Autohäuser wollen wachsen
Jede zweite Autohausgruppe in Deutschland und der Schweiz will in den kommenden zehn Jahren durch Übernahmen wachsen. Insgesamt gehen die Unternehmen davon aus, bis zum Jahr 2015 ihre Umsätze um 53 Prozent steigern zu können. Angesichts eines weiterhin stagnierenden bzw. schwach zunehmenden Gesamtmarktes bedeutet dies eine deutliche Zunahme der durchschnittlichen Unternehmensgrößen, wobei sich im gleichen Zeitraum die durchschnittliche Umsatzrendite von heute 0,3 bis 0,8 Prozent auf 2,4 Prozent erhöhen soll. Das hat eine gemeinsame Studie des Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmens KPMG und der FH Gelsenkirchen (Center Automotive Research) ergeben, bei der über 110 Geschäftsführer und Inhaber von Autohandelsunternehmen in Deutschland und der Schweiz befragt wurden.
„Um ihre Rendite zu verbessern, wollen die befragten Autohändler vorrangig die Personalstruktur verbessern und ihr Angebot erweitern. Über die Hälfte der befragten Geschäftsführer geht davon aus, durch den Mehr-Marken-Vertrieb eine höhere Umsatzrendite erzielen zu können“, so Prof. Ferdinand Dudenhöffer, Leiter des Center Automotive Research an der FH Gelsenkirchen. Knapp die Hälfte der Befragten meint, dass mittelgroße Autohausgruppen (bis 250 Millionen Euro Umsatz) längerfristig den besten Ertrag erwirtschaften werden. Ihr Anteil am Gesamtmarkt wird voraussichtlich von heute 35 Prozent bis auf 41 Prozent im Jahr 2015 steigen.
„Autohäuser müssen ihr Hauptaugenmerk auf ein systematisches Controlling richten, wenn sie rentabel wirtschaften wollen. Dabei sind das Bestands- und das Personalmanagement sowie die Werkstattsteuerung von ausschlaggebender Bedeutung. Denn über 80 Prozent des Umsatzes werden durch Wareneinsatz erzeugt, also Fahrzeuge, Ersatzteile und Zubehör. Nicht marktgerechte Bestände und schlechte Fahrzeugdisposition sind deshalb ein großes Risiko im Autohausmanagement. Und weil fast 60 Prozent des erwirtschafteten Rohertrags auf Personalaufwendungen entfallen, spielt dieser Bereich für den wirtschaftlichen Erfolg ebenfalls eine entscheidende Rolle“, weiß Peter Wiegand, Partner im Bereich Advisory bei KPMG.
Die größte Steigerungsrate werden der Studie zufolge so genannte Megadealer (über eine Milliarden Euro Umsatz) aufweisen. Ihr Anteil am Fahrzeugverkauf in Deutschland wird – so die Prognose – in den nächsten zehn Jahren um rund 200 Prozent steigen. Der Anteil der großen Gruppen (250 Millionen bis eine Milliarde Euro Umsatz) werde im selben Zeitraum um 36 Prozent zulegen. Als klaren Verlierer identifiziert die Untersuchung kleine Autohausbetriebe, wobei diese Entwicklung durch die neue Niederlassungsfreiheit noch verstärkt werde: Der Marktanteil von Autohäusern mit einem Umsatz von unter zehn Millionen Euro soll im Zuge des Konzentrationsprozesses von heute 45 auf 29 Prozent im Jahre 2015 zurückgehen.
Erwartet wird zudem, dass das Mehr-Marken-Autohaus in Zukunft an Bedeutung gewinnt. Mehr als die Hälfte der Autohäuser werden demnach im Jahr 2015 mehrere Marken vertreiben, und nur noch 45 Prozent werden klassische Ein-Marken-Autohäuser sein, sagt das Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmen voraus. Der klare Trend gehe zu Autohäusern, die zwischen zwei und vier Marken in ihrem Betrieb führen. „Die neue Gruppenfreistellungsverordnung ermöglicht den Autohäusern, zeitweise Schwächen von Marken durch Mehr-Marken-Vertrieb entgegenzuwirken. Natürlich müssen potenzielle Erträge der zusätzlichen Marke den entsprechenden Kosten gegenübergestellt werden“, erläutert Peter Wiegand.
Sieben Prozent der verkauften Neuwagen werden im Jahr 2015 nach den Erwartungen der befragten Autohandelsgruppen über neue Vertriebskanäle wie das Internet abgesetzt. Das entspreche nahezu einer Verfünffachung innerhalb von zehn Jahren. Als Verlierer sei hier der klassische Vertragshandel zu sehen, der in den nächsten Jahren neun Prozent seiner Distributionsanteile einbüßen werde. „Die Markenhändler bleiben zwar mit 51 Prozent Anteil an den insgesamt verkauften Neuwagen im Jahr 2015 der wichtigste Vertriebskanal, allerdings wird ein Rückgang des Marktanteils von über neun Prozent erwartet“, führt Prof. Ferdinand Dudenhöffer aus. Als Gewinner werden die herstellereigenen Niederlassungen und der Direktvertrieb der Hersteller gesehen. Der Anteil dieses Vertriebskanals am Neuwagenverkauf soll im Zehnjahreszeitraum auf 38 Prozent steigen.
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