Europamarkt für integrierte Fahrwerkssysteme soll wachsen
Laut Frost & Sullivan ist die Integration einzelner Fahrwerkskomponenten (Bremsen, Lenkung, Aufhängung) in ein umfassendes System, das die Funktionen der einzelnen Subsysteme koordiniert, für die europäische Automobilindustrie derzeit ein wichtiges Thema. Vor diesem Hintergrund prognostiziert die Unternehmensberatung dem Europamarkt für integrierte Fahrwerkssysteme bis 2010 eine Jahreswachstumsrate von über fünf Prozent.
Trotz des allgemeinen Trends verfolgten die einzelnen Fahrzeughersteller jedoch separate firmeninterne Fahrwerksintegrationsprogramme, da sie das Fahrwerk als wesentlich für den unverwechselbaren Charakter ihrer Fahrzeuge ansähen. Als die drei wichtigsten Herangehensweisen an die Fahrwerksintegration bewertet Frost & Sullivan dabei die Integration von Brems- und Aufhängungssystem, die Integration von Lenk- und Bremssystem und die Integration von Lenk-, Brems- und Aufhängungssystem. Im Vergleich der drei Ansätze erwarten die Berater die stärkste Marktdurchdringung für integrierte Lenk- und Bremssysteme, die gegen Ende des Jahrzehnts eine Wachstumsrate um 5,5 Prozent erreichen soll.
Die Fahrwerksintegration erfordert erhebliche Investitionen in eine grundlegende Überarbeitung der Fahrwerkstechnik, da die einzelnen Fahrwerkssysteme mit elektronischen, elektrischen und mechatronischen Komponenten verbunden werden müssen. Andererseits steigern die aktiven Sicherheitsmerkmale eines Fahrzeugs auch dessen Marktwert deutlich und erhöhen das Ansehen der Marke des Fahrzeugherstellers. Dies sind weitere Ergebnisse der Frost & Sullivan-Analyse (Report B299), die unter dem Titel „Analysis of the European Integrated Chassis Systems Market“ erschienen ist.
„Durch die Beschleunigung der Fahrwerksintegration unterstreicht ein Fahrzeughersteller sein Engagement für moderne Lösungen. Er präsentiert sich als technologisch innovativ. Darüber hinaus kann er die verbesserte Sicherheit als besonderes Verkaufsargument nutzen“, erläutert Rajeev Poduval, Automotive Research Analyst bei der Unternehmensberatung. Vernetzte Lösungen könnten aber auch als Sonderausstattung angeboten werden und so den Herstellern zusätzlichen Umsatz bringen. Langfristig werde die Zentralisierung der elektronischen Steuereinheiten und anderer Komponenten der einzelnen Fahrwerkssysteme zu einer Verringerung der Zahl der Teile und zur Kostensenkung beitragen.
Da jeder Hersteller seinen eigenen Plan zur Fahrwerksintegration verfolge, müssten die Zulieferer die Fahrwerkssysteme für spezifische Aufgaben und Funktionen maßschneidern. „Das hat dazu geführt, dass für die Kommunikation zwischen den Komponenten der Fahrwerkssysteme zahlreiche verschiedene Protokolle existieren, die die Vernetzung der einzelnen Fahrwerkssysteme erschweren. Inzwischen wurde allerdings ein Konsortium führender Fahrzeughersteller und Zulieferer ins Leben gerufen, das sich dieses Problems annehmen und eine transparente elektrisch-elektronische Schnittstelle für die Verbindung zwischen den Fahrwerkskomponenten entwickeln soll“, sagt Frost & Sullivan.
Durch ihre führende Rolle im Integrationsprozess und durch die Zusammenarbeit der Zulieferer untereinander dürften die Fahrzeughersteller allmählich die Kontrolle über die Zulieferkette bekommen. In Europa sollen dabei BMW und DaimlerChrysler den Markt für integrierte Fahrwerkssysteme dominieren. „Die Fahrzeughersteller kaufen die meisten Systeme und Komponenten von einem Pool von Zulieferern und dürften davon profitieren, die Architektur zur Fahrwerksvernetzung intern zu entwickeln und von ihren Zulieferern integrationsfähige Systemmodule zu fordern. Das erlaubt es ihnen, spezielle Anforderungen an die Zulieferer zu stellen und dadurch Einspareffekte in der Zulieferkette zu erzielen“, Poduval.
Das einzige nennenswerte Problem für diesen aufstrebenden Markt bestehe derzeit im Fehlen von Vorschriften oder technischen Richtlinien für die Integration der Fahrwerkssubsysteme. Dadurch werde eine schnellere Markteinführung vernetzter Lösungen behindert. Allerdings soll in nächster Zukunft eine EU-Richtlinie in Kraft treten, in der die Fahrzeughersteller aufgefordert werden, Fahrzeuge mit aktiven Sicherheitsmerkmalen anzubieten. Dies dürfte nach Überzeugung der Berater zusätzliche Impulse für eine Beschleunigung der Fahrwerksintegration bringen.
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