Weichmacheröle – Aktuelle Diskussion um altbekanntes Thema
In der letzten Woche hatte sich die EU-Kommission mit der Verwendung von HA-Ölen (hocharomatisch) in Laufstreifen-Gummimischungen beschäftigt, die die Funktion haben, Reifen geschmeidiger zu machen, aber beim Abrieb in die Umwelt gelangen können und als krebserregend gelten. Das Umweltbundesamt hatte nachgelegt und will die Brüsseler Beschlüsse bereits wesentlich kurzfristiger als von der EU geplant umsetzen. Nokian erinnert (unter anderem via „Spiegel“ und Fernsehsendung „Kontraste“) daran, bereits im letzten Sommer den neuen Sommerreifen NRHi präsentiert zu haben, der ohne diese Giftstoffe auskommt. Zwar haben andere Reifenhersteller das Thema nicht in den Vordergrund gestellt, berücksichtigt wird es dennoch bei allen neu auf den Markt kommenden Reifentypen, wie der WdK feststellt.
Stellungnahme des WdK
Obwohl die EU-Kommission einen Vorschlag für eine Richtlinie erarbeitet und am Montag (16.2., d. Red.) veröffentlicht hat, der vorsieht, dass der Gehalt an polyzyklischen Kohlenwasserstoffen in aromatischen Weichmacherölen, die in der Reifenindustrie eingesetzt werden, ab dem Jahr 2009 auf eine Höchstmenge begrenzt wird, sucht das Umweltbundesamt im nationalen Alleingang die deutschen Reifenhersteller zu zwingen, bereits bis spätestens Ende 2005 auf diese Öle komplett zu verzichten.
Die Reifenindustrie unterstützt nach Aussage des Vorsitzenden des Wirtschaftsverbandes der deutschen Kautschukindustrie, Paul Eberhard Krug, die EU-Forderung und arbeitet gemeinsam mit der Mineralöl-Industrie und Herstellern von Synthesekautschuken intensiv an Ersatzlösungen für die in der Kritik stehenden Weichmacheröle.
Diese sind mittlerweile gefunden, so dass alle neu auf den Markt kommenden Reifentypen keine aromatischen Weichmacheröle mehr enthalten.
Unverständlich ist der vom Umweltbundesamt ausgeübte zeitliche Druck, zumal das in der EU für die toxikologische Bewertung von Stoffen zuständige “Scientific Committee on Toxicity, Ecotoxicity and the Environment” (CSTEE) das von den einzelnen polyzyklischen Aromaten ausgehende Risiko für Gesundheit und Umwelt eher als niedrig einschätzt.
Dem sofortigen kompletten Austausch der aromatischen Weichmacheröle steht nach Aussage von Paul Eberhard Krug entgegen, dass der Reifen ein, im Hinblick auf das „magische Dreieck“ Rollwiderstand, Abrieb und insbesondere Reifenhaftung bei Nässe, optimiertes Produkt darstellt.
Die Ausgewogenheit dieser Eigenschaften ist bei einem 1:1-Austausch der aromatischen Weichmacheröle durch andere Öltypen nicht von sich aus gegeben. Sie lässt sich nicht am Computer simulieren, sondern erfordert lange Test- und Versuchsreihen.
Da eine Gefährdung von Mensch und Umwelt durch aromatische Weichmacheröle als absolut gering anzusehen ist, steht für die Reifenindustrie das Thema Sicherheit des Reifens und damit des Autofahrers an erster Stelle. Diese darf, so Paul Eberhard Krug, keinesfalls einem ökologischen Schnellschuss geopfert werden.
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