REIFEN 2006: Hauptmarke im Mittelpunkt der Conti-Messepräsenz
Continental präsentierte sich in Essen mit allen seinen Konzernmarken. Was sich schon im Vorfeld durch das dominierende unternehmenstypische Gelb beim Standdesign vermuten ließ, bestätigte sich allerdings auch aufseiten der mit zur „REIFEN 2006“ gebrachten Exponate: Die Hauptmarke Conti stand eindeutig im Mittelpunkt der Messepräsenz, wurden hier in Form des „VancoCamper“ bzw. des Wide-Base-Trailerreifens „HTL1“ in der Dimension 445/45 R19.5 doch gleich zwei neue Produkte erstmals einem breiten Publikum gezeigt. Angesichts der vielen weiteren ausgestellten Reifen mit dem Markennamen Conti auf der Seitenwand und dem öffentlichkeitswirksam dargestellten Engagement des Unternehmens als offizieller Sponsor der Fußballweltmeisterschaft gingen der zum Herbst in den Handel kommende Semperit-Winterreifen „Speed-Grip“ (vgl. bereits NEUE REIFENZEITUNG 3/2006) oder der den Barum „Cargo M+S OR“ ablösende Van-Reifen „SnoVanis“ für die kälteren Monate des Jahres beinahe unter. Noch etwas stiefmütterlicher wurde in Essen die Marke Uniroyal behandelt, von der es aufseiten der Produkte derzeit nichts Neues zu vermelden gibt.
Den „VancoCamper“ versteht Continental als Spezialisten für den Einsatz an Wohnmobilen, der sich dank einer Vielzahl von konstruktiven Neuerungen in Bezug auf die zulässigen Luftdrücke, die Fahrstabilität und die Verletzungsresistenz von den Konkurrenzprodukten in diesem Marktsegment abheben soll. Zudem hat man sich um eine höhere Tragfähigkeit der Reifen gekümmert, damit trotz der bei Wohnmobilen üblichen und die verbleibende Nutzlast reduzierenden Einbauten bzw. solches Zubehör wie etwa Kühlschrank, Wassertank oder Gasflasche noch genügend Reserven für die Mitnahme von Gepäck und Vorräten bleiben. Ausgelegt ist der neue „VancoCamper“ daher für maximale Tragfähigkeiten zwischen 1.030 und 1.250 Kilogramm bzw. zwischen 975 und 1.180 Kilogramm bei Zwillingsbereifung. Damit – so Conti – seien Wohnmobile mit einem zulässigen Gesamtgewicht von bis zu 7,2 Tonnen realisierbar. „Ein Wert, der in der Realität kaum erreicht werden dürfte, da die superschweren ‚Mobile Homes’ auf Lkw-Reifen mit 17,5 und 19,5 Zoll Durchmesser unterwegs sind“, sagt der Hersteller.
Um die hohen Tragfähigkeiten, die jeder Reifen nur bei exakter Einhaltung der vorgeschriebenen Luftdrücke erreicht, tatsächlich zu gewährleisten und um die Gefahren von zu niedrigem Luftdruck zu minimieren, haben die Entwicklungsingenieure die Karkasse eigenen Worten zufolge besonders stabil ausgelegt. Auch die Innenschicht des Reifens, welche die Luftdichtigkeit gewährleistet, wurde demzufolge mit neuen Materialien versehen. Daher könne der „VancoCamper“ mit rund 15 Prozent mehr Luftdruck befüllt werden als bisher zulässig, sodass selbst angesichts der bei längere Zeit auf Campingplätzen stehenden Wohnmobilen meist vernachlässigten Luftdruckkontrollen eine Art „Luftreserve“ vorhanden sei. Aber natürlich stehen die Fahrzeuge nicht nur, weshalb man sich bei Conti darüber hinaus insbesondere den Fahreigenschaften des Reifens angenommen hat. Eine neue Laufflächenmischung soll für mehr Grip und damit für kürzere Bremswege bzw. ein Plus an Seitenführung sorgen – vor allem auch auf nassen Fahrbahnen.
Damit spitze Steine oder Felskanten auf den geschotterten bzw. steinigen Wegen von Campingplätzen dem „VancoCamper“ nicht viel anhaben können, gaben seine Entwickler ihm eine verstärkte Gürtelkonstruktion mit auf den Weg. Sie ist dafür zuständig, den Reifen unempfindlicher gegen Beschädigungen durch Steindurchschläge zu machen, die ihn zum Ausfall bringen könnten. Zusätzlich wird der verstärkten Karkasse im Zusammenspiel mit einer stabilen Seitenwand ein positiver Einfluss auf das Handling nachgesagt. „Die Fahreigenschaften des neuen ‚VancoCamper’ sind speziell auf die Anforderungen von hecklastigen Wohnmobilen und ihren Fahrern abgestimmt. Dies wird im Vergleich zu seinem ‚Bruder’, dem ‚Vanco’, klar: Diesen übertrifft er deutlich um fünf bis zehn Prozent beim Handling an einem typisch beladenen Wohnmobil und mit um zehn Prozent verkürzten Bremswegen auf Nässe. Beim Abrollgeräusch und beim Komfort liegen beide Reifen auf demselben hohen Niveau“, sagt Entwickler Axel Metge über den „VancoCamper“, der ab dem Sommer in den Größen 215/70 R15 CP 109R (8 PR), 225/75 R16 CP 116R (8 PR) und 215/75 R16 C 116/114R (10 PR) als Bereifungsmöglichkeit für Wohnmobile auf Fiat-Ducato- und Ford-Transit-Basis über den Reifenhandel lieferbar sein wird. Die Italiener montieren den Reifen derzeit schon als Erstausrüstung auf den von ihnen gelieferten Wohnmobilchassis.
Für im Vergleich zu Wohnmobilen freilich noch höhere Lasten müssen „echte“ Nutzfahrzeugreifen ausgelegt sein. Im Zusammenhang mit der Bereifung an Lkw-Aufliegern spielt jedoch nicht allein die Tragfähigkeit eine wichtige Rolle, sondern zunehmend auch das Ladevolumen und – in Zeiten steigender Kraftstoffpreise – der Faktor Wirtschaftlichkeit. Deshalb hat Continental einen so genannten Wide-Base-Trailerreifen in der Dimension 445/45 R19.5 entwickelt und ebenfalls in Essen präsentiert, der mit einer maximalen Traglast von neun Tonnen das bestehende „HTL1“-Portfolio aus 385/55 R19.5 (Traglast: acht Tonnen) und der für „MidiLiner“ konzipierten Größe 385/55 R22.5 ergänzt. Denn Marktanalysen des Herstellers zufolge soll der Einsatz von so bezeichneten „Megatrailern“ von 2006 bis 2010 jährlich um zehn Prozent zunehmen, sodass analog hierzu eine wachsende Nachfrage nach entsprechend geeigneten Bereifungen erwartet wird.
Für dieses spezielle Marktsegment ist der neue Wide-Base-Reifen in 445/45 R19.5 gedacht. Denn der geringere Durchmesser dieses Reifentyps senkt den Trailer im Vergleich zu einem Reifen der Dimension 435/50 R19.5 laut Conti-Aussagen um 30 Millimeter ab, und der unter dem Fahrzeug eingesparte Bauraum ermögliche dadurch die Erhöhung des Laderaums auf bis zu drei Meter, ohne die in den meisten europäischen Ländern vorgeschriebene maximale Fahrzeughöhe von vier Metern zu überschreiten. Als Vorteil nennt das Unternehmen aber nicht nur eine höhere Wirtschaftlichkeit durch das vergrößerte Ladevolumen aufseiten der Speditionen, sondern außerdem noch die von den Aufliegerherstellern für die Optimierung der Dämpfung oder des Designs ihrer Fahrzeuge nutzbare Platzeinsparung. Beim Profildesign des Reifens stand ebenfalls das Thema Wirtschaftlichkeit im Vordergrund: Selbst bei höchster Traglast soll die breite Aufstandsfläche mit ihren geraden, umfangsorientierten Rippen und der optimierten Kontur den für eine hohe Kilometerleistung wichtigen gleichmäßigen Abrieb garantieren.
Um die Karkasse zu schützen und die Runderneuerungsfähigkeit des „HTL1“ zu verbessern, greift der Hersteller zur Verhinderung des Steinefangens auf eine patentierte Profilnut zurück. Dies trägt zu einer längeren Lebensdauer des Produktes bei, was ebenfalls einen Beitrag zur Wirtschaftlichkeit des Pneus liefert. In die gleiche Richtung zielen Verbesserungen in puncto Rollwiderstand. Wie Continental selbst sagt, hätten interne Tests ergeben, dass der neue Reifen den niedrigsten Rollwiderstand unter vergleichbaren Trailerbereifungen bietet. Damit ermögliche er im Vergleich Kraftstoffeinsparungen von bis zu fünf Prozent. „Im internationalen Wettbewerb müssen Flottenbetreiber jede Gelegenheit nutzen, um die Wirtschaftlichkeit ihrer Fahrzeuge zu erhöhen. Wer sich für einen Reifen mit optimiertem Rollwiderstand entscheidet, senkt den Kraftstoffverbrauch seiner Fahrzeuge und ermöglicht damit Kostensenkung mit jedem gefahrenen Kilometer“, erklärt Herbert Mensching, Leiter Marketing und Vertrieb bei Continental.
Gegen ein solch „schweres Geschütz“ wie den neuen Wide-Base-Reifen gibt sich der Barum „SnoVanis“ relativ bescheiden. Dennoch haben dessen Entwickler eigenen Worten zufolge bei diesem Winterreifen für Vans sichere Fahreigenschaften auf winterlichen Fahrbahnen mit einer hohen Laufleistung gepaart. Um dies zu erreichen, wurde bei dem neuen Reifen im Vergleich zum Vorgängermodell „Cargo M+S OR 59“, das er zur kommenden Wintersaison ersetzen wird, die Lamellenzahl weiter erhöht. Daraus soll eine verbesserte Traktion auf Schnee und Eis resultieren, während breite umlaufende Querrillen für die schnelle Ableitung von Schneematsch und Wasser aus der Bodenaufstandsfläche verantwortlich zeichnen. Für ein komfortables Fahrverhalten mit niedriger Geräuschentwicklung ist die computeroptimierte Abfolge der Profilblöcke verantwortlich, für das Thema Fahrstabilität – insbesondere am Traktionslimit auch auf verschneiten Fahrbahnen – die Steifigkeit des Profils. Im Zusammenhang mit den versetzten Mittelbändern des „SnoVanis“-Profils sowie dessen flacher Kontur spricht der Hersteller von einem positiven Einfluss auf den Abrieb und damit auf die Laufleistung.
Alles in allem zieht man bei Continental ein positives Messefazit. Kein Wunder, war der Stand doch regelmäßig dicht be- bzw. umlagert. Wer allerdings glaubt, dies sei nur deshalb so gewesen, weil es dort kostenlos Mini-Lederfußbälle abzugreifen gab, ist auf dem Holzweg. „Wir sind sehr zufrieden. Es ist in hervorragendem Maße gelungen, während der vier Messetage viele Kunden zu kontaktieren und mit ihnen Gespräche zu führen“, hat schließlich Conti-Sprecher Matthias Stemwedel gegenüber den Veranstaltern der Reifenmesse verlautbaren lassen.
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