Goodyear will mehr Flexibilität durch Tarifvertrag erreichen
Mit dem neuen Tarifvertrag zwischen Goodyear Tire & Rubber und der United Steelworkers of America (USWA), den Vertreter des Reifenherstellers am Montag in Akron, Ohio, Pressevertretern erläuterten, erreiche das Unternehmen die notwendige operative Flexibilität sowie Einsparungsziele, die zu Beginn der Verhandlungen formuliert worden waren. „Das Ziel der Verhandlungen war etwas, das wenige für möglich gehalten haben: Eine faire Abmachung mit der etwa eine Milliarde US-Dollar über drei Jahre eingespart werden können, ohne die Arbeit einzustellen“, sagte Goodyears CEO Robert J. Keegan am Montag in Akron vor Pressevertretern.
„Durch die zahlreichen komplexen Streitpunkte, um die es während der Verhandlungen gegangen war, haben sich die Beratungen hingezogen. Aber unsere Geduld und Zielstrebigkeit ist durch einen Vertrag belohnt worden, der maßgeblich für den Turnaround in Nordamerika sein wird“, so Keegan weiter. Der Dreijahresvertrag, der für 14 Goodyear-Werke in den USA gilt, gebe dem Reifenhersteller die Möglichkeit, kostenintensive Produktionskapazitäten abzubauen, die Gesundheitsvorsorgekosten einzugrenzen sowie die Produktivität zu verbessern. Darüber hinaus biete der Vertrag auch den Rahmen für eine fortgesetzte Kooperation zwischen dem Unternehmen und der USWA. Keegan zufolge beschreite man mit dem Vertrag neuen Boden in Sachen Gesundheitsvorsorgekosten: die Arbeiter werden künftig etwa durch Zuzahlungen für verschreibungspflichtige Medikamente stärker an der Vorsorge beteiligt; in Sachen Renten: die Rentenleistungspflichten des Unternehmens werden nicht erhöht. Des Weiteren wurde vertraglich vereinbart: ein zweijähriges Moratorium für Pensionskredite, keine allgemeinen Gehaltssteigerungen, klar geregelte Kosteneinsparungen und Produktivitätsverbesserungen für jedes Goodyear-Werk, ein Netz an notwendigen Kooperationen und Konsultationen zwischen dem Unternehmen und der USWA, die sich auch auf den Schuldenabbau beziehen.
Keegan zufolge stellt der Tarifvertrag eine bedeutende Übereinkunft dar, um kostenintensive Produktionskapazitäten in Nordamerika abzubauen und um die weltweite Rohstoffversorgung zu steuern. Vor dem Hintergrund der bereits im April mit den Banken vereinbarten Refinanzierung der Goodyear-Schulden wolle das Unternehmen seine Bilanzen nun noch weiter verbessern und im laufenden Jahr 250 Millionen US-Dollar neuer Schulden aufnehmen sowie 75 Millionen Dollar Eigenkapital aufbringen. Bis zum vierten Quartal 2004 sollen befristete und revolvierende Kredite, die im April 2005 fällig sind, mit Darlehen und Sicherheiten, die eine dreijährige Laufzeit haben sollen, neu finanziert werden. Ferner hat Goodyear eingewilligt, jedem der USWA zugehörigen Arbeiter und Rentner gewisse Zahlungen zu leisten, sollten diese Refinanzierungspläne nicht umgesetzt werden. Sollte sich Goodyear nicht an die wichtigsten Finanzabkommen der revolvierenden Kredite halten, müsse das Unternehmen diese durch Eigenkapital ausgleichen. „Die rechtzeitige Refinanzierung unserer Bankschulden war stets ein zentraler Punkt unseres Geschäftsplans“, so Keegan.
Als Teil der neuen Partnerschaft zwischen Unternehmen und Gewerkschaft habe Goodyear der USWA einen Sitz im Aufsichtsrat zugebilligt. 12 der 14 von der USWA vertretenen Goodyear-Werke erhalten für die dreijährige Laufzeit des neuen Tarifvertrags einen „geschützten“ Status, das Unternehmen darf sie also nicht schließen. Die Goodyear-Dunlop Reifenfabrik in Huntsville, Alabama, gehört nicht dazu, darf also geschlossen werden.
Das Kelly-Springfield-Werk in Tyler, Texas, erhält den Status „teilweise geschützt“. Goodyear hat sich verpflichtet, das Werk offen zu halten, und will mit der USWA mögliche Produktivitätssteigerungen vereinbaren. Des Weiteren kann Goodyear, falls nötig, die Belegschaft in Tyler auf 60 Prozent (zum Stand August 2003) verringern. Auch in den 12 geschützten Werken kann Goodyear die Belegschaft um 15 Prozent verringern, wobei ein Schiedsgericht die Notwendigkeit und Effektivität der Stellenstreichungen beurteilen muss. „Während es keinen im Vertrag festgeschriebenen Kapitalaufwand für diese 12 Werke gibt, wollen wir versuchen, deren Wettbewerbsfähigkeit aufrecht zu erhalten und geben ihnen eine Vorrangstellung bei der Herstellung von Produkten, die in Nordamerika verkauft werden“, so Jonathan D. Rich, Präsident von North American Tire.
„Ein weiteres wichtiges Ziel war die Nutzung unserer globalen Kapazitäten, um die Profitabilität in Nordamerika zu erhöhen“, so Rich weiter. „Mit dem Vertrag können wir Reifen in Märkte importieren, die derzeit von Tyler versorgt werden. Außerdem können wir so viel Reifen wie nötig importieren, sollten unsere Kapazitäten in den USA nicht ausreichen. Es gibt keine Bedingung in den USA Kapazitäten hinzuzufügen, um diese Importe auszugleichen.“
Die Gewerkschaft habe klar definierten Verpflichtungen zugestimmt, um Kosten in jedem Werk einzusparen, so Rich weiter. Dies könne durch weiteren Stellenabbau erreicht werden, durch eine Umstellung der Arbeitsabläufe oder Anreize oder auch durch andere Methoden. North American Tire verringert derzeit bereits Arbeitskräfte in den Werken und Verwaltungen, um dieser Verpflichtung zu entsprechen. „Dies ist die Art der gemeinsamen Anstrengung, mit der wir den Turnaround im Gadsden-Reifenwerk geschafft haben und mit der wir unsere langfristige Effizienz, unseren Kosten- und Arbeitsfluss dramatisch verbessern werden“, so Rich weiter.
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