Zehn Jahre „Laser-Check“ von Fulda
Seit Mai sind die schwarzen Einsatzfahrzeuge des Reifenherstellers Fulda wieder unterwegs, um auf vielen großen Parkplätzen in der Bundesrepublik die Reifenprofiltiefe der dort abgestellten Fahrzeuge zu überprüfen. Im Vordergrund steht dabei nicht etwa die Erhebung der Daten an sich oder möglicherweise sogar das Anschwärzen von Sündern, die mit weniger als den gesetzlich vorgeschriebenen 1,6 Millimetern Reifenprofil unterwegs sind, sondern vor allem die Sicherheit der Fahrer. Denn auch wenn die 1,6 Millimeter Restprofil den gesetzlichen Anforderungen noch genügen mögen, so ist doch beispielsweise der Bremsweg mit einem derart abgefahrenen Reifen auf nassen Fahrbahnen laut Fulda rund doppelt so lang wie mit einem Neureifen. Deshalb empfiehlt der Reifenhersteller bei Sommerreifen nicht nur ein Restprofil von mindestens drei Millimetern, sondern schickt auch Jahr für Jahr mit Laserprofiltiefenmessgeräten ausgerüstete Teams auf Tour, um die Verbraucher für diese potenzielle Gefahr zu sensibilisieren. In diesem Jahr feiert man bereits das zehnjährige Jubiläum dieser Verkehrssicherheitsmaßnahme, die schon mehrfach ausgezeichnet wurde.
Die Idee Fuldas mit einer breit angelegten bundesweiten Initiative Autofahrer auf den Zustand des Profils ihrer Reifen aufmerksam zu machen führte 1995 zur Entwicklung eines mobilen elektronischen Messgerätes, das durch Einsatz von Lasertechnologie die Ermittelung der Reifenprofiltiefe im Bereich von null bis elf Millimetern ermöglicht. Das Gerät ist dabei laut Fulda speziell für den Einsatz bei Pkw-Reifen optimiert und hat demnach seine höchste Messgenauigkeit „im kritischen Profiltiefenbereich bis vier Millimeter“. Dabei wird die Handhabung des so bezeichneten „Profilometers“, das weltweit patentrechtlich geschützt ist, als ganz einfach beschrieben: Zur Messung wird der an einem aus Aluminium gefertigten Teleskopstab angebrachte Lasermesskopf über die Lauffläche des gesamten Reifens geführt, wobei die Profilrillen des Reifens abgetastet werden. Die vielen verschiedenen Messwerte je Reifen werden im Gerät gespeichert und mittels einer speziellen Software ausgewertet.
„Letztendlich angezeigt wird dann der kleinste mittlere Wert einer Messung. Werden also beispielsweise an einer bestimmten Stelle des Reifens etwa 1,6 und 1,7 sowie 1,8 Millimeter gemessen heißt das Ergebnis also 1,7 Millimeter“, erklärt Dr. Joachim H. Bürger von der WBP Bürger & Partner KG, die für den Vertrieb der Geräte zuständig ist und schon seit Jahren mit Fulda zusammenarbeitet. Damit es nicht zu Verfälschungen bei den Messungen kommt, warnt ein akustischer Signalgeber, falls ein Fremdkörper im Profil detektiert wird. Die wieder aufladbaren Akkus des „Profilometers“ sollen Energie für rund 200 Messungen bereithalten, was damit in etwa dem von Fulda veranschlagten Wert von 250 Messungen je Mitarbeiter und Tag entspricht. Über einen in dem portablen Gerät mit Flüssigkristallanzeige (LCD) integrierten Thermodrucker kann das Ergebnis der Profilmessung dann auch sofort zu Papier gebracht werden.
Und genau an der Stelle wird die Sache für den Reifenhandel besonders interessant. Denn diese Ausdrucke lassen sich mit dem Firmenlogo bzw. der Anschrift versehen. Und klemmt hinter dem Scheibenwischer eines überprüften Fahrzeugs erst einmal ein solches Messprotokoll oder hat eine der Damen des Messteams den Schrieb einem Fahrer persönlich überreicht, so macht sich der Pkw-Fahrer, der derart auf den Zustand der Bereifung seine Fahrzeugs aufmerksam gemacht wurde, vermutlich eher so seine Gedanken, ob es denn unter dem Sicherheitsaspekt nicht vielleicht Zeit für einen Satz neuer Pneus wäre. Durch die Adresse auf dem Ausdruck ist der dort genannte Reifenhändler dann unter Umständen die erste Adresse, die im Falle des Falles angesteuert wird. Dass sich der Einsatz des „Profilometers“ so sehr schnell rechnen kann, will Fulda mit einer Beispielrechnung belegen. Denn ausgehend von einer bei den Messungen entdeckten Mängelquote von rund zehn Prozent, durchschnittlich zwei zu ersetzenden Reifen je Fahrzeug und etwa einem Drittel der Fahrzeugbesitzer, die innerhalb von fünf Tagen nach der Messung dann auch tatsächlich den veranstaltenden Händler aufsuchen, soll sich der damit erzielbare Rohertrag auf 900 Euro je Einsatzwoche summieren.
Nicht verwunderlich, dass angesichts solcher Zahlen die Einkaufsgesellschaft Freier Reifenfachhändler (EFR) die Fulda-Sicherheitsaktion unterstützt. Der Händlergemeinschaft gehören in Deutschland und Österreich über 300 Betriebe an. Einer von ihnen ist auch Reifen Feser in Schweinfurt, wo die Fulda-“Laser-Check“-Tour Ende Juni Station machte. In der erst im Herbst vergangenen Jahres neu erbauten Filiale im Gewerbegebiet Niederwerrn sorgten jedenfalls die unweit des Betriebes auf dem Parkplatz eines großen Baumarktes agierenden drei Damen des Fulda-Messteams schon gleich am selben Tag der Aktion für spürbar mehr Kundenfrequenz in dem Geschäft. Was natürlich aber auch genauso gut an der Präsenz des Rennfahrers und Fulda-Markenbotschafters Hans-Joachim Stuck gelegen haben könnte, der als Schirmherr der diesjährigen Verkehrssicherheitsaktion mit vor Ort war.
„Der ‚Laser-Check’ ist eine gute Möglichkeit, den Bedarf an neuen Reifen bei den Verbrauchern zu entdecken, wobei natürlich auch das Thema Sicherheit nicht zu vergessen ist – gerade jetzt in der heißen Jahreszeit, wenn viele mit ihrem Pkw in den Urlaub starten“, meint Fulda-Marketingleiter Helge Jost. In der Tat konnte das Messteam in Schweinfurt durchaus Interessantes feststellen. „Jedes fünfte von uns überprüfte Auto stand sogar noch Winterreifen“, so Dr. Bürger in einer ersten Zwischenbilanz. „Das ist eine weitere neue Unsitte, die in Zeiten knapper Kassen scheinbar immer populärer wird. Eigentlich sollte man jetzt längst auf Sommerreifen unterwegs sein, die aufgrund ihrer Mischung viel besser auf die Anforderungen bei höheren Außentemperaturen zugeschnitten sind“, ergänzt Stuck, der laut Fulda die „Laser-Check“-Einsatzteams persönlich geschult hat. „Jede Maßnahme, die das Bewusstsein für die technische Perfektion beim Autofahren unterstützt, ist es wert, gefördert zu werden“, lautet schließlich sein Credo.
Aber nicht nur Stuck und die EFR, deren Betriebe im Rahmen der so genannten „EFR-Sicherheitstour 2005“ in diesem Jahr schwerpunktmäßig Schauplatz der Aktion sind, unterstützen den „Laser-Check“. Auch der Automobilclub von Deutschland (AvD) und die Gesellschaft für technische Überwachung (GTÜ) konnten als Partner gewonnen werden. Denn diese Institutionen wissen schließlich aus eigener Erfahrung und sozusagen aus erster Hand, wie es um das „Reifenbewusstsein“ der Verbraucher steht. So hat beispielsweise eine bundesweite GTÜ-Prüfaktion ergeben, dass mehr als 16 Prozent der untersuchten Fahrzeuge nicht einmal dem gesetzlichen Mindestwert entsprechen – weitere 25 Prozent lagen den Angaben zufolge nur geringfügig darüber. Und genau das sind die Autofahrer, die Fulda über die Lasermessungen, deren Dauer der Hersteller mit etwa zwei Minuten je Fahrzeug veranschlagt, erreichen und bezüglich des von einer geringen Profiltiefe ausgehenden Gefahrenpotenzials sensibilisieren will.
Seit dem Start vor zehn Jahren wurden – so schätzt das Unternehmen – allein in Deutschland bis heute etwa zehn Millionen Fahrzeuge „unter den Laser“ genommen. Helge Jost, Marketingleiter von Fulda, ist vom Nutzen dieses Engagements überzeugt und sieht viele Parallelen zur Forschungs- und Entwicklungsarbeit des Reifenherstellers. „Die Verkehrssicherheit benötigt wie die Markenentwicklung Kontinuität über viele Jahre und ein hohes Engagement“, meint Jost. Fachhandel und Fulda würden damit einen „wertvollen und verlässlichen Beitrag zur Verkehrsicherheit“ leisten. Insofern dürfte mehr oder weniger klar sein, dass nach Ende der diesjährigen „EFR-Sicherheitstour“ im September Fulda seine Messteams auch im kommenden Jahr wohl wieder auf die Reise durch die Republik schicken wird.
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