Zwang zu runderneuerten Pkw-Reifen unerwünscht
„April-April – schade“, lautete die Anmerkung in der allerersten Antwort auf unsere Onlineumfrage im vergangenen Monat, die kurze Zeit nach Veröffentlichung der Meldung „Gesetzlich festgelegte Runderneuerungsquote geplant“ am 1. April auf unseren Internetseiten in der Redaktion eintrudelte. Zwar handelte es sich bei dem Bericht selbst tatsächlich um den alljährlichen April-Scherz der NEUE REIFENZEITUNG – die zugehörige Frage des Monats hatte aber durchaus einen ernst zu nehmenden Hintergrund. Denn wir wollten wissen, ob unsere Leser eine gesetzlich festgeschriebene Mindestquote für den richtigen Weg halten, der Pkw-Reifenrunderneuerung in Deutschland zu einer Renaissance zu verhelfen. Schließlich ist auch 2004 hierzulande wieder ein Absatzrückgang runderneuerter Pkw-Reifen registriert worden – im Vergleich zu 2003 wurden mit insgesamt 1,13 Millionen Einheiten (2003: 1,43 Millionen) mithin 21 Prozent weniger Reifen dieser Art an den Mann bzw. die Frau gebracht.
Für die Teilnehmer an unserer Umfrageaktion offenbar dennoch kein Grund zu versuchen, diesem Branchenzweig durch etwaige gesetzgeberische Maßnahmen neues Leben einzuhauchen. Das Votum unserer Leser diesbezüglich ist mehr als eindeutig: 71,8 Prozent lehnen jegliche Zwangseingriffe in einen freien Markt rundherum ab. „Absoluter Schwachsinn“, erteilt ein Umfrageteilnehmer einer vorgeschriebenen Mindestquote an runderneuerten Pkw-Reifen im Markt eine klare Absage. „Das ist eine ziemlich blödsinnige grüne Schnapsidee. Wer soll denn da verantwortlich gemacht werden? Der Kunde will neue Reifen, der Hersteller oder Händler soll dafür büßen? Wir müssen weg von jeglicher Regulierung, hin zu mehr und nicht zu weniger Wettbewerb. Jeder Eingriff des Staates in den Markt ist falsch! Wenn die Runderneuerer Markt verlieren, sollen sie doch ihren Marktauftritt und ihr Produkt verbessern. Vielleicht gewinnen sie damit Kunden“, meint ein anderer. „Ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis, ausführliche Tests mit guten Ergebnissen. Diese breit veröffentlicht sollten den Markt von selbst regeln“, war ein weiterer des Öfteren genannter Standpunkt.
In der Vergangenheit hat sich die Runderneuerungsbranche – zumindest im Pkw-Segment – allerdings meist eher vergeblich bemüht, das Image der produzierten Produkte aufzupolieren. Davon zeugen nicht zuletzt auch einige während unserer Onlineumfrage abgegebenen Meinungsäußerungen. „Solange runderneuerte Reifen aus sicherheitsrelevanten Gründen nicht zu empfehlen sind, können diese auch nicht mehr verkauft werden“, ist da beispielsweise zu hören. „Aus Sicherheitsgründen lehne ich Runderneuerte generell ab. Die Befürworter sollen diese Reifen auf ihren Fahrzeugen doch bitte selbst fahren“, so ein weiteres Statement. Und ob ein solch scheinbar tief verwurzeltes Misstrauen die Sicherheit von runderneuerten Reifen betreffend durch positive Testergebnisse wie beim letzten ADAC-Winterreifentest ausgeräumt werden kann, bleibt abzuwarten.
Wie dem auch sei – immerhin 7,7 Prozent der Teilnehmer an unserer Umfrage halten eine gesetzlich festgeschriebene Mindestquote für runderneuerte Pkw-Reifen angesichts des Umweltschutzes und knapper/teurer werdender Rohstoffe für einen längst überfälligen Schritt. Über einen entsprechenden Marktanteil von knapp acht Prozent würde sicherlich ein ganzer Branchenzweig in lauten Jubel ausbrechen, aber natürlich kann das Ergebnis unserer Befragung nicht repräsentativ sein. „Es sollte einmal hinterfragt werden, wie sich Umweltschutz definiert. Leider werden häufig viel zu viele Fehler hinsichtlich der Energie zur Herstellung gemacht. Die Herstellung eines Grünen Reifens ist für die Umwelt eine Katastrophe. Leider haben wir zu wenige kompetente Fachleute in der Politik“, merkt ein Leser an, der nichtsdestotrotz einen Zwang zu Runderneuerten ablehnt.
Für prinzipiell sinnvoll, wohl aber schwierig durch- und umsetzbar hielten 20,5 Prozent der Umfrageteilnehmer eine gesetzlich geregelte Mindestquote. „Der Handel kann wohl gezwungen werden, eine bestimmte Quote aufgummierte Reifen zu kaufen. Ob er sie dann aber auch absetzen kann und seine Endkonsumenten diese Art von Reifen kaufen wollen, ist eine zweite Frage. Vor allem bei den tiefen Preisen der ‚Low cost Brands’ – und diese stehen ja im direkten Preiswettbewerb zu den gummierten Reifen“, war zu hören. „Der runderneuerte Reifen muss im Verkauf gegenüber den billigen Neureifen eine echte Preis- und Qualitätsalternative sein“, findet ein anderer Leser der NEUE REIFENZEITUNG, der an der Umfrageaktion teilgenommen hat. Reifenhändler verkaufen seiner Meinung nach nur das, wo der geringste Widerstand ist. Außerdem hätten Runderneuerte ein Auswuchtproblem, Karkassenproblem, und die Neureifenqualität für die Runderneuerung sinke auch. „Also wie auch bei der Winterreifenpflicht. Es kommt auf die Einsicht der Autofahrer an. Aber runderneuerte Sommerreifen sind tot. Winterreifen noch nicht ganz“, so das weitere Statement.
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