RH Alurad übernimmt Artec
Der Räderhersteller RH Alurad aus Attendorn übernahm zum 1. Januar 2005 die Leichtmetallfelgenmarke Artec aus Herborn. Beide Unternehmen ergänzen sich in ihrer Produktpalette, heißt es auf Anfrage der NEUE REIFENZEITUNG: RH Alurad fungiert als Premiummarke (Schwerpunkt: großdimensionierte und mehrteilige Räder), Artec ist im Segment darunter positioniert.
Während der Artec-Verkauf in Herborn verbleibt, wurde die Logistik bereits nach Attendorn verlegt. Von dort aus werden künftig für beide Marken Lager und Versand gesteuert. Die Kosteneinsparung soll die Konkurrenzfähigkeit weiter steigern. Rüdiger Höffken, jetzt Alleingesellschafter auch bei Artec und der Produktionsfirma Ladenburger Aluguss (LAG), weist im Telefongespräch darauf hin, dass vor allem die Lagerhaltungskosten minimiert werden sollen. Aus diesem Grunde wurden am Artec-Stammsitz in Herborn-Hörbach, wo ohnehin die Entscheidung der Verlängerung von Mietverträgen angestanden hätte, bereits Lagerkapazitäten aufgegeben, eine eigene Halle wurde nach Attendorn gebracht und dort wieder aufgebaut, weitere Lagerflächen sollen kurzfristig ebenfalls in Attendorn entstehen.
In personeller Hinsicht wird es Umschichtungen geben: RH-Eigner Höffken hat im Wesentlichen Artec-Mitarbeitern in Herborn-Hörbach angeboten, nach Attendorn zu wechseln und einige haben dieses Angebot auch akzeptiert, andere werden künftig in Ladenburg für das Unternehmen arbeiten. Um den steigenden Anforderungen gerecht zu werden, soll im Lager Attendorn der 2-Schicht-Betrieb forciert werden. Der Artec-Außendienst solle kurzfristig so bleiben, werde künftig aber eher als bislang am konkreten Verkaufsergebnis gemessen, so Höffken. Rüdiger Höffken ist seit Jahresbeginn Geschäftsführer von RH Alurad, LAG und Artec, Wolfgang Späth hat die Geschäftsführungstätigkeit der LAG aufgegeben, bleibt aber Geschäftsführer für den Vertrieb der jetzt hundertprozentigen RH-Tochter Artec.
Rüdiger Höffken nennt die künftige Positionierung von RH und Artec zwar nicht „2-Marken-Strategie“, eine Überschneidung beider Produktlinien sei aber bereits im Prinzip beendet, die Rabattsysteme aufeinander abgestimmt. Wenn Überschneidungen ausgeschlossen sein sollen, so ist damit laut Höffken gemeint, dass Artec sich mehr dem Massenmarkt widmet und RH sich auf das exklusive Segment konzentriert. RH behalte sich zwar weiterhin vor, auch im 15“-Bereich mit Besonderheiten aufzuwarten, tatsächlich stehe die Marke aber eher für 18 bis 24 Zoll und werde die Domäne mehrteiliger Räder weiter pflegen und ausbauen. Und so wie es bei RH einzelfallabhängig Ausnahmen „nach unten“ gibt, bleibt Artec auch ein Rad in 19 Zoll erhalten. Allerdings wird es nicht mehr ein- und dasselbe Rad von beiden Marken geben, man tue sich nicht mehr „gegenseitig weh“.
Höffken sieht die Notwendigkeiten der Neuausrichtung auch in den bei beiden Handelsmarken unterschiedlichen Vertriebssystemen begründet. So lege sich kein Händler mehr 17-Zöller oder größer hin, bei kleiner dimensionierten Rädern spielen größere Bestellungen zwar noch eine gewisse Rolle, aber mit abnehmender Tendenz. Zunehmend werde just-in-time geliefert, erwartet der Reifenhändler die Lagerhaltung vom Räderanbieter und schnelle Lieferfähigkeit, und diesen Aspekt will Höffken in Attendorn optimieren und beiden Marken zugänglich machen. Ferner erwartet er, dass insgesamt weniger Räder künftig Kapital binden als an den drei Standorten Attendorn, Herborn-Hörbach und Ladenburg zusammen.
Für die Firmengruppe sieht Rüdiger Höffken in 2005 einen Umsatz in Höhe von knapp unter 50 Millionen Euro, wobei die LAG GmbH & Co. KG (Lackieranlage soll bleiben) als wesentliche Kunden RH und Artec hat und insofern nicht in dieser Zahl enthalten ist, um die Umsätze “nicht doppelt zu zählen”. Die erwarteten Absatzzahlen sieht Höffken für beide Marken in der Größenordnung eine halbe Million Stück, Einbußen bei Artec ist er bereit hinzunehmen, wenn es gelingt, die Räder gewinnbringend zu vermarkten. RH Alurad habe, heißt es weiter, das bislang beste Firmenergebnis aus dem Jahre 2003 im vergangenen Jahr noch einmal zweistellig übertroffen.
Und kurzfristig, verspricht Rüdiger Höffken, werde eine weitere wichtige Unternehmensentscheidung spruchreif sein: RH und Artec lassen den überwiegenden Teil ihrer Räder in Polen bei Federal Mogul gießen und bearbeiten und haben einen langfristigen Liefervertrag, der bis zum 31.12.2006 terminiert ist. Bereits jetzt muss – um einen entsprechenden Vorlauf zu haben – daher die Entscheidung fallen, ob RH das bestehende Werk übernimmt oder eine neue Felgenfabrik in Polen „auf die grüne Wiese“ stellt.
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