Beru erwartet starke RDKS-Nachfrage
Die US-Verkehrssicherheitsbehörde NHTSA (National Highway Traffic Safety Administration) hat die seit zwei Jahren geltende Verordnung, alle in den USA neu zugelassenen Fahrzeuge verpflichtend mit Reifendrucküberwachung auszustatten, im Detail vorgeschlagen und damit die Bestimmungen des TREAD Act endgültig umgesetzt. Demnach sollen die Automobilhersteller im ersten Jahr, ab 1. September 2005, bereits jedes zweite Fahrzeug ausrüsten. Der Ludwigsburger Automobilzulieferer Beru zählt zu den drei führenden Anbietern von Reifendruck-Kontrollsystemen. Dr. Rainer Podeswa, im Beru-Vorstand zuständig für Forschung und Entwicklung sowie Vertrieb, erklärt: „Nachdem wir im ersten Quartal aufgrund der Unsicherheiten über die ausstehende US-Gesetzgebung auf dem Vorjahresniveau liegende Umsätze verzeichneten und einer unserer Kunden einen Anlauf verschob, sollten die schärferen Richtlinien der US-Verkehrssicherheitsbehörde für unser direkt messendes Reifendruck-Kontrollsystem zu einer wesentlichen Nachfragebelebung führen.“
In Folge einer Unfallserie wegen fehlerhafter Reifen hatten die US-Regulierungsbehörden bereits im August 2000 die gesetzliche Einführung von Reifendruckprüfeinrichtungen bei allen Neufahrzeugen beschlossen. Ein Jahr nachdem die US-Behörde von einem US-Bundesgericht aufgefordert worden war, neue schärfere Bestimmungen auszuarbeiten, stellte die NHTSA die neuen Bestimmungen vor. Im Herbst letzten Jahres hatte ein US-Bundesgericht zunächst die Möglichkeit außer Kraft gesetzt, zwischen einerseits der kostengünstigen, aber als ungenauer geltenden indirekt messenden ABS-basierten Technologie und andererseits der direkt messenden Technologie zu wählen. Verbraucherschützer erklärten das teurere direkt messende System sei sicherer. Direkt messende Systeme wie das Beru TSS (Tire Safety System) erfassen mit Hilfe eines Mikrochips sowie Temperatur- und Drucksensors im Reifeninneren den exakten Druck und warnen vor Druckverlust, eine der Hauptursachen für die gefürchteten Reifenplatzer. Die US-Verkehrsbehörde NHTSA wurde aufgefordert, die Systemanforderungen neu zu überarbeiten. Auch der Einführungsplan, der ursprünglich eine anfängliche Ausstattungsquote von 10% aller Neufahrzeuge ab 2004 vorsah, stand zur Revision an.
Die Neuregelung der Behörde gibt vor, ab dem 1. September 2005 im ersten Jahr 50%, im darauffolgenden 90% und im dritten Jahr dann 100% aller in den Vereinigten Staaten verkauften Pkw und leichten Nutzfahrzeuge (Light Vehicles) mit Reifendruckmesssystemen auszustatten. Die verschärfte Richtlinie schreibt zudem vor, dass der Fahrer bei einem Reifendruckverlust von maximal 25 Prozent in einem der Reifen gewarnt und alle vier Reifen gleichzeitig und unabhängig voneinander überwacht werden müssen. Die bisher mögliche Option, nur ein Rad im Verhältnis zu den übrigen drei Rädern zu überwachen, wurde gestrichen.
Insgesamt werde das Marktvolumen für Reifendruck-Kontrollsysteme zwischen 800 Millionen und 1,2 Milliarden US-Dollar betragen, errechnete die US-Verkehrssicherheitsbehörde und erklärte, jährlich könnten so mehrere tausend Unfälle verhindert werden. Beru hatte den Umsatz mit elektronischen Reifendruck-Kontrollsystemen im letzten Geschäftsjahr von 20 Mio. Euro auf über 30 Mio. Euro gesteigert. Auf dem nordamerikanischen Kontinent kooperiert das Ludwigsburger Unternehmen dabei mit dem US-Automobilzulieferer Lear Corporation.
Dr. Rainer Podeswa: „Überrascht hat uns das steile Einführungsszenario, das bereits im ersten Jahr, beginnend ab 1. September 2005, eine TPMS (Tire Pressure Monitoring System)-Ausstattungsquote von 50 Prozent aller in den USA neuzugelassenen Fahrzeuge gesetzlich vorschreibt. Immerhin werden in den USA jährlich rund 17 Mio. Fahrzeuge verkauft, die dieser Neuregelung unterliegen. Allein die deutschen Automobilhersteller exportieren jedes Jahr 600.000 Fahrzeuge nach Nordamerika mit steigender Tendenz.“
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