Unruhe und Unsicherheit bei Goodyear Deutschland
Unter den Mitarbeitern des deutschen Goodyear-Konzerns machen sich Unsicherheit und Unruhe breit. Gerüchte über die zukünftige Ausrichtung und damit verbundene Folgen haben Hochkonjunktur und inzwischen zu einer starken Belastung des Betriebsklimas geführt. Viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigen sich derzeit mit Problemen, die entstehen könnten. Der Konzern wolle, so wird gesagt, offenbar in naher Zukunft seine Organisationsstruktur ändern und die bisherigen, rechtlich eigenständigen, Gesellschaften wie Goodyear, Fulda, Dunlop, M plus, GDHS und andere in eine einzige Gesellschaft einbringen und diese dann, in Anlehnung an das Continental-Modell, wie Profit Center managen. Bereits jetzt werden das Autohaus- und das Nutzfahrzeugreifengeschäft geschlossener gemanagt als das reine Pkw-Reifengeschäft.
Nicht allein die jetzigen Geschäftsführer würden an Einfluss verlieren, vielmehr erhebt sich die Frage, welche Konsequenzen sich für die Arbeitsplätze in Hanau, Fulda und Köln ergeben könnten. Diesen Spekulationen und Befürchtungen steht allerdings die Tatsache entgegen, dass der Konzern aus steuerlichen Gründen derzeit überhaupt nichts ändern könnte, selbst wenn er es möchte. Es ist sicherlich auch denkbar, dass Goodyear angesichts der angespannten Finanzlage zu allen Veränderungen höchstwahrscheinlich vorher die Zustimmung der Banken einholen müßte, sodass jede geplante oder angeblich geplante Änderung nur über einen Zeitraum von mehreren Jahren umzusetzen wäre und alle Ängste und Sorgen der Mitarbeiter derzeit weniger auf Fakten, sondern auf weitgehender und bis heute unbegründeter Spekulation beruhen.
Der Goodyear-Konzern hat weltweit im Vorjahr zwar einen, gemessen an den Umständen beachtenswerten EBIT von mehr als einer Milliarde US-$ (ca. 850 Millionen Euro) erwirtschaftet, doch war dies schlechter als von Analysten erwartet und lag auch deutlich unter dem, was die großen Konkurrenten Michelin und Bridgestone erreichen konnten. Es kommt hinzu, dass Goodyear mit rund 400 Millionen US-$ (ca. 340 Millionen Euro) mit Abstand die höchsten Zinslasten aller Reifenhersteller zu stemmen hat. Nach Steuern bleibt trotz weiter ausfallenden Dividenden nichts übrig, um den Schuldenberg von 5,4 bn US-$ wirklich nennenswert abbauen zu können.
Goodyear-Chef Keegan will nun weitere 750 Millionen bis zu einer Milliarde US-$ einsparen und zwar durch Verlagerung von Produktionskapazitäten in Billiglohnländer, Prozessoptimierungen, Rationalisierungen. Damit wird der Druck auf die einzelnen Regionen stark erhöht. Angesichts dieser Einsparungsziele sind Befürchtungen hinsichtlich eines Personalabbaus in Europa jedenfalls nicht von vorneherein unbegründet. Im Übrigen haben Marktbeobachter den Eindruck, dass der Konzern zunehmend von einer Europadirektion gesteuert werden soll und die Länder weitere Einflussmöglichkeiten verlieren.
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