders beim Naturkautschuk) sind die Rohstoffpreise in den vergangenen Jahren stark angestiegen. Die durch den Wirtschaftsboom in Asien erhöhte Nachfrage tut ein Übriges. Im Vergleich zur Neureifenherstellung schlagen bei Materialanbietern höhere Rohstoffpreise (insbesondere beim Einsatz von Naturkautschuk) doppelt zu Buche. Dies kommt daher, dass bei der Herstellung von Runderneuerungsmaterial der Anteil der Rohstoffkosten an den Gesamtkosten wesentlich höher ist. Dagegen ist bei der Neureifenherstellung der Anteil der Rohstoffkosten vor dem Hintergrund eines höheren Veredelungsaufwands geringer.
Kraiburg kann diese Kostensteigerungen nur anteilig an seine Kunden weitergeben, zum Beispiel in Form von möglichst marktverträglichen Preiserhöhungen, so Gregory weiter. Während durch Produktivitätssteigerungen und Einsparungen ein weiterer Teil kompensiert werden könne, gehe der größte Teil zu Lasten der Ertragslage beim Hersteller. Unabhängig davon setze Kraiburg weiterhin auf die eigene Qualitätsphilosophie: „Denn wir sind davon überzeugt, dass wir mit dieser kontinuierlichen Qualitätspolitik auch weiterhin ein starker und unabhängiger Partner der Runderneuerungsindustrie bleiben.“
Folglich investiert Kraiburg vermehrt in Forschung und Entwicklung. Dazu zählt neben einem „modernen Profilprogramm in den beiden Segmenten „Kraiburg“ und „Kraiburg plus“ auch die Weiterentwicklung der Mischungen“. Insbesondere im Premiumsegment „Kplus 30“ arbeite man bereits an weiteren innovativen Compounds für die nächste Generation. Entwicklungsziel sei dabei u.a. eine weitere Laufleistungssteigerung bei optimalen Reifeneigenschaften im Einsatz (z.B. Nass-Grip, Geräuschentwicklung, etc.).
„Zudem haben wir mit diesem Jahr den neuen Produktbereich EM-Reifen installiert, der den gesamten Runderneuerungsprozess von Reifen für die Anwendung in Steinbrüchen, Minen und anderen Spezialeinsätzen umfasst. Praxistests haben die Leistungskraft und Effektivität der Kraiburg-Mischungen in einem großen Tagebergbau schon mit Erfolg unter Beweis gestellt“, so Gregory abschließend. Und so sei man davon überzeugt, über „diesen Weg weitere lukrative Umsatzfelder erschließen zu können“.
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