Reiff-Gruppe mit Geschäftsjahr 2005 zufrieden
Die Reutlinger Reiff-Gruppe blickt auf ein erfolgreiches Geschäftsjahr zurück. Der Umsatz der Gruppe belief sich auf 293 Millionen Euro und wuchs damit um 9,9 Prozent kräftig an. Dieses Wachstum sei umso erfreulicher, als dass sich die gesamtwirtschaftliche Lage gegenüber dem Vorjahr eher leicht abschwächte. Beide zentralen Geschäftsbereiche Reifen und Autotechnik einerseits sowie Technische Produkte andererseits trugen in ähnlichem Umfang zum Umsatzwachstum bei. Durch das Wachstum sei auch die Mitarbeiterzahl erhöht worden: per Ende des Jahres arbeiteten 1.400 Mitarbeiter in der Reiff-Gruppe. Mit der Ergebnisentwicklung zeigten sich Eberhard und Hubert Reiff zufrieden, schreibt das Unternehmen.
Der Pkw-Reifenmarkt hat sich in den letzten Jahren von einem Sommerreifen- zu einem Winterreifenmarkt entwickelt. Das Volumen ist nach Reiffs Berechnung mit 44,3 Millionen Reifen (abzgl. 4×4/SUV und Runderneuerte) ungefähr auf der Höhe der vergangenen zwei Jahre gewesen, allerdings hat sich die Zusammensetzung deutlich geändert. Während etwa eine Million weniger Sommerreifen verkauft wurden (-5 %) stieg die Anzahl verkaufter Winterreifen um 1,1 Mio. (+5 %; ohne Runderneuerte). Erstmalig wurden praktisch gleichviel Winter- wie Sommerreifen verkauft, so Reiff weiter.
Auslöser dieser Entwicklung sei – neben den wieder härter werdenden Wintern – hauptsächlich die situative Winterreifenpflicht, die dem Pkw-Fahrer gesetzlich vorschreibt, bei winterlichen Fahrbahnbedingungen auch Winterreifen zu fahren. Bei Nichtbeachtung drohen laut Straßenverkehrsordnung ab dem kommenden Winter Bußgelder und gegebenenfalls eine Teilschuld bei Verkehrsunfällen.
Reiff entwickelte sich in diesem Umfeld deutlich positiver. Die Absatzmengen lagen sowohl bei Pkw-Sommerreifen wie auch bei Pkw-Winterreifen deutlich über den Vorjahreswerten, schreibt das Unternehmen mit Sitz in Reutlingen, möchte allerdings keine genauen Zahlen nennen. Neben den Absatzsteigerungen haben sich auch die Durchschnittsverkaufspreise um über fünf Prozent nach oben entwickelt. Dies sei zum einen eine Folge der Rohstoffpreissteigerung, zum anderen Konsequenz eines weiter deutlich zunehmenden Trends hin zu großen und breiten Reifen. Diese Entwicklung finde sowohl bei Sommer- wie auch bei Winterreifen statt.
Noch positiver als das Pkw-Reifengeschäft sei der Verkauf von Alu- und Stahlrädern verlaufen. Die Reiff-Gruppe gehört mit über 500.000 verkauften Rädern zu den größten Rädervermarktern in Deutschland.
Entsprechend dem Geschäftsverlauf hätten sich auch die Dienstleistungen zufriedenstellend entwickelt. Der positive Trend bei Winterreifen habe zu entsprechenden Reifenwechselaktionen im Frühjahr und im Herbst geführt, die die Dienstleistungsentwicklung entsprechend belebten. Dabei lagerten auch immer mehr Kunden ihre Räder anschließend bei Reiff ein.
Das Durchschnittsalter des Kfz-Bestandes ist jetzt mit acht Jahren ständig gewachsen. Dies führt zu mehr Reparaturen im Verschleißteilebereich. Entsprechend positiv habe sich dementsprechend das Geschäftsfeld des Autotechnik-Services entwickelt. Mit dem Umsatzzuwachs in diesem Bereich von 12,3 Prozent sei man ausgesprochen zufrieden. Immer mehr Kunden schätzten die schnelle und preiswerte Reparatur in den markenunabhängigen Meisterwerkstätten bei Reiff, so das Unternehmen weiter.
Der Markt für Nutzfahrzeugreifen sei schwieriger gewesen als der Markt für Pkw-Reifen. Seit 2003 gibt es hier eine rückläufige Marktentwicklung. Auch im vergangenen Jahr nahm der Markt um knapp drei Prozent ab. Neben der nach wie vor schwachen Baukonjunktur, vor allem im Straßen- und Tiefbau, sei für diese Entwicklung ein sehr hoher Neuwagenbestand verantwortlich. Diese Entwicklung reiche bis in das Jahr 2006 hinein. Vor allem die Einführung des digitalen Tachos habe der Automobilindustrie einen starken Schub an Neuaufträgen gebracht. Außerdem beobachte Reiff eine weiter steigende Reifenlaufleistung sowohl bei Neureifen wie auch bei Runderneuerten, die das Mengenwachstum des Marktes zusätzlich begrenzten. Reiff habe sich dem weiter rückläufigen Trend entziehen können und verkaufte die gleiche Stückzahl wie im Vorjahr, schreibt die Unternehmensgruppe weiter.
Da der Rohstoffpreisboom gerade bei Lkw-Reifen stark verteuernd wirkt, habe der Preiskampf im Nutzfahrzeugreifengeschäft weiter zugenommen. Mit einer durchschnittlichen Verkaufspreissteigerung von nur 1,6 Prozent konnten die Preiserhöhungen der Vorlieferanten an Reiff nur teilweise am Markt umgesetzt werden. Da sich die Rohstoffpreisspirale immer schneller dreht, werde diese Entwicklung in 2006 noch deutlich gravierender sein. Hier geht Reiff von Preiserhöhungen der Vorlieferanten in einer Größenordnung von fünf Prozent aus, deren Umsetzung größte Probleme bei den Kunden bereiten werde.
Die angesprochene Entwicklung bei Winterreifen werde zu einer deutlich positiven Entwicklung im zweiten Halbjahr 2006 beitragen. Dazu werde die angekündigte Mehrwertssteuererhöhung das vierte Quartal besonders positiv prägen. Das Nutzfahrzeugreifengeschäft sei bereits belebt in das Jahr gestartet. Der wieder anziehende Bau und die starke Nachfrage nach Logistikleistungen werden den Markt in diesem Jahr zu einem leichten Wachstum von rund zwei Prozent führen, so schätzt man in Reutlingen. Bei Winterreifen geht Reiff von einem Wachstum des Marktes von zehn Prozent aus, während das Sommerreifengeschäft sich in einer ähnlichen Größenordnung rückläufig entwickeln werde. Insgesamt werde dies also zu einem stagnierenden Pkw-Reifenmarkt führen. Sehr viel kritischer sieht man hingegen das Jahr 2007. Nachdem Bürger und Unternehmen mit einer deutlich wachsenden Steuerbelastung zu rechnen haben, werde der Konjunkturverlauf entsprechend gedämpft sein.
Reiff Technische Produkte GmbH
Nach fast elf Prozent Umsatzzuwachs im Vorjahr habe das Jahr 2005 mit einem Zuwachs von sechs Prozent ebenfalls überzeugen können. Die Branche „Technischer Handel“ lag in Deutschland bei +5,4 Prozent und die Region Südwest bei +4,6 Prozent. Der Umsatz Reiff Technische Produkte GmbH betrug 78,3 Millionen Euro. Schließt man die Vertriebstöchter Roller Eschborn, Luxemburg und Belgien sowie den Formteilspezialisten Kremer in Wächtersbach mit ein, stieg der Umsatz um 6,5 Prozent auf 106,5 Millionen Euro.
R.E.T. Reiff Elastomertechnik GmbH
Der Kosten- und Verbilligungsdruck in der Automobilindustrie sei auch für R.E.T. sehr deutlich zu spüren gewesen. Der Druck auf die Preise war und ist enorm. Parallel verzögerten sich Serienanläufe von Neuteilen. Beide Einflussfaktoren zusammen führten zu einem Umsatzrückgang von 6,5 Prozent gegenüber 2004. Mit durchschnittlich 130 Mitarbeitern (Vorjahr: 134) erzielte R.E.T. in seinen zwei Werken einen Jahresumsatz von etwas über 18 Millionen Euro.
Gekoppelt mit einer restriktiven Personalkostenpolitik werde alles getan, den Forderungen der Automobilindustrie Folge zu leisten, ein schlanker Lieferant mit hoher Fertigungskompetenz und regionaler Produktion zu sein. Automobilzulieferer zu sein heiße daher: Durchgängige Zukunftsausrichtung und Vorausinvestitionen. Mit einer Großinvestition von etwa acht Millionen Euro und fast 8.000 m² Betriebsfläche wird derzeit eine völlig neue Fabrik in Reutlingen-Betzingen gebaut, in der die beiden bisherigen Produktionsstandorte auf fast doppelt so großer Fläche zusammengeführt werden. Die Fertigstellung stehe kurz bevor. Der Umzug beginnt Mitte Juli und wird sich über zwei Monate hinwegziehen. Alles in allem sei R.E.T. für die Zukunft zuversichtlich. Für 2006 sei ein Umsatzzuwachs um 9,1 Prozent auf 19,6 Millionen Euro geplant.
Die Reiff-Gruppe rechnet mit einem weiteren Umsatzzuwachs in der Größenordnung von neun bis zehn Prozent, auf 320 Millionen Euro. Die Mitarbeiterzahl werde leicht steigen. Wie auch in 2005 unternehme die Reiff-Gruppe große Anstrengungen, zusätzliche Ausbildungsplätze anzubieten. Im vergangenen Jahr wurde die Anzahl der Plätze um zehn Prozent ausgedehnt. Dieses Niveau werde in 2006 auf jeden Fall gehalten.
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