Ist alles schon “in trockenen Tüchern?” (Update)
Die im August 2003 von Thomas Schwarz gegründete Reifen Schwarz Vertriebs GmbH soll das 77 Jahre alte und derzeit in Zahlungsnöten befindliche Familienunternehmen in wesentlichen Teilen übernehmen und fortführen, das ist der Passauer Neue Presse zu entnehmen. Das ist der wesentliche Inhalt des ziemlich überraschenden Ergebnisses, das der Presse am Freitag übermittelt worden ist. Die Fortführung sei möglich durch die Zusammenarbeit der Lieferanten Continental, Dunlop und Michelin sowie durch die Gründung einer Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft in Zusammenarbeit mit dem Arbeitsamt. Diese Entwicklung überrascht, denn zum Ende der Woche hin hatte sich der Eindruck immer mehr verstärkt, dass zwei von drei Reifenherstellern das so bezeichnete Sanierungskonzept doch nicht mittragen würden, denn es geht nicht nur um die Frage der erneuten Belieferung, sondern um Einräumung neuer nicht unerheblicher Lieferantenkredite auf nicht abzusichernder Basis. Zudem ist das Timing ungünstig, weil der Branche nun eine saisonal bedingte Durststrecke von drei Monaten bevorsteht. Theres und Thomas Schwarz kündigten das Einbringen erheblicher finanzieller Eigenmittel durch die Familie Schwarz an. Nach Erkenntnissen der Neue Reifenzeitung müssen dies mindestens 500.000 Euro in bar sein. Doch damit allein wäre auch noch nicht viel gewonnen. Als grober Erfahrungssatz gilt, dass für eine Niederlassung jeweils 100.000 Euro in Geld- oder Sachwerten einzubringen sind, wenn der Geschäftsbetrieb Aussicht auf Erfolg haben soll. Diese Zeitschrift hat nach wie vor aber weiter Anlass zu zweifeln, dass eine Zusammenarbeit der drei oben genannten Reifenhersteller abgesprochen und gesichert ist. Thomas Schwarz hatte in der vergangenen Woche bereits gesagt, sein Konzept lehne sich an das der Firma Bridgestone, das allerdings nicht förderungsfähig gewesen sei, an. Selbst wenn das so richtig wäre, hätte es Gläubigern und Belegschaft letztlich egal sein können, weil ein Weltkonzern wie Bridgestone Zusagen so oder so einhalten kann. Allerdings wurde nicht ausdrücklich erwähnt, dass ein solch ähnliches Konzept nun schon als förderungsfähig anerkannt ist. Offenbar laufen Gespräche und Verhandlungen zwischen denen, die es angeht, immer noch. Über den Verlauf der Mitarbeiterversammlung am Samstag Vormittag –die Presse war ausgeschlossen- gibt es unterschiedliche Aussagen. Die Zeitung „Am Sonntag“ schreibt, einzelne Mitarbeiter hätten von einem „Affenzirkus“ gesprochen. Nach Einschätzung von Thomas Schwarz „stehen 90 Prozent der Mitarbeiter hinter der Firma.“ Mitarbeitersprecher Hubert Stockmayer bestätigt, dass „die Mehrheit der Mitarbeiter hinter der Geschäftsführung” steht. Thomas Schwarz konnte allerdings auch dieses Mal noch nicht konkreter werden. Das noch ausstehende Novembergehalt werde „so schnell wie möglich“ bezahlt und die Firmenleitung sei außerdem bemüht, „so schnell wie möglich wieder lieferfähig zu werden.“ Einstweilen werde die alte Gesellschaft Schwarz eine Einigung mit den Gläubigern anstreben dergestalt, dass es zunächst zu einer Stundung der Forderungen käme und diese dann über Jahre hinweg abgetragen würden. Es dürfte allerdings schwer sein, dafür auch Gläubiger gewinnen zu können, deren Forderungen versichert sind. Ohnehin sind Vergleichsverhandlungen früher schon geführt worden und an der ablehnenden Haltung von Gläubigern gescheitert. Äußerst überraschend kam auch die Zusage, den Mitarbeitern das Novembergehalt nunmehr zahlen zu wollen. Das würde einen Insolvenzantrag der Reifen Schwarz voraussetzen, so dass es zur Zahlung von Konkursausfallgeld kommen könnte. Theoretisch besteht auch die Möglichkeit, das Geld aus dem Geschäftsbetrieb der schlingernden Firma Reifen Schwarz zu nehmen; ob das aber die Gläubiger einfach so hinnehmen, muss bezweifelt werden. Der Neustart ist, um es mit den Worten von Thomas Schwarz zu sagen, leider doch noch nicht „in trockenen Tüchern.“ Sollte der Plan mit der Vertriebs GmbH aber wirklich umgesetzt werden können, so dürfte sich Theres Schwarz einen solchen Erfolg anheften. Sie habe, darin sind sich die Gläubigervertreter einig, nie aufgegeben und sich dadurch viel Respekt und Anerkennung verschaffen können, so dass die Gläubiger stets noch einmal neu und nachverhandelt hätten. Es bleibt nun abzuwarten, ob die entstandenen Hoffnungen auch erfüllt werden können.
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