Conti-Sicherheitsstudie: Viele Autofahrer sind zu schnell
Geht es um das Einhalten zulässiger Geschwindigkeiten, so schätzen deutsche Autofahrer andere Pkw-Fahrer als Verkehrsrowdys ein, sehen ihr eigenes Fehlverhalten aber weniger kritisch. Das zeigt das Ergebnis einer aktuellen repräsentativen Studie des internationalen Automobilzulieferers Continental AG. 92 Prozent der von TNS Infratest Befragten meinen, dass andere Pkw-Fahrer oft, sehr oft oder sogar immer die erlaubte Geschwindigkeit überschreiten. Bei der Selbsteinschätzung sind die Autofahrer dagegen zurückhaltender: Nur jeder Vierte gibt an, oft, sehr oft oder sogar immer schneller zu fahren als erlaubt.
Frauen verhalten sich dabei kaum besser als Männer. Am wenigsten beachten junge Autofahrer das Geschwindigkeitsgebot: Fast jeder Zweite der 18- bis 25-Jährigen fährt schneller als erlaubt. Zum Vergleich: Von den 40- bis 59-Jährigen überschreitet jeder Fünfte die zulässige Geschwindigkeit, von den Autofahrern ab 60 nur noch jeder Achte.
„Jungen Fahrern fehlt die notwendige Erfahrung, Risiken richtig einzuschätzen. Häufig wollen sie zeigen, wie gut sie schon fahren können – und überschätzen sich dabei. Sie fahren schneller, als es gefahrlos möglich ist, und sind subjektiv davon überzeugt, dass ihre Geschwindigkeit noch angemessen ist“, sagt Prof. Dipl.-Ing. Manfred Bandmann, Präsident des Deutschen Verkehrssicherheitsrats (DVR). Die Folge: Rund 35 Prozent aller Unfälle mit Personenschaden, die auf nicht angepasste Geschwindigkeit zurückzuführen sind, gehen auf das Konto junger Fahrer, so die Statistik des DVR.
Am häufigsten wird die zulässige Geschwindigkeit auf Bundes- und Landstraßen überschritten. Etwa jeder dritte Autofahrer fährt hier nach eigenem Eingeständnis schneller als erlaubt – um durchschnittlich 14 Stundenkilometer. Bei den 18- bis 25-Jährigen sind es sogar 54 Prozent. Am seltensten wird die Geschwindigkeit innerhalb von Ortschaften überschritten: Hier fährt nur jeder fünfte Autofahrer zu schnell, auf Autobahnen jeder vierte. „Rund zwei Drittel aller bei Verkehrsunfällen Getöteten sterben auf Landstraßen – fast jeder dritte davon bei einem Aufprall gegen Bäume. Vielen Autofahrern scheinen besonders die mit Landstraßen verbundenen Gefahren nicht bewusst zu sein“, so der Verkehrssicherheitsforscher Dr. Dieter Ellinghaus. Dass ein großer Teil der Autofahrer auf Landstraßen und in Alleen zu schnell fährt, erklärt er so: „Viele verbinden mit dem Fahren auf Landstraßen angenehme Emotionen wie das Gefühl von Freiheit.“ Die Vertrautheit mit Bäumen am Straßenrand und die positive Grundbeziehung zu Baum und Wald seien wichtige Gründe dafür, dass vor allem das Unfallrisiko in Alleen unterschätzt werde.
„Auch bei vermeintlich guten Fahrbedingungen wie Sonnenschein und trockener Straße birgt die Landstraße viele Gefahren, denen sich die meisten Autofahrer nicht bewusst sind. Wir als Automobilzulieferer und Experte für Fahrsicherheitssysteme haben uns zum Ziel gesetzt, mit einem breiten Informationsangebot und Aktionen rund um die Verkehrssicherheit Autofahrern und anderen Verkehrsteilnehmern diese Gefahren bewusster zu machen und ihr Sicherheitsbewusstsein zu schärfen“, erklärt Hannes Boekhoff, Leiter Presse der Continental AG.
TNS Infratest hat im Auftrag der Continental AG von 2002 bis 2005 zum Jahresende jeweils rund 1.000 Autofahrer zu verschiedenen Aspekten der Sicherheit im Straßenverkehr befragt. Die aktuelle Sicherheitsstudie wurde im Dezember 2005 erhoben.
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